Drei Start-ups wollen nach dem W.IN weiter nachhaltig wachsen
Sentics, MinkTec und BeSu.Solutions haben sich im Accelerator der Wirtschaftsförderung erfolgreich weiterentwickelt
Die Sentics GmbH, die MinkTec GmbH und die BeSu.Solutions GmbH haben die fünfte Betreuungsrunde im Accelerator-Programm für Wachstum und Innovation (W.IN) der Braunschweig Zukunft GmbH erfolgreich absolviert. Alle drei Start-ups sind Ausgründungen aus der TU Braunschweig. Bei der Abschlussveranstaltung gaben sie Einblicke in ihre Entwicklung im W.IN, ihre Zukunftspläne und aktuelle Herausforderungen.
Für die Sentics GmbH endete die einjährige Betreuungsphase zum einen mit der Gründung der GmbH und zum anderen mit einem neuen Namen. Zuvor agierte das Start-up lange unter der Bezeichnung Probility. Aufgrund einer Überschneidung mit einem anderen Unternehmen entschieden sich die Gründer Sebastian Bienia und Michael Demes für den Namen Sentics GmbH. Ihr Geschäftsmodell aber blieb unberührt: Gemeinsam haben sie ein intelligentes Sicherheitssystem zur Verhinderung von Kollisionen zwischen Personen und Transportfahrzeugen in Produktion und Logistik entwickelt. Dank künstlicher Intelligenz (KI) passt sich ihr System individuell an die Einsatzbedingungen im jeweiligen Betrieb an. Laufend getestet und weiterentwickelt wird das Sicherheitssystem in der Open Hybrid Lab Factory in Wolfsburg, dem Unternehmenssitz von Sentics.
Jüngster Erfolg der High-Tech-Ausgründung ist die Aufnahme in das EXIST-Förderprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums. Damit ist die Finanzierung des Start-ups 18 Monate lang gesichert. Mitgründer Sebastian Bienia denkt dennoch schon an die Zeit nach der Bundesförderung. „Wir benötigen einen Investor, um unsere strategischen Wachstumsziele erreichen zu können“, so Bienia. „Der Zugang zu Kapital ist für Start-ups in Deutschland und auch hier in der Region sehr schwierig.“ Eine weitere Hürde: die Gewinnung von Fachkräften. „Angesichts des nahezu in allen Branchen zunehmenden Fachkräftemangels haben es Start-ups oft schwer, sich gegenüber zahlungskräftigen Konzernen zu behaupten“, so Bienia.
Ein Investment strebt auch die MinkTec GmbH an, um weiter wachsen zu können. Das Team hat ein Sensor-Shirt entwickelt, mit dessen Hilfe Fehlhaltungen und damit verbundene Rückenschmerzen erkannt und verhindert werden sollen. Herzstück des Shirts ist das „FlexTail®“, ein Sensor-Streifen, der mit 18 3D-Messpunkten entlang der Wirbelsäule detaillierte Analysen alltäglicher Haltungs- und Bewegungsmuster erstellt. Zusätzlich zum im Shirt integrierten Vibrationsalarm und einer eigens entwickelten Smartphone-App entwickelt MinkTec eine künstliche Intelligenz, die erstmals Bewegungsmuster im Alltag untersucht, um die echten Ursachen von Rückenschmerzen zu erforschen und ihnen mit punktgenauen Tipps und Übungen zu begegnen.
„Im W.IN haben wir unter anderem unser Geschäftsmodell verfeinert“, so Geschäftsführer Benjamin Holmer. Der Accelerator bietet den Start-ups ein Mentorennetzwerk, in dem sich aktuell elf Unternehmen aus Braunschweig und der Region engagieren. Die Unternehmerinnen und Unternehmer geben ihr Know-how aus erster Hand an die Gründerinnen und Gründer weiter. Auf dieser Entwicklung aufbauend will MinkTec in Kürze einen neuen Prototyp seiner App fertigstellen, um Investoren von dem Geschäftsmodell zu überzeugen.
Eine andere Unternehmensstrategie verfolgt die BeSu.Solutions GmbH. Das Gamification-Start-up setzt seit jeher auf Wachstum ohne externe Investoren. Bislang klappt das sehr gut, obwohl die ersten Jahre nach der Gründung durchaus steinig waren. „Die Corona-Pandemie war für uns eine Zäsur“, sagt Mitgründer Gerrit Posselt. Das Konzept von BeSu.Solutions war voll auf Präsenzveranstaltungen ausgelegt. Das Start-up entwickelt Lehr- und Lernsysteme für lebenslanges Lernen und begleitet Unternehmen auf dem Weg nachhaltiger Entwicklung und digitaler Transformation. Dafür greift BeSu.Solutions auf etablierte Methoden wie Planspiele oder Lernfabriken, aber auch auf innovative Ansätze wie beispielsweise „Educational Escape Rooms“ zurück.
„Hätten wir zu Beginn der Pandemie gesagt: ‚Wir sitzen das aus‘, dann gäbe es unser Unternehmen heute nicht mehr“, so Posselt. „Stattdessen haben wir uns innerhalb weniger Wochen neu erfunden.“ Das Start-up stellte seine Angebote erfolgreich auf digitale Formate um. Heute kann man eines der Lehr- und Lernsysteme von BeSu.Solutions unter anderem am Flughafen Hannover erleben und ausprobieren. Die Herausforderungen für das junge Unternehmen bleiben dennoch groß: „Die aktuelle Marktsituation aufgrund des Krieges in der Ukraine stellt für unsere Kunden eine noch größere Herausforderung dar als die Corona-Pandemie. Einerseits sind unsere Firmenkunden aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheiten sehr vorsichtig, andererseits erkennen sie aber auch, dass unsere Dienstleistungen ihnen helfen, nicht nur ökologisch nachhaltiger, sondern auch ressourceneffizienter und resilienter zu werden, um damit aktiv auf die aktuelle Krise reagieren zu können“, so Posselt.
„Die Zeiten sind sowohl für Start-ups als auch für etablierte Unternehmen sehr herausfordernd“, so Gerold Leppa, Geschäftsführer der Braunschweig Zukunft GmbH. „Umso mehr danke ich allen Kooperationspartnern im W.IN für ihr Engagement. Die unternehmerische Erfahrung unserer Mentorinnen und Mentoren ist unschätzbar wertvoll für Gründerinnen und Gründer und macht den Accelerator W.IN einzigartig in Braunschweig und der Region“, so Leppa. „Die Wirtschaftsförderung steht den Gründungsteams auch über die Zeit im W.IN hinaus zur Seite und unterstützt sie beispielsweise bei der Standort- und Flächensuche in Braunschweig.
Die Kooperationspartner im W.IN
AGIMUS GmbH, AITEC GmbH, AL-Elektronik Distribution GmbH, Arbeitgeberverband Region Braunschweig e. V., borek.digital, fme AG, Gramm, Lins & Partner GbR, M-Venture GmbH, Robert Bosch Elektronik GmbH, Streiff & Helmold GmbH, wirDesign communication AG
Weitere Informationen zum W.IN unter www.braunschweig.de/win