Max Jüdel

geboren am 10.10.1845 • gestorben 09.10.1910

Max Jüdel wurde als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Braunschweig geboren. Nach seinem Schulabschluss am Martino-Katharineum übernahm er zunächst die Leitung des väterlichen Textilgeschäfts.

1873 gründete Jüdel gemeinsam mit Heinrich Büssing die „Eisenbahnsignal-Bauanstalt Max Jüdel & Co.“. Der Kaufmann und der Ingenieur erkannten die Möglichkeiten, die ihnen die technischen Entwicklungen der Industrialisierung und der Ausbau des Eisenbahnnetzes boten. Sie produzierten und vertrieben Stellwerke, elektrische Blockwerke und elektromechanische Weichen. Um die Jahrhundertwende gehörte das Unternehmen zu den führenden Betrieben des Eisenbahnsicherungswesens in Europa. Seit 1897 bestand eine enge Partnerschaft mit der Firma Siemens & Halske, die 1928 zur endgültigen Fusion führte. Auf dem Gelände an der Ackerstraße, dem Standort der Jüdel-Werke, befindet sich noch heute das Siemens-Werk für Rail Automation.

Als einer der größten Arbeitgeber in Braunschweig sorgte sich Jüdel stets auch um das Wohl seiner Arbeiter und deren Familien. Er richtete eine „Unterstützungskasse für ärztliche Behandlung und Beschaffung von Arzneien“, eine „Arbeiterpensions- und Witwenkasse“ sowie andere betriebliche Stiftungen ein. Einen erheblichen Teil seiner Einkünfte spendete er für soziale und karitative Zwecke, zur Errichtung und Förderung von Wohlfahrtseinrichtungen sowie zur Unterstützung von jungen Künstlern. Seine besondere Liebe galt der Musik und der modernen Kunst. Zudem war er zeitweise Mitglied der Freimaurerloge „Carl zur gekrönten Säule“.

Im gesellschaftlichen und sozialen Leben der Stadt engagierte sich Jüdel durch die Gründung der Braunschweiger Baugenossenschaft, einer Pflegeanstalt (das heutige Herzogin-Elisabeth-Hospital), einer Volkslesehalle und dem „Braunschweiger Carneval-Club“. Auch politisch war der Unternehmer aktiv als Braunschweiger Landtagsabgeordneter, als Mitglied der Stadtverordnetenversammlung, und er war von 1893 bis 1910 Präsident der Handelskammer. Für seine unternehmerischen Leistungen verlieh ihm die TU Braunschweig die Ehrendoktorwürde.

Als Jüdel am 9. Oktober 1910 starb, vermachte er sein gesamtes Vermögen der Stadt mit der Auflage, es durch eine Stiftung für karitative Zwecke, für Darlehen an hilfsbedürftige Einwohner und für soziale Einrichtungen zu verwenden. Seine Villa in der Adolfstraße war nach einem Entwurf des Baumeisters Constantin Uhde errichtet worden. Jüdel überließ sie nach seinem Tod der Stadt als Wohnsitz des jeweiligen amtierenden Bürgermeisters, sie fiel jedoch den Bomben des Zweiten Weltkriegs zum Opfer. Die Max-Jüdel-Stiftung ist heute noch dem Zweck verpflichtet, Braunschweiger Bürger in wirtschaftlicher Not zu unterstützen.

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