Sammlungen
Die 1861 gegründete Stadtbibliothek verwahrt einen wertvollen historischen Buchbestand (u. a. 195 Bände mittelalterlicher Handschriften, 426 Inkunabeln und mehr als 17.000 Drucke des 16. und 17. Jahrhunderts) sowie eine historische Kartensammlung. Neben systematischen Käufen auf dem antiquarischen Buchmarkt kamen im Laufe der Jahrzehnte auch immer wieder bedeutende Sammlungen als Nachlässe oder Geschenke hinzu.
Eine ausführliche Beschreibung unseres Bestandes wurde im Handbuch der historischen Buchbestände (Öffnet in einem neuen Tab) veröffentlicht.
Weitere Literatur und Online-Nachweise zur Geschichte der Stadtbibliothek und zu ihren Beständen finden Sie hier.
Teile unseres Bestandes stehen als Digitalisat in LeoPARD (Öffnet in einem neuen Tab), der Publikationsdatenbank der Technischen Universität Braunschweig, zur Verfügung.
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1861 – Die Bibliothek des Syndicus Johann Camman und die von der Kirche der Stadt überlassene Ministerialbibliothek bilden den Grundstock der Stadtbibliothek.
Johann Camman (1584–1649), der "gelehrteste Mann der Stadt im 17. Jahrhundert" ¹, war nach dem Jurastudium 1612 in den Dienst der Stadt Braunschweig eingetreten. Seine umfangreiche Bibliothek von schließlich mehr als 10.000 Titeln in fast 4.000 Bänden, die hauptsächlich theologische und juristische Literatur enthielt, blieb nach seinem Tode zunächst viele Jahrzehnte in Familienbesitz, bis sie gegen Ende des 18. Jahrhunderts an die Stadt Braunschweig überging. Sie stellt eine "der wenigen unversehrt erhaltenen Privatbibliotheken des 17. Jahrhunderts in Norddeutschland" dar. ¹
Die Bibliothek des Geistlichen Ministeriums war 1570 auf Anregung des Stadtsuperintendenten und Reformators Martin Chemnitz (1522–1586) gegründet worden. Sie enthielt vorwiegend lutherische Literatur, die der gesamten Stadtkirche zur Verfügung stand. 1753 wurden ihr auf Befehl von Herzog Carl I. neben den Beständen aller Pfarrbibliotheken auch die Reste der ehemaligen Andreana zugeschlagen, einer einst bei St. Andreas untergebrachten geistlichen Bibliothek vorwiegend des Mittelalters, die durch Vernachlässigung im Laufe der Jahrhunderte fast gänzlich eingegangen war. Als die Ministerialbibliothek zum Bestand der neuzugründenden Stadtbibliothek kam, umfasste sie 8.675 Titel in 3.584 Bänden.
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1892 – Aus dem Nachlass des Justizrats Karl Leiste (1826–1892), des Schwagers von Wilhelm Raabe, erhält die Stadtbibliothek 3.500 Bände juristischer, geschichtlicher und belletristischer Literatur.
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1905 – Die Bibliothek des Braunschweiger Kaufmanns Georg Winter (1842–1905) bestehend aus mehr als 750 Bänden "vornehmlich älterer deutscher und neuer englischer Literatur aus den Gebieten der Theosophie und des Occultismus" ¹ sowie über ostasiatische Religion und Philosophie wird der Stadtbibliothek vermacht.
Winter, über dessen Person nichts weiter bekannt ist, hatte der Bibliothek bereits zu Lebzeiten etwa 670 Bände geschenkt.
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1919 – Die Bibliothek des Herzoglich Braunschweigischen Offiziercorps mit ca. 5.000 Bänden und vielen Karten und Plänen wird zum größten Teil der Stadtbibliothek übergeben.
Die Bibliothek war 1822 gegründet worden und stellte eine "stets mit großem Verständnis gepflegte und daher sehr wertvolle Sammlung" ¹ dar. Als das Offiziercorps infolge der Revolution 1918/19 das Offiziercasino an der Fallersleber Straße, in dem die Bibliothek bisher aufgestellt gewesen war, aufgeben muss, kommen die Bücher zunächst als Depositum in die Stadtbibliothek. Später gehen sie endgültig in ihren Besitz über.
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1921 – Die Bibliothek des "Großen Clubs" mit 1.500 Bänden historischer und belletristischer Literatur, darunter zahlreiche Zeitschriften, geht an die Stadtbibliothek über.
Der "Große Club" war eine gesellige Vereinigung des 18. Jahrhunderts, in der es keine starren Standesgrenzen gab. Hier trafen sich Adlige, Beamte, Professoren des Collegium Carolinum und wohlhabende Kaufleute. Auch Gotthold Ephraim Lessing war Mitglied des "Großen Clubs". "Von Anfang an war dort ein Lesezimmer mit vorwiegend historisch-politischen Journalen und Zeitungen vorhanden. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die literarische Komponente verstärkt, eine Bibliothek mit Büchern, Zeitschriften und Karten eingerichtet [...]." ¹
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1925 – 300 Bände sozialdemokratischer Literatur aus dem Nachlass von Wilhelm Bracke (1842–1880), dem bedeutendsten Politiker der braunschweigischen Arbeiterbewegung. Er stand in engem Kontakt zu Karl Marx und Friedrich Engels. 1872 war er als erster und einziger Sozialdemokrat in die Braunschweiger Stadtverordnetenversammlung gewählt worden, 1877 in den Deutschen Reichstag.
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1930 – Der braunschweigische Pastor Henry Beck (1865–1929) vermacht seine Bibliothek mit etwa 2.500 Bänden vorwiegend theologischer, philosophischer und sprachwissenschaftlicher Literatur der Stadtbibliothek.
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1933 – Übernahme von Teilen der Wilhelm-Bracke-Bücherei mit 1.143 Bänden.
Die Wilhelm-Bracke-Bücherei war Eigentum des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes (Verwaltungsstelle Braunschweig) gewesen und in der Öffentlichen Bücherei aufgestellt worden. 1933 sollte sie wegen ihres marxistischen Inhalts aufgelöst werden. Ein Teil der Bestände kam in die Stadtbibliothek zur nichtausleihbaren Verwahrung und entging so der Vernichtung.
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1940 – Anläßlich des 30. Todestages von Wilhelm Raabe wird nach langjährigen Verhandlungen mit den Erben ein Vertrag unterzeichnet, wonach die Stadt Braunschweig einen großen Teil des Nachlasses des Dichters erhält. Dabei handelt es sich um die Wohnungseinrichtung, die Bibliothek, die Manuskripte und die Zeichnungen.
Die Stadtbibliothek erhält die Bibliothek Wilhelm Raabes mit rund 1400 Bänden, das Stadtarchiv den handschriftlichen Nachlass. In Raabes letzter Wohnung in der Leonhardstraße wird eine Wilhelm-Raabe-Gedenkstätte eingerichtet.
In den nächsten Jahren kann die Stadtbibliothek auch die Bibliotheken einiger Raabeforscher übernehmen, so 1947 etwa 1500 Bände aus dem Nachlass von Wilhelm Fehse (1880–1946) und 1964 400 Bände aus dem Nachlass von Theodor Abitz-Schultze (1878–1963).
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1949 – Bibliothek des Lehrers und Schopenhauer-Bibliographen Rudolf Borch (1891–1949) mit ca. 15.000 Titeln übernommen.
Neben zahlreichen pädagogischen, philosophischen, genealogischen und literarischen Werken sowie Brunsvicensien enthält diese Bibliothek vor allem "umfangreiche Schopenhauer-Literatur, die Borch als Bibliograph des Schopenhauer-Jahrbuchs gesammelt hat und die die Stadtbibliothek im Besitz von Schopenhaueriana nach Frankfurt am Main an die zweite Stelle rückt", wie Richard Moderhack 1961 schrieb. ¹
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1957 – Die Bibliothek des Geographen Ewald Banse mit ca. 5.000 Bänden wird von der Stadtbibliothek erworben.
Ewald Banse (1883 Braunschweig–1953 Braunschweig), der Geographie und Zoologie studiert hatte, unternahm fünf ausgedehnte Forschungsreisen nach Afrika, Vorderasien und in den Vorderen Orient. 1918 kehrte er nach Braunschweig zurück und lebte hier als Privatgelehrter. 1932 erhielt er eine Honorarprofessur an der Technischen Hochschule Braunschweig, ab 1934 lehrte er außerdem auch an der Technischen Hochschule Hannover.
"Banse war einer der ersten Geographen, der die Geographie als interdisziplinäre Wissenschaft verstand. Er vertrat eine organische Denkweise, indem er Länder- und Völkerkunde als eine Einheit betrachtete. [...] Problematisch ist jedoch die ab ca. 1920 zum Durchbruch gelangende Betonung des völkischen und rassischen Gedankens, die in seine Begriffe der Landschafts- und Volksseele mit einfließt." ¹
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1961 – Schenkung der Unger-Bibliothek des Wilhelm-Gymnasiums mit ca. 7.000 Bänden klassischer und moderner Philologie. Die Bibliothek war 1951 als Depositum an die Stadtbibliothek gekommen.
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1970 – Die Stadtbibliothek erwirbt einen Teil der Privatbibliothek des aus Braunschweig stammenden Schriftstellers und Übersetzers Ernst Sander (1898–1976).
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1985 – Ein in England lebender Braunschweiger schenkt der Stadtbibliothek 900 Bände englischsprachiger Werke vorwiegend aus den Gebieten Musik, Kunst und englische Literatur.
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2008 – Der Braunschweiger Schachclub übergibt der Stadtbibliothek seine wertvolle Schachbibliothek als Depositum.
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