Adriana Hölszky (Preisträgerin 2019)

Adriana Hölszky© Bernhard Steinhäuser

Die rumänisch-deutsche Komponistin Adriana Hölszky (66) erhält in diesem Jahr den Louis Spohr Musikpreis der Stadt Braunschweig. Die Preisverleihung findet mit Unterstützung des Staatsorchesters Braunschweig am 20. Oktober 2019 im Rahmen eines Sinfoniekonzertes in der Stadthalle Braunschweig statt.

Adriana Hölszky gehört seit den 1980er Jahren in der damals noch männerdominierten Domäne zu den international bekanntesten zeitgenössischen Komponistinnen und Komponisten, die ihre Musik in einem bemerkenswerten, äußerst individuellen und ausnehmend filigranen Duktus gestaltet. Fern von allen stilistischen Dogmen und Reglements artikuliert sich die Komponistin in einer ihr ureigenen Musiksprache, komponiert hochkomplex und differenziert und verlangt somit den Interpretinnen und Interpreten bisweilen eine höchst akrobatische Beherrschung ihrer Instrumente ab.

Ihr Werk, das von groß dimensionierten Musiktheater- und Orchesterwerken bis zur Kammermusik alle Genres umfasst, wird von namhaften Orchestern, Chören, Ensembles und Solisten interpretiert und ist nahezu regelmäßig Gegenstand im wissenschaftlichen wie journalistischen Musikdiskurs.

Die offizielle Begründung für das Votum der Jury lautet: „Adriana Hölszky ist eine der eigenwilligsten und faszinierendsten Persönlichkeiten unter den zeitgenössischen Komponistinnen und Komponisten. Ihre Musik atmet große Freiheit und entspringt einem musikalischen Ausdrucksbedürfnis, das sich weder stilistisch einsortieren noch einer ästhetischen Richtung oder Schule zuordnen lässt. Dieser Habitus macht die Komponistin zu einer einzigartigen Stimme im Kanon der Neuen Musik. Die Überzeugung, dass musikalische Form glaubhaft nur aus dem Detail herauswachsen kann, quasi als Konsequenz von Konflikten und Reibungen entsteht, zeigt sich im Mikrologischen ihrer Musik: Klangfarben werden neu erfunden, Grenzen zwischen Ton und Geräusch verwischt und die Parameter Raum und Zeit neu gedeutet. Die Fülle an widerstreitenden Bewegungsimpulsen, die Komplexität und die spezifische Expressivität ihrer Musik ergeben sich mit großer Konsequenz aus der musikalischen Struktur, nie werden sie im Sinne eines bloßen Effekts bemüht. Bei alledem sind ihre Kompositionen akribisch konstruiert und zeigen eine Plastizität, die ihresgleichen sucht. Mit ihrem Schaffen, dem Umgang mit dem Material, der Suche nach neuen Ausdrucksmitteln und der Akribie ihrer Verarbeitung verdient Adriana Hölszky ohne Frage die Würdigung, die mit dem Louis-Spohr-Preis einhergeht.“

Der Preisjury gehörten an: Srba Dinić, Generalmusikdirektor des Staatsorchesters Braunschweig, Moritz Eggert, Komponist und Träger des Louis Spohr Musikpreises 2016, Martin Weller, Orchesterdirektor und Trompeter am Staatstheater Braunschweig, Matthias Stanze, Präsident der „Braunschweigischen Louis Spohr-Gesellschaft" und Leiter des „Konzertchores Braunschweig“ sowie Julia Spinola, freiberufliche Musikjournalistin.

Der mit 10.000 EUR dotierte und im 3-Jahre-Turnus vergebene Louis Spohr Musikpreis zeichnet international bekannte und für die Musik der Gegenwart richtungweisende Komponistinnen und Komponisten aus. Namensgeber Louis Spohr, 1784 in Braunschweig geboren, gilt als wegweisender Komponist der Periode zwischen Klassik und Romantik und war einer der bedeutendsten Violinvirtuosen seiner Zeit. Im Jahr 1953 hat die Stadt Braunschweig erstmalig den bis 1994 noch mit „Ludwig Spohr Preis“ benannten Musikpreis vergeben. Zu den bislang 23 ausgezeichneten Preisträgern zählen u. a. Hans Werner Henze (1976), Olivier Messiaen (1991), Sofia Gubaidulina (1994) und Salvatore Sciarrino (2007). Mit der Vergabe des Preises wird die Verpflichtung zur Nachhaltigkeit der kulturpolitischen Verantwortlichkeit gegenüber den kommenden Generationen unterstrichen. Gleichzeitig erfährt die Musik als Kunstform und Kontinuum eine Würdigung.

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