Rüningen
Rüningen: Das Mühlendorf an der Oker
Das Dorf Rüningen wurde um 800 nach Christus im Güterverzeichnis des Klosters Fulda als "Riungi" erstmalig erwähnt. In der Urkunde steht, dass Uodiltag und seine Gemahlin Wentelsvint ihre Güter, südlich der Aller und an der Oker gelegen, dem Kloster des heiligen Bonifatius durch eine Urkunde übertrugen.
Kriege, Unruhen, Aufstände und Machtkämpfe beherrschten in früheren Zeiten die Region um Braunschweig, wobei das Dorf Rüningen oftmals in diese unrühmlichen Ereignisse mit einbezogen wurde.
Bei Kämpfen um die deutsche Königskrone zwischen dem Welfen Otto IV. und dem Staufer Philipp von Schwaben wird Rüningen 1200 niedergebrannt.
Raublustiger Adel plünderte 1380 die Dörfer um Braunschweig, ein Jahr später tobt die Schlacht am Thieder Lindenberg zwischen der Stadt Braunschweig und dem Herzog Otto der Quade, wobei Rüningen erneut in Flammen aufgeht.
Da in diesen Zeiten Straßen und Dörfer besser vor Raubgesindel geschützt werden sollten, wurde kurz vor 1400 mit dem Bau einer Sicherungsanlage um Braunschweig - die Landwehr – begonnen.
Bei Rüningen, an der Straße nach Thiede, einer wichtigen Verbindung nach Frankfurt, wurde 1398 auch der Rüninger Landwehrturm errichtet.
Streitigkeiten und Raubzüge gehen aber trotz dieser schützenden Maßnahmen weiter und so wurde die 1318 erwähnte Rüninger Mühle bei einem Rechtsstreit zwischen Herzog Heinrich und der Stadt Braunschweig am 17.August durch ein Feuer vernichtet.
Da es 1588 wegen der Pfarrstellenbesetzung der Rüninger Pfarre zwischen dem Herzog Julius und dem Rat der Stadt Braunschweig zum Streit kam, wurden der Kaiser und das Reichskammergericht angerufen. Eine Einigung wurde nicht erzielt, und die Pfarre blieb ohne Pfarrer. So schwiegen sieben Jahre lang in Rüningen die Glocken, und es konnte weder getauft, getraut, noch auf dem Kirchhof bestattet werden. Nur einige Male wurde der Pastor von Lehndorf um Hilfe gebeten.
Das "Rüninger Zollhaus" wird 1643 errichtet; 14 Jahre später -1657- wütet die Pest im Dorf, an der 13 Menschen sterben.
Die Zeit geht jedoch weiter und bleibt auch in Rüningen nicht stehen.
So wird 1724 der alte Landwehrturm abgerissen und nur das Rüninger Zollhaus bleibt erhalten. Am Heerstieg wird 1732 die erste Schule des Dorfes errichtet.
Zur Verhütung von Bränden musste 1773 jeder Einwohner einen ledernen Eimer für Löschwasser in Bereitschaft halten und am 8. November 1871 wurde die "Pflichtfeuerwehr" Rüningens gegründet.
Die Ablöseverordnung von 1834 lässt die Rüninger Bauern freie Herren auf freier Scholle werden und im selben Jahr fährt die erste deutsche Staatsbahn von Braunschweig über Rüningen nach Wolfenbüttel.
Die modernisierte Rüninger Mühle kann 1895 eine Tagesleistung von 120 Tonnen Mehl mahlen und die Familie von Damm tritt 1897 in den Dienst der Mühle ein.
Im Jahre 1933 zählt Rüningen 1029 Einwohner und das Rüninger Gebiet der heutigen Gartenstadt kommt zur Stadt Braunschweig, um die Siedlung der damaligen "Dietrich-Klagges-Gartenstadt" mit 5 unterschiedlichen Haustypen entstehen zu lassen.
Im letzen Kriegsjahr 1945 werden die Kirche und viele Häuser durch Bomben zerstört, ebenso werden auch
vor dem Einmarsch der Amerikaner 1945 der Silo der Rüninger Mühle und einige Häuser des Ortes durch die erfolgte Sprengung der Okerbrücke stark beschädigt. Mit dem dann folgenden Wiederaufbau wurde 1948 ein neuer Gemeinderat gewählt und Rüningen feiert 1950 sein 1000 jähriges Bestehen.
Der Ort hat zu dieser Zeit 1685 Einwohner, davon 593 Vertriebene aus den Ostgebieten.
Die Kirche wird 1953 wieder aufgebaut und ein Kindergarten eingerichtet. Die Erschließung des Gewerbegebietes erfolgt 1960, wobei auch mit dem Neubau der Grund- und Hauptschule begonnen wird.
Rüningen zählt Ende 1963 durch die Errichtung zahlreicher neuer Wohnungen über 4000 Einwohner. In dieser Zeit werden die Friedhofskapelle und die Sporthalle fertig gestellt sowie der Bau der Sportanlage am Leiferder Weg begonnen.
Als Rüningen im Jahr 1974 durch die Verwaltungs- und Gebietsreform in die Stadt Braunschweig eingemeindet wird, verliert der Ort seine politische Selbständigkeit. Am Tage der Eingemeindung weht in Rüningen die Gemeindefahne mit Trauerflor auf Halbmast.
Die Ortsräte werden 1981 durch die Stadtbezirksräte ersetzt. Hierbei gelingt es dem Rüninger Rat, dass der Ort ein eigener Stadtbezirk bleibt und nicht mit anderen Orten zusammengelegt wird.
Sein "echtes" 1200jähriges Bestehen begeht der Ort 1985 mit einer großen Feier.
Heute ist Rüningen ein Braunschweiger Stadtbezirk mit ca. 3000 Einwohnern, der leider durch das hohe Verkehrsaufkommen auf der Thiedestraße, der Autobahn und auch der Eisenbahn beeinträchtigt wird.
Trotzdem verfügt Rüningen über eine intakte Infrastruktur an Einkaufsmöglichkeiten, Grund- und Hauptschule, ev. und kath. Kirche, Kindergarten, Sportanlage sowie eine gute Verkehrsanbindung nach Braunschweig und Salzgitter.
Die Rüninger Vereine, die Freiwillige Feuerwehr und der Seniorenkreis pflegen ein abwechselungsreiches Vereinsleben. Durch die Nähe zum Südsee erhält der Stadtteil einen besonderen Naherholungswert für Jung und Alt.
Aus der Chronik
Jahr | Ereignis |
---|---|
780-802 | Erste urkundliche Erwähnung. |
1433 | Die Leibeigenschaft der Bauern wird beendet. |
1749 | Die Mühle befindet sich im Besitz der Familie Kalm. |
1834 | Rüningen erhält einen Dorfschmied. |
1910 | Gründung des Arbeiter-Turnvereins in Rüningen. |
1964 | Beginn der Okerregulierung. |
2004 | Planung einer neuen Autobahnabfahrt im Süden des Ortes |
2005 | Ausgrabungen im südlichen Bereich von Rüningen bringen Urnengräber (etwa 400 Jahren n.Chr.) zu Tage |