Geschichte

Archäologische Funde aus paläolithischer Zeit bezeugen eine frühe Besiedelung der leichten Anhöhe auf der das alte Dorf steht. Der von der Eiszeit geprägte Sandrücken war ein guter Platz für eine Ansiedlung – umgeben von bewaldeten Jagdrevieren und geeignet Ackerbau auf dem zum Sandbach abfallenden Hang zu betreiben. Tonscherben und Urnen aus vorchristlicher Zeit wurden im Jahr 1884 durch den Domprediger zu BS, Abt Thiele, im Umfeld der Schafbade geborgen.

 

9./11.Jh. – der Ortsname lässt eine Gründung der Liudolfinger vermuten. Eine der zahlreichen "-rode" Siedlungen im Vorharz, ein sogenanntes "Schenkungsdorf" zur Ansiedelung Fuldaer Mönche? Darauf deuten ebenfalls die sehr frühen Anfänge einer christlichen Kirche. Vor den häufigen Überfällen und Raubzügen slawischer Horden verschanzten sich die Bewohner hinter Wassergraben und aufgeschüttetem Erdwall im sumpfigen Gelände des Sandbachtales. Der "Schafbade-Teich" hinter dem Möbelhaus an der Bundesstraße ist ein kleiner Rest der ehemaligen Fluchtburg - ein so genannter "Borwall". Im Jahr 1827 beschreibt und skizziert der Amtsrichter Käufer  die Teichanlage. Von den ehemals vier Teichen sind Feuerteich und Schafbade geblieben.

 

1154 – der Ort ist erwähnt in einer Schenkungsurkunde Heinrich des Löwen. Fridericus de Volcmariggerod beglaubigt eine Schenkung an das Kloster Riechenberg bei Goslar. Bei Heinrich dem Löwen und seinen Söhnen dienen die "Herren von Volkmarode" als Ministerialbeamte. Die Familie besitzt Ländereien und Zehntrechte in vielen Orten zwischen Harz und Heide.

 

1302 – das Aegidienkloster zu Braunschweig erwirbt Hofstellen und Länderein in Volkmarode. Die Kaufurkunde erwähnt eine "Borchstede".  

 

1354 – Volkmarode wird ein Dorf des Amtsbezirkes Campen und verbleibt in diesem Amt bis in die napoleonische Zeit - Kanton Wendhausen im Königreich Westfalen. Der Verwalter des Amtes Campen, zugleich Pächter der gleichnamigen Burg, ist Grundherr der Volkmaroder. Ihm sind die Volkmaroder Bauern zu Abgaben und Diensten verpflichtet.  

 

1512 bis 1706 – das "Amt Campische Dorff Volckmarode" gehört zum Fürstentum Lüneburg. Die Feldmark des Dorfes grenzt an das Herzogtum Braunschweig.

 

1626 – schwere Verwüstungen durch dänische Truppen treffen den Ort im 30-jährigen Krieg. Die Kirche und acht Hofstellen werden zerstört.

 

1754 – erste umfassende Dorfbeschreibung und Vermessung der Ländereien. Kaum mehr als 60 Menschen ernährt die Feldmark. Im Dorf wirtschaften vier Acker- und fünf Kothöfe. Die wöchentlichen Spanndienste nach Amt Campen erschweren das Bewirtschaften der Höfe.

Bemerkenswert:  "Die gesamte Volkmaroder Feldmark ist zehntfrei".

Die Ackerflächen der Kernflure am Dorfrand, streifenförmig in Wannen aufgeteilt, sind zu gleichen Teilen im Besitz den Ackerhöfe Nr.1 (Kirchgasse 4) und Nr.2 (Alte Dorfstr. 3) – wohl ein eindeutiger Hinweis, dass diese beiden Höfe aus einer Teilung des "Burghofes" (Borchstede) hervorgegangen sind.

Die Fallerslebische Heerstraße (Berliner Heerstraße) wird gebaut.

In den alten Dorfbeschreibungen und Karten wird Volkmarode als "Kirchdorf" bezeichnet. Zur Parochie von Volkmarode gehörten die Dörfer Schapen, Weddel, Dibbesdorf, Hordorf und Essehof. Verblieben in einem Kirchspiel sind Dibbesdorf und Volkmarode (ev.-luth. Kirchengemeinde St. Thomas).  

 

1799 – die Dampfziegelei Moorhütte wird von dem Verleger Friedrich Vieweg gegründet. Über fast zwei Jahrhunderte beschäftigt das Werk viele Menschen aus der Umgebung. Mit dem Beginn der Industrialisierung gibt es neue Erwerbsmöglichkeiten. Familien, die sich von Saisonarbeit und etwas eigener Landwirtschaft ernähren, siedeln am Rand des alten Dorfes (Brinksitzer und Anbauer).

 

1824 – Volkmarode dem Distriktgericht Riddagshausen unterstellt.

 

1832 – Volkmarode zugeordnet der Kreisdirektion Braunschweig mit den Ämtern Riddagshausen und Vechelde – dem späteren Landkreis Braunschweig.

 

1861 – Restaurierung und Umgestaltung der Kirche durch Kreisbaumeister Maria Krahe. 

 

1861 – erste Sitzung und erster Flurplan zur Neuordnung der Feldmark. Separation in Volkmarode, Verkoppelung der Acker- und Wiesenflächen von 1864 bis 1874. 

 

1872 – an der Berliner Heerstraße wird  das erste Haus (ass.Nr.23) gebaut. Haus des Chausseewärters Horney, hat Schankrecht – Berliner Heerstraße 55.

 

1901 – Bau der Villa Weihe, Berliner Heerstraße 9 – Baudenkmal.

 

1913 – die Überlandzentrale Helmstedt setzt die ersten Strommasten im Ort zur Versorgung mit elektrischer Energie.

 

1915 – Bau der Optischen Werke Voigtländer in Gliesmarode, nahe der Grenze zu Volkmarode. Das Werk spielt eine bedeutende Rolle als Arbeitgeber. Betriebsschließung im Jahr 1971.

 

1938 – die ersten Einfamilienhäuser entstehen in den Siedlungen Wolfskamp, Finkenkamp und am Grenzweg. Gründung der Siedlergemeinschaft. Der Ort hat nun 716 Einwohner.

In den Jahren vor Beginn des Zweiten Weltkrieges existieren noch 12 landwirtschaftliche Vollerwerbshöfe im Dorf und 16 Anbauer bewirtschaften nebenberuflich ihre zwei oder vier Hektar Eigen- oder Pachtland.

 

1939 bis 1945 – Kriegszeiten. Bei den Luftangriffen kommt der Ort relativ unbeschadet und ohne Menschenopfer davon. Von Brandbomben getroffen werden 23 Häuser im Mai 1944. Beim Einzug amerikanischer Panzer am 12. April 1945 hängt die Weiße Fahne am Kirchturm. Die Einwohnerzahl steigt auf 1172 Personen zu Beginn des Jahres 1946, darunter 494 Flüchtlinge, Evakuierte und Ausgebombte.

 

1951 – Anschluss an den Wasserverband Weddel-Lehre (WWL). In den Straßen werden die ersten Frischwasserleitungen verlegt, die bisherige Versorgung aus hauseigenen Brunnen entfällt. Schmutz- und Regenwasser wird bis zum Bau von Straßenkanälen im Jahr 1958 über Kleinkläranlagen und Vorflutergräben entsorgt.

 

1952 – die Gemeinde beschließt die Schule am Kirchplatz aufzugeben. Ein erster Bauabschnitt der neuen Schule in der Schulstraße (Unterdorf) wird 1953 bezogen. Eine Turnhalle erhält die Schule im Jahr 1966.

Für Volkmarode wird ein erster Bebauungsplan aufgestellt und Straßennamen werden eingeführt.

 

1969 – in Volkmarode leben jetzt 3214 Einwohner. Städter zieht es mit dem Wirtschaftsaufschwung der Nachkriegsjahre in das Grüne Umland der Großstadt Braunschweig. Landarbeiter wechseln in die Industriebetriebe. Zahlreiche Volkmaroder arbeiten im Volkswagenwerk -  auch Landwirte, die ihren Hof noch für wenige Jahre als Nebenerwerb weiterführen.

 

1970 – mittelständige Gewerbebetriebe siedeln sich am Kirchweg an.

 

1972 – die Ziegelei Moorhütte  schließt und stellt die Produktion ein. Bebauungspläne für die Wohngebiete Birkenheg, Steinkamp, Mühlenring.

 

1974 – mit der Niedersächsischen Gebietsreform wird Volkmarode ein Stadtteil von Braunschweig – die Gemarkung hält 326 ha, das sind 1,7% der Stadtfläche. Die Straßenbahn wird an die Ortsgrenze, den Grenzweg herangeführt. Noch vor der Eingemeindung in die Großstadt initiiert die  politisch selbständige Gemeinde Volkmarode den Neubau des Schulzentrums am Seikenkamp und Gründung eines Schulzweckverbandes(1972-1975)unter Beteiligung der fünf Nachbargemeinden.
Architeketnwettbewerb für den Neubau des Feuerwehrhauses am Ziegelkamp.

1978 – Bebauungsplan Moorhütte - Wohnhäuser auf dem Gelände der ehemaligen Dampfziegelei Moorhütte.

1980 – Versorgung der Häuser mit Erdgas.

1997 – Bebauungsplan für das Wohngebiet Volkmarode-Nord (Kruseweg). Erster Neubau im Jahr 2002 auf dem Grundstück Ziegelkamp 32.

2004 - Volkmarode feiert "850 Jahre" - s. Veröffentlichung des Heimatvereins

2007 - Fertigstellung der Haupterschließungsstraßen im Neubaugebiet VO-Nord, Ziegelkamp und Ziegelwiese.

2009 - Neubau des städt. Kindergartens und Krippe, Ziegelkamp (AWO).
Die integrierte Gesamtschule - IGS - am Seikenkamp nimmt am 06. August mit einem ersten Jahrgang den Unterricht auf.

2010 - An der Straße Klevergarten (B-Plan Seikenkamp-Nord) werden die ersten Häuser gebaut.
Grundsteinlegung für die Mensa der IGS.
Bau des Radweges entlang der Hordorfer Straße zwischen Schapen und Gliesmarode.

 

Jörn Miehe -  im Dez. 2010

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Literatur zur Heimatgeschichte:
Zu beziehen über Herausgeber und Heimatverein Volkmarode e.V.
Nicht erhältlich im Buchhandel. Kein gewerblicher Buchvertrieb.

 

Volkmarode – Ein Dorf am Rande der Stadt Braunschweig
Zahlreiche Auszüge aus historischen Schriftquellen und Erzählungen.
Herausgegeben von Fritz u. Michael Koch, 
                                    BS-Volkmarode,Seikenkamp 14.
163 Seiten – gedruckt 2001 bei Meyer-Borrman GbR, Königslutter.

 

Quellenbuch zur Ortsgeschichte 1154-2004
Herausgegeben von Fritz u. Michael Koch, 
                                    BS-Volkmarode, Seikenkamp 14.
Vollständige und umfangreiche Zusammenstellung der wichtigsten
Fundstellen und Archivquellen zur Geschichte des Ortes Volkmarode.
215 Seiten – gedruckt 2003 bei Hessler Digitaldruck GmbH, BS.

 

850 Jahre Volkmarode
Ein Zeitdokument aus dem Jubiläumsjahr 2004
Historie des Stadtteiles, seiner Vereine und Gemeinschaften.
40 Autorenbeiträge, mit zahlreichen Fotos und Abbildungen.
Eine Veröffentlichung des Heimatvereins Volkmarode e.V. in
         Zusammenarbeit mit dem Ortsheimatpfleger.
108 Seiten – gedruckt 2004 bei Goihl Druck, Stuhr.

 

Volkmarode – Geschichten und Anekdoten
Gesammelte Autorenbeiträge, Geschichten aus Vergangenheit
        und Gegenwart, mit zahlreichen Fotos und Zeichnungen.
Herausgegeben von: Ortsheimatpfleger Jörn Miehe, 
                                     BS-Volkmarode, Ziegelkamp 3.
108 Seiten – Zweite Auflage gedruckt 2007
                                   bei Knust GmbH, BS-Gliesmarode.

Volkmarode – Straßen, Flurnamen, Assekuranzen
Herausgeber: Heimatverein Volkmarode e.V.
Buchautor:      Ortsheimatpfleger Jörn Miehe
Text u. Inhalt:  Flurkarten, Ortspläne, alle Straßen mit Foto,
                        Erfassung und Deutung der historischen Flurnamen,
                        Assekuranznummern der Häuser 1754-1964
   76 Seiten – Erste Auflage, November 2008,
                        gedruckt bei Knust GmbH, BS-Gliesmarode
Erhältlich über Vorstand des Heimatvereins und beim Buchautor.

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