Vom Klosterhof zur Stadtrandgemeinde

In der Tiefebene zwischen dem Sandbach im Westen und der Schunteraue im Norden erstreckt sich die Stadtrandgemeinde Dibbesdorf. Die Bebauung wird im Süden durch die Bundesstraße 248 begrenzt; daran schließen sich größere Flächen des Dibbesdorfer Waldes und landwirtschaftlich genutzte Ländereien an. Vor der Begradigung der Flussläufe schlängelten sich diese durch Grünzonen. Die Schunter war östlich das Sandbaches in drei Wasserarme geteilt.

Obwohl der Ort erstmals 1226 urkundlich als „Thitbechtestorp“ erwähnt wird, weisen Funde auf Siedlungen in der frühen Rodeperiode zwischen 500 und 800 n.Chr. hin. „thorp“ steht für die „Siedlung mehrerer Leute“ und die erste Namenshälfte erinnert mit „Dietbrecht“ an „der im Volke glänzende“. Weitere Namen sind Dibbekenstorp (1262) und Dibbekensdorp (1302). Im Jahre 1260 wird das gesamte Anwesen mit allen Wiesen, Äckern, Wäldern, Gewässern, Fischereien und Gerichtsbarkeit vom Zisterzienserkloster Riddagshausen erworben. Mit dem Erwerb des Zehnten als Lehen braucht das Kloster, das Grundherr der gesamten Dorfflur ist, diesen vor der Ernte nicht mehr einzuziehen, da ihm die Felder und damit der Ernteertrag gehören. Wegen der Zuständigkeit des Klosters erübrigte sich in der Folgezeit auch der Bau einer Kirche.

1325 gab es Fehdekämpfe mit den Soldaten des Grafen von Wernigerode, die den Klosterhof verwüsteten. Mit dem Wiederaufbau entstand ein Sackgassendorf überwiegend mit den Höfen der Ackerleute. Die Einwohnerzahl nahm zu und die Kotsassen schufen eine zweite Sackgasse. – Aufgrund der Lage an einer Einfallstraße nach Braunschweig mussten die Dibbesdorfer immer wieder Raub und Zerstörungen ertragen, welche die durchziehenden Kriegsvölker verursachten. Sie bauten die Gebäude mit dem Holz aus ihrem Wald wieder auf.

Aufzeichnungen Mitte des 19. Jahrhunderts belegen, dass sich im Schunterwerder nördlich des heutigen Lüddewegs ein runder Hügel, der von einem Wassergraben umgeben war, in der sehr niedrigen Wiesengegend befand: die „Ossenburg“. Wissenschaftliche Untersuchun-gen der Burgstelle, die Aufschluss über die Entstehung und Geschichte geben könnten, sind nach der Begradigung der Schunter nicht mehr möglich.

Die Einwohnerzahl nahm in jedem Jahrhundert zu. Die Flurkarte von 1749 weist fünf Ackerleute, neun Kotsassen und drei Häuslinge aus. Ackerleute bewirtschafteten ein großes Gut (ca 120 Morgen), Kotsassen besaßen ein Haus mit kleinen Ländereien und Häuslinge waren häufig Handwerker, die zur Miete wohnten.

1791 hatte Dibbesdorf 139 Einwohner in 18 Wohngebäuden, die sich auf 14 Hof- und Gartenstellen und vier Anlagen für Hirten- und Schulgarten bzw. Schulmeister oder Gemeindeaufgaben aufteilen. 1939 waren 261 Personen gemeldet. Durch die Flüchtlingswelle nach dem zweiten Weltkrieg lebten 1950 hier 474 Bürger. 1970 zählte Dibbesdorf 961 Einwohner und seit einigen Jahren liegt die Einwohnerzahl bei knapp 1700 Personen.

In den letzten 140 Jahren hat sich die Dorfstruktur wesentlich verändert. Ein Großbrand im Jahre 1865 vernichtete fast alle Gebäude, lediglich sechs Häuser am südlichen Ortsrand blieben von den Flammen verschont. Diese erkennt man am ebenerdigen Hauseingang. Die abgebrannten Gehöfte sind an gleicher Stelle wieder aufgebaut worden. Sie kennzeichnen das Dorfbild mit Fachwerk- und Backsteinfassaden. Vor knapp 50 Jahren entstanden am süd-westlichen Ortsrand „Im Holzwinkel“ 18 landwirtschaftliche Siedlungshäuser. In den 60-ziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Siedlung „Kleiner Mooranger“ nahe des ehema-ligen Bahnhofs gebaut. Zwischen beiden Ortsteilen, die ca. 700 m auseinander lagen, be-fand sich eine landwirtschaftlich genutzte Fläche. Vor etwa 20 Jahren wuchs der Ort mit Beginn der Bebauung in diesem Gebiet, der Siedlung „Hühnerkamp“, zusammen.

1974 wurde Dibbesdorf zur Stadt Braunschweig eingemeindet. Es verlor seine Eigenständigkeit und die Schule wurde geschlossen. Aus einem Dorf, das noch vor etwa 50 Jahren von der Landwirtschaft und vielen kleinen Handwerksbetrieben geprägt wurde, hat sich eine Stadtrandgemeinde mit nur noch zwei landwirtschaftlichen Betrieben entwickelt.

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