Zurück in die Klinik-Zukunft
Intelligente Lösungen und smarte Services: Bei skbs.digital, der Digital-Tochter des Städtischen Klinikums Braunschweig, wird das Krankenhaus von morgen entwickelt.
Das digitale Spin-off skbs.digital ist im IT-Campus Westbahnhof zu Hause. In dem weitläufigen Büro ist noch Platz für neue Kollegen – noch ist das Team von Dr. Raimar Goldschmidt, dem Geschäftsführer, recht übersichtlich. Aber: Das soll und wird sich ändern. Er stellt mir Lars Anwand, den zweiten Geschäftsführer, sowie Fabiola Feldhaus vor, die als Projektleiterin die digitale Transformation im vorantreibt. „Wir wollten eine innovative Firma schaffen, die neue Märkte erschließen und gleichzeitig einen starken Fokus auf digitale Prozesse setzen kann“, erklärt Goldschmidt. Im vergangenen Jahr wurde die Tochterfirma gegründet – und das Team ist schon in vielen Bereichen aktiv.
Der digitale Patient
Welche neuen Geschäftsmodelle kann ein Klinikum entwickeln? Wie kann der Weg des Patienten – vor der Aufnahme bis hin zur Nachsorge – bestmöglich ausgestaltet werden? Wie können Bürger in puncto Gesundheit gecoacht werden? Es gibt viele Arbeitsbereiche, in denen skbs.digital Modellprojekte entwickeln will. „Wir wollen neue Leistungen zum Wohl des Patienten aufbauen“, schildert der Geschäftsführer. Ich frage mich, wie das konkret aussehen kann. Goldschmidt gibt ein Beispiel: „Der Aufklärungsbogen könnte etwa schon vorab digital zur Verfügung gestellt werden – dann kommt ein bereits aufgeklärter Patient zu uns ins Krankenhaus und es können gegebenenfalls offene Fragen direkt gemeinsam besprochen werden.“ Und es geht freilich noch viel weiter: Seien es Online-Sprechstunden oder auch eine Patienten-App, die viele wichtige Informationen bündelt. „Unsere Ideen-Schublade ist voll.“
Ideen gibt es viele, einige davon sind auch schon auf der Straße. Kürzlich wurde das neue Internetportal des Klinikums gelaunched, „das neue Angebot bietet eine sehr patientenzentrierte Sicht auf die Leistungen des Klinikums.“ Es wurde stets im Sinne des Patienten gedacht: Welche Bedürfnisse hat er? Wonach sucht er? Im nächsten Schritt soll die Möglichkeit folgen, Termine mit Ärzten direkt über das Portal zu vereinbaren. Auch eine direkte Kommunikation mit Ansprechpartnern soll möglich sein. „Das erspart Patienten als auch Klinikmitarbeitern zahlreiche Telefonanrufe und Briefe. Ziel ist es dabei immer in Mehrwerten für den Patienten zu denken.“ Technisch ist dabei – fast – alles möglich, aber nicht immer so einfach: Zahlreiche regulatorische Vorgaben machen es hier und da ein wenig kompliziert. „Nichtsdestotrotz liegen uns Themen wie etwa der Datenschutz sehr am Herzen.“
Zusammenspiel von Patienten, Ärzten und Kliniken
Eine bessere Kommunikation soll es perspektivisch nicht nur zwischen Patienten und Klinikum, sondern auch im Dreiklang geben: Zwischen Patienten, Klinikum und niedergelassenem Arzt. „Das ist immer noch ein kniffliger Bereich“, fügt Goldschmidt hinzu. Gemeinsam mit der Unterstützung weiterer Partner arbeitet er daran, dass etwa Doppeluntersuchungen vermieden und der Informationsaustausch verbessert werden kann. Er fasst zusammen: „Die gute medizinische Arbeit aller Beteiligten soll noch einfacher und besser zugänglich gemacht werden.“
In der Hinsicht aktiv ist skbs.digital nicht nur für das Städtische Klinikum Braunschweig, sondern auch als Dienstleister für andere Krankenhäuser – sowie Unternehmen. Da kommt das große Feld der Prävention ins Spiel. Goldschmidt und sein Team haben gemeinsam mit externen Partnern ein innovatives Konzept entwickelt, dass Mitarbeiter durch gezieltes Coaching dabei unterstützen soll gesund zu bleiben. Rückenschmerzen sind eine Volkskrankheit, dabei leider auch mir bekannt. Wie ich diese vermeiden oder verringern kann? Tipps sind da gern gesehen. Das digitale Spin-off hat das erkannt. Goldschmidt: „Durch gezieltes Checkup und Coaching wollen wir Unternehmen und generell der Bürgerschaft helfen.“ Unternehmen will skbs.digital in puncto Prävention und Gesundheitsförderung umfassend beraten, der allgemeinen Bürgerschaft zudem mit einer Gesundheits-App für die Region weiterhelfen.
eHealth als Mission
Goldschmidt hat derweil noch einen anderen Wunsch. „Mit unseren Prozessen und Projekten wollen wir eine moderne Arbeitsumgebung für die vielen Mitarbeiter des Städtischen Klinikums schaffen. Auf eine bestimmte Art und Weise ist auch der eigene Mitarbeiter Kunde – deshalb arbeiten wir an innovativen Angeboten für unsere Kollegen.“ Das Umfeld hier in Braunschweig, es hat den heutigen Geschäftsführer ohnehin schon von Beginn an sehr gereizt. „Ich sehe hier eine Menge Potential und viele Chancen, Themen voranzutreiben.“ Die Ausgangslage mit der Digital-Tochterfirma? „Einmalig“, freut sich Goldschmidt. Und er hat Recht: Das Städtische Klinikum Braunschweig ist tatsächlich das erste Klinikum mit eigenem Digital-Startup.
Aber nicht nur im schicken IT-Campus fühlt er sich zu Hause: „Die Oker gibt der Stadt aus meiner Sicht einen einmaligen Charakter. Außerdem wurde ich als Neubürger wirklich herzlich aufgenommen – das gibt einem vom Start an ein gutes Gefühl.“ Nach einer kleinen, abschließenden Führung durch das Areal am Westbahnhof verabschieden wir uns. Goldschmidt hat schon wieder eine Projektmappe in der Hand und sein Handy klingelt. „Der Tag ist gut getaktet“, lacht er. Zurück an den Schreibtisch und ambitionierte Pläne – zurück in die Zukunft des Klinikums.
Text: Falk-Martin Drescher, 24.04.2019