Schloss Richmond und Parkanlage
Im Braunschweiger Süden liegt an der Wolfenbütteler Straße ein historisches Kleinod: die Schlossanlage von Richmond, das einstige Refugium der Herzogin Augusta (1737/1780-1813). Die reizvolle Gebäudegruppe aus Lustschloss und Nebengebäuden ist von einem englischen Landschaftspark umgeben, der in den letzten Jahren zu großen Teilen wieder hergestellt wurde. Der Blick geht weit über Teiche, gewundene Wege und entlang von Baumgruppen bis zu einem kleinen Tempel in der Ferne. Besonders im Mai während der Blüte der großen Rhododendren lohnt sich ein Besuch.
Das restaurierte Schloss dient heute repräsentativen Zwecken. Es wird an gemeinnützige und private Veranstalter vermietet und auch vom Standesamt der Stadt Braunschweig für Trauungen genutzt.
Schlossführungen können über die Touristinformation gebucht werden.
Das Schlösschen Richmond und die angrenzende Parkanlage wurden von 1769 bis 1774 errichtet und aus Augustas Privatvermögen finanziert. Der Park wurde nach dem Entwurf des englischen Hofgärtners Lancelot Brown (Ausführung ab 1768 durch Hofgärtner Götze) angelegt. Schloss und Park entstanden in Anlehnung an den Richmond Park bei London, Augustas Heimat.
Die Geburt des Thronfolgers Karl Georg August im Jahre 1766 sicherte Augustas Rolle als Erbprinzessin am Hof des Erbprinzen Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig ab, so dass darin der höfische Anlass für den Bau des Schlosses zu sehen ist. Augustas Ehegatte Karl Wilhelm Ferdinand unterstützte die Standortwahl und den Geländeankauf für das Projekt.
Das Stilbild des Schlosses ist zweigesichtig: Außen zeigt der übereck stehende Bau mit Pavillons und runden Ecken sowie mit den französischen doppelten Wandpfeilern spätbarocke Formen. Im Inneren sind dagegen frühklassizistische Räume und Malereien zu finden.
Die Urheberfrage des Schlossplanes ist bis heute nicht geklärt. Fest steht nur, dass Carl Christoph Wilhelm Fleischer den Bau leitete. Der Bau wurde 1774 abgeschlossen. Jedoch wurde schon 1783 bis 1786 um- bzw. angebaut. So wurden eine Kuppellaterne für die Tageslichtbeleuchtung des Innensaals in das Dach integriert sowie Nebengebäude errichtet (Nordbau: Remise; Südbau: Küche, Gärtner- und Bedienstetenwohnungen, beides wie die Laterne Christian Gottlob Langwagen).
Der Park wurde später verändert und der östliche Teil bereits 1873 verkauft. Nach 1822 gestaltete Gustav Burmester den lichten nördlichen Park zu einer kompakten Anlage um. Hofbaumeister Carl Theodor Ottmer erbaute hier 1833 bis 1838 für Herzog Wilhelm (dem Enkel Augustas) die Villa Richmond und das Gästeschlösschen Williamscastle in den bei Wilhelm beliebten malerischen tudorgotischen Formen (1906 abgebrochen). Im Richmondpark in direkter Blickachse zum Schloss Richmond steht heute außerdem ein achtsäuliger Rundtempel, eine Spende aus dem Landkreis Gifhorn. Er wurde mit Unterstützung der Braunschweiger Handwerkerschaft liebevoll restauriert und 2000 am Westufer des Spielmannsteich aufgestellt.
Die drei Richmondschlösser und die vergangenen kleinen Gartenbauten wie Einsiedelei, Grotte, Inseln, Meierei, Hafen und Torburg boten damals einen romantischen Kontrast zum strengen römisch - barocken Stil des Residenzschlosses in der Stadt. Bis auf das Schloss Richmond ist davon heute nichts mehr erhalten. Jedoch wurde 2006 die Hauptfassade des Residenzschlosses samt Schlossvolumen mit mehr als 600 Originalteilen in ursprünglicher Gestalt weitgehend originalgetreu wiedererrichtet. Der dreiflügelige Bau befindet sich an seinem ursprünglichen Platz in der Innenstadt und beherbergt heute die Kultureinrichtungen der Stadt. So kann das kontrastreiche Ensemble von Lustschloss Richmond und Stadtschloss nunmehr aufs Neue betrachtet, besucht und erlebt werden.
1925 wurde Alt-Richmond vom Welfenhaus verkauft, 1934 gelangte es an die Stadt Braunschweig, die den nördlichen Teil des Grundstücks an die NSDAP abtrat. Diese errichtete hier die „Akademie für Jugendführung“ (1936/38, Erich zu Puttlitz). Heute nutzt das Braunschweig Kolleg die Räume.
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Bestimmte repräsentative städtische Räumlichkeiten können von den Bürgern zur Veranstaltung privater Feierlichkeiten oder für gemeinnützige Veranstaltungen gemietet werden.
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2006 wurden die Hauptfassaden samt Schlossvolumen mit mehr als 600 Originalteilen in ursprünglicher Gestalt der jüngsten Welfenresidenz nach dem Entwurf Carl Theodor Ottmers der 1830er-Jahre weitgehend originalgetreu wiedererrichtet. Im Nordflügel ist das Schlossmuseum Braunschweig zu finden.
Kontaktinformationen
Schloss Richmond
Anschrift
Wolfenbütteler Straße
55
38124
Braunschweig