Reste des alten herzoglichen Opernhauses auf dem Hagenmarkt freigelegt

Braunschweig, 5. Dezember 2024 - Referat Kommunikation

Zu sehen sind Umfassungsmauern eines Brunnens, die sich offensichtlich im Inneren der Gebäudekontur des Opernhauses befinden.© Arcontor Projekt GmbH 2024

Die archäologischen Untersuchungen auf dem Hagenmarkt vor dessen Neugestaltung sind auf Mauer- und Fundamentspuren gestoßen, die mit großer Sicherheit dem herzoglichen Opernhaus zuzuordnen sind, das einst dort stand. Nach und nach werden nun, teils in Handarbeit, weitere Schichten und Spuren freigelegt, sorgfältig dokumentiert und ausgewertet. Die archäologischen Befunde stellen wichtige Quellen zur Stadtgeschichte dar.

"Dass die Archäologen Reste des um 1861 abgerissenen Opernhauses gefunden haben, ist grundsätzlich nicht überraschend", sagt Klaus Hornung, Leiter des städtischen Referats Stadtbild und Denkmalpflege. "Seine Lage war aufgrund historischer Unterlagen grob bekannt. Aber schon jetzt ist klar, dass die Gebäudekanten nicht genau dort lagen, wo die historischen Karten sie verortet hatten. Auch sind die Mauer- bzw. Fundamentspuren nicht einheitlich. Vielmehr lassen sich verschiedene Bauphasen identifizieren. Einige könnten mit Umbauten des Opernhauses im 18. und 19. Jahrhundert zusammenhängen, andere lassen vielleicht Rückschlüsse auf das überbaute mittelalterliche Hagenrathaus zu. Rätsel gibt ein mit Schutt verfüllter Brunnen auf, der möglicherweise noch deutlich älter ist als das Opernhaus und mit dessen Eingangsbereich vermutlich überbaut wurde."

Stadt- und kulturgeschichtlich ist das alte Braunschweiger Opernhaus von besonderer Bedeutung. Es war zu seiner Zeit eine überregional bekannte Spielstätte. So wurde hier Lessings «Emillia Galotti» am 13.  März 1772 uraufgeführt, 1829 die erste Bühnenfassung von Goethes «Faust I».

Der Standort des um 1690 fertiggestellten Gebäudes war sehr bewusst gewählt worden. In seinem Baukörper gingen vermutlich die Fundamente und verschiedene Räumlichkeiten des alten Hagenrathauses und des städtischen Gewandhauses auf. Aus dem mittelalterlichen Gebäude der städtischen Selbstverwaltung wurde nach der herzoglichen Eroberung 1671 ein Ort höfischer Repräsentation.

Das Wissen über das Opernhaus selbst und besonders über das darin vermutlich verborgene mittelalterliche Hagenrathaus sind bisher spärlich und auf wenige schriftliche Notizen, Skizzen und historische, meist nicht maßstabsgenaue Kartenwerke beschränkt. Die Archäologen der beauftragten Fachfirma Arcontor Projekt GmbH sowie die betreuenden Fachbehörden des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege sowie der städtischen unteren Denkmalbehörde erhoffen sich durch die im Oktober begonnenen Grabungen und die im Anschluss zu erstellenden Dokumentationen neue Erkenntnisse zur Baugeschichte und zur Lage dieser für die Stadtgeschichte wichtigen Bauten.

Die archäologischen Untersuchungen werden bis ins kommende Jahr fortgeführt. Erst nach sorgfältiger Dokumentation werden die Funde, sofern notwendig, abgetragen. Nach dem Baustart für die Platzneugestaltung, der im Frühjahr erfolgen soll, werden, wenn es erforderlich ist, die archäologischen Arbeiten baubegleitend fortgesetzt.

Am Bauzaun erklären und bebildern Infobanner die Arbeiten. Sie beantworten erste Fragen vieler Passanten, die gerne einen Blick in die Baugruben werfen. Wenn die Erkenntnisse dokumentiert und aufgearbeitet sind, soll es eine öffentliche Informationsveranstaltung geben.

Der Hagenmarkt soll, wie berichtet, als grün geprägter Platzraum neugestaltet werden. Niederschlagswasser soll nach dem Konzept Schwammstadt umfassend genutzt werden. Dafür werden ein Ring um den Heinrichsbrunnen entsiegelt, rund 80 Bäume in vier Beeten neu gepflanzt und ein Regenwassermanagement eingerichtet.

Zwei von insgesamt vier künftigen Pflanzbeeten sind bisher in Teilen ergraben worden. In diesen Beeten wird später ein Pflanzsubstrat eingebracht, das den Bäumen und Sträuchern ein ausreichendes Wurzelvolumen bietet. Daher müssen die geplanten Pflanzflächen schrittweise in Teilbereichen bis in etwa zweieinhalb Metern Tiefe geöffnet werden.

 

Archäologen haben Reste des um 1861 abgerissenen Opernhauses gefunden.© Arcontor Projekt GmbH 2024

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