Schloß Richmond-Park / Kennelgebiet
Der Richmondpark wurde 1768 von der englischen Prinzessin und späteren Braunschweiger Herzogin Augusta Friederike Louise (1737 - 1813), einer Schwester des englischen Königs Georg III., nach Plänen von Lancelot Capability Brown, dem damals und auch heute noch bekanntesten Gartenarchitekten Englands, angelegt. Mit dem zeitgleich entstandenen Wörlitzer Park bei Dessau zählt der Richmondpark zu den frühesten Landschaftsgärten in Norddeutschland.
Das Besondere an dem Braunschweiger Park sind von Anfang an die vom Schloss ausgehenden großen Blickachsen gewesen, die durch unregelmäßig gestaltete Baumgürtel gegliedert weit in die Talaue – ursprünglich bis zum Harz – reichten. Die Anlage war in der für Brown typischen Art vorrangig auf die Gewinnung eines möglichst ruhig und malerisch wirkenden idealen Land-schaftsgemäldes angelegt, während Tempel und Grotten sowie weitere Kleinbauwerke den Park nur in Randbereichen belebten. In ähnlicher Form hatte Brown auch den Richmondpark in London gestaltet, in dem die Prinzessin aufgewachsen war. Durch die Einbeziehung der umgebenden Natur und die raffinierte Gestalt der Zentralbereiche des Gartens, die einem Naturtheater glichen und sich zur Okeraue – in England zur Themseaue - wie zu einer Bühne öffneten, war die Anlage überaus einprägsam und offenbar schon kurz nach ihrer Fertigstellung so sehenswert, dass Hirschfeld sie in seiner „Theorie der Gartenkunst“ 1785 ausführlich beschrieb.
An die Londoner Situation erinnert vor allem die Lage des Schlösschens auf einem landschaftsprägenden Hügel über der Oker - in London/Richmond vergleichbar mit Richmond Hill, einem weithin bekannten Aussichtspunkt über der Themse.
Der Parkteil, den Augusta anlegen ließ, wurde ab 1830 von Herzog Wilhelm nach Plänen von Burmester wesentlich erweitert und mit zusätzlichen Schlossbauten versehen (Williams Castle), die jedoch um 1900 wieder abgerissen wurden. Die Teile des Kennelbades und die verwilderten Bereiche an der Müllerschule erinnern noch an diesen Parkteil. Den heutigen Eingangsbereich des Kennelbades bildete ursprünglich eine große Insel, von der heute nur noch der Südrand erkennbar ist.
Die nach Beginn der Restaurierung 1987 sichtbar gewordene Gartenfläche kann inzwischen wieder einen Eindruck von der Ursprungsgestalt, d. h. dem Park des 18. Jahrhunderts, vermitteln. Sie ist allerdings nicht in allen Teilen gleich gut erhalten, sodass weitere Schritte zur Instandsetzung noch erforderlich sind. Dieses gilt u. a. für das Umfeld des Spielmannsteiches. Im Rahmen der Parkrestaurierung sind inzwischen die großen Sichtachsenfächer, der „Pleasure ground“ vor dem Schloss als auch zahlreiche Wege wieder instand gesetzt worden, die jahrelang nur noch im Relief des Parkbodens erkennbar waren.
Über den Richmondpark in Braunschweig und dessen Geschichte als auch über das englische Richmond sind zahlreiche Ver-öffentlichungen vorhanden, auf die hiermit hingewiesen wird:
Christiani, Franz-Josef: „Schloß Richmond“
(Arbeitsbericht aus dem Städtischen Museum Braunschweig),
Braunschweig, 1984
Tute, Heinz-Joachim/ „Gartenkunst in Braunschweig“
Köhler, Marcus: in: Braunschweiger Werkstücke,
Band 76/1989
Tute/Ulferts/Schrader/ „Richmond – Schloß und Garten“
Kwan: Bildband, Juli 1993
Seit dem Jahr 2000 bereichert ein Rundtempel als achtsäuliger Monopteros das West-ufer des Spielmannsteiches. In direkter Blickachse zum Schloss Richmond ist mit Hilfe der Braunschweiger Handwerkerschaft ein aus dem Landkreis Gifhorn der Stadt Braunschweig gespendeter Rundtempel liebevoll restauriert worden.
Ursprünglich aus Salzdahlum kommend fand der Tempel seinen Weg über Braunschweig und Triangel bei Gifhorn wieder zurück nach Braunschweig. Ganz im Stil eines englischen Land-schaftsgartens hat dieses Schmuckstück seinen Platz in der Blickachse zum Schloss Richmond gefunden.
Die Nutzung des Schlosses u. a.:
• Die Touristinformation der Braunschweig Stadtmarketing GmbH bietet Schlossführungen an
• Das Standesamt führt Trauungen im Schloss durch