Braunschweiger Bier
Braunschweiger sind Genussmenschen. Qualität und Tradition sind deshalb bei der Auswahl des Bieres selbstverständlich. Die regionale Braukunst ist tief in der Stadtgeschichte verwurzelt und reicht zurück bis ins Mittelalter. Von den damals über 300 Brauhäusern versorgen heute noch zwei Brauereien die Bürger, Besucher und Genießer mit wohlschmeckenden Bieren – nach alter Brautradition.
Das Bierbrauen als wichtigster Wirtschaftszweig
Die Brautradition in Braunschweig blickt auf eine lange, mit der Stadt eng verbundene Geschichte zurück. Sie beginnt im Mittelalter, als das Brauen von Bieren und vor allem von Mumme in Braunschweig seine Blütezeit hatte. Ursprünglich besaß jeder in der Stadt ansässige Vollbürger das Recht, Bier zu brauen. Während die meisten Bürger Bier aber allein für den Eigenverbrauch brauten, handelten einige Brauer bereits im Mittelalter mit der Ware Bier.
Um den Bierhandel zu kontrollieren, wurde das allgemeine Braurecht bald durch das Realrecht ersetzt, das an bestimmten Häusern haftete. Im Mittelalter gab es allein in Braunschweig rund 300 Brauhäuser. Die Brauergilde genoss großes Ansehen. Neben der Mumme und dem Rotbier, einem reinen Gerstenbier, wurde das aus Gerste und Weizen gewonnene Weißbier oder Broyhan gebraut.
Um 1600 spielten das Bierbrauen und der damit verbundene Bierhandel zeitweilig die Hauptrolle im Wirtschaftsleben Braunschweigs. Es entwickelte sich im Laufe der Zeit eine starke Konkurrenz, sowohl unter den Braunschweiger Brauern als auch zu Brauereien umliegender Städte. Daraufhin reglementierte die städtische Brauordnung von 1681 den Bierhandel, die allerdings auch die Vielfalt und unterschiedlichen Stärkegrade beeinflusste.
Hofbrauhaus Wolters seit 1627
Das Hofbrauhaus Wolters wurde 1627 mit der Erwerbung des Braurechts am späteren Haus zur Hanse durch Zacharias Boiling gegründet. Boiling gehörte zu den Ersten, die Bierhandel betrieben. 1734 heiratete Heinrich Wolters in das Brauhaus ein und gab ihm seinen Namen. Seit dem wurde das Brauhaus in sechs Generationen von der Familie Wolters geführt. 1876 verlieh Herzog Wilhelm zu Braunschweig und Lüneburg dem Brauhaus den Titel Hofbierbrauhaus, 1882 erhielt die Brauerei das Prädikat „Herzogliches Hofbrauhaus“. Diese Auszeichnung, die Herstellung eines haltbaren Lagerbieres und die moderne Produktionsstätte an der Wolfenbütteler Straße bildeten die Grundlage für den wirtschaftlichen Aufschwung des Hofbrauhauses Wolters.
Veränderung im Brauverhalten
Bis ins 19. Jahrhundert wurde Bier obergärig gebraut. Erst als in den Kellern und in Kühlhäusern auch bei niedrigen Temperaturen gebraut werden konnte, begann die Produktion untergäriger Lagerbiere. Diese waren länger haltbar und verdrängten damals zunehmend die obergärigen Biere.
In Braunschweig begann das Hofbrauhaus Wolters 1848 mit der Herstellung eines Lagerbieres. Dies verschaffte dem Braunschweiger Unternehmen einen entscheidenden wirtschaftlichen Vorteil. Nur wenige Brauereien besaßen damals die Möglichkeiten, bei niedrigen Temperaturen zu brauen.
Schloss Richmond gab Feldschlößchen seinen Namen
Etwa zur selben Zeit gründeten die Gebrüder Bendt in unmittelbarer Nähe zur Brauerei Wolters die Brauerei Feldschlößchen. Der Name wurde vom nahe gelegenen Schloss Richmond abgeleitet. Seit die Brauerei 2009 an die Oettinger Brauerei GmbH verkauft wurde, braut das Hofbrauhaus Wolters das Feldschlößchen Pilsener im Rahmen eines Lohnbrauvertrages.
National-Jürgens-Brauerei (NJB) bis 1977
Eine weitere Großbrauerei in Braunschweig war die National-Jürgens-Brauerei(NJB). Sie stellte 1977 ihren Betrieb ein. Im 19. Jahrhundert gegründet, entstand sie durch den Zusammenschluss zweier Brauereien.
Carl Friedrich Jürgens gründete 1838 die Brauerei „F. Jürgens“ in der Wendenstraße. 1872 zog das Unternehmen in größere Räume am Rebenring. Die Firma wurde in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und trug den Namen "National-Actien-Brauerei". Jürgens gründete bald darauf ein neues Unternehmen (Brauerei Friedrich Jürgens). Durch Fusion mit der "National Brauerei" entstand aus den beiden Unternehmen schließlich 1920 die "National Jürgens Brauerei". Nach langem experimentieren gelang es 1967 nach Art der obergärigen Biere aus dem Rheinland ein Altbier herzustellen, das "Brunswiek Alt". 1977 schloss sich die Brauerei mit Feldschlößchen zusammen.
CRABBS – Craft Beer Braunschweig GmbH wird zur National Jürgens Brauerei GmbH
Im Januar 2016 haben vier bierbegeisterte, engagierte Unternehmer begonnen, die mehr als 140 Jahre alte Braunschweiger National-Jürgens-Brauerei als „Craft Beer Braunschweig“ (CRABBS) wieder ins Leben zu rufen. In den ehemaligen Lagerkellern der National Jürgens Brauerei im Rebenring bauten sie eine handwerkliche Brauerei auf. Hier sollen neue Kreationen entstehen, aber auch die alte Brautradition mit den Marken Gala-Bier und das Altbier "Brunswiek Alt" wiederaufleben. Das erste Bier ist das fruchtiges Crab#1 Pale Ale. Der Braubetrieb wurde 2017 wieder aufgenommen. Weitere Informationen unter www.njb-brauerei.de. (Öffnet in einem neuen Tab)
Hopfendiplom bei Schadt‘s Brauerei Gasthaus
Seit 1985 braut Schadt’s Brauerei Gasthaus ganzjährig nach eigener Rezeptur und dem Reinheitsgebot ein Pilsener, Weizen und diverse Saisonbiere. Im Gastraum kann das heranreifende Bier in den offenen Gärbottichen beobachtet werden. Bei einer Brauereibesichtigung bekommen Besucher unter anderem ein Hopfendiplom überreicht.
Quellen:
A. Schultz, 350 Jahre Hofbrauhaus Wolters, Tradition und moderne Technik, Braunschweig, 1977.
Braunschweiger Stadtlexikon, Meyer Verlag Braunschweig, 1992.
http://de.wikipedia.org/wiki/National-Jürgens-Brauerei (27.06.2012)