Sozial-ökologische Verantwortung als Standard
Die Braunschweiger Agentur wirDesign gehört zu den führenden Marken- und Designagenturen Deutschlands. Doch statt sich auf diesem Erfolg auszuruhen, geht das Unternehmen neue Wege: Als erstes in seiner Branche ließ es sich nach den Kriterien der Gemeinwohl-Ökonomie zertifizieren und hofft darauf, dass viele andere es ihm gleichtun. Ein Blick hinter die Kulissen eines mittelständischen Unternehmens, das beweist: Wirtschaftlicher Erfolg und sozial-ökologische Verantwortung müssen kein Widerspruch sein.
Die Geschichte von wirDesign beginnt wie viele moderne Erfolgsgeschichten – mit einer spontanen Idee junger Menschen, die eine Leidenschaft teilen: 1982 gründeten Studierende der Hochschule für Bildende Künste (Öffnet in einem neuen Tab) Braunschweig die Agentur während einer Studienfahrt nach Paris. Heute, über 40 Jahre später, beschäftigt das Unternehmen mehr als 100 Mitarbeitende an den Standorten Braunschweig und Berlin und belegt Platz 6 im HORIZONT-Ranking (Öffnet in einem neuen Tab) der größten deutschen Corporate-Design- und Corporate-Identity-Agenturen.
Das in zweiter Generation inhabergeführte Unternehmen hat sich bis heute seine Unabhängigkeit bewahrt und setzt auf langfristige Kundenbeziehungen statt auf kurzfristige Erfolge. „Wir verstehen uns als Markenmanager, die mit einer intelligenten Markenführung und starken visuellen Identitäten für exzellente Ergebnisse sorgen. Mit zielgerichteter Markenführung sorgen wir dafür, dass eine Marke auch Wirkung entfaltet“, erklärt Brigida Kempf, die seit Februar 2025 im Bereich Creative Strategy & Consulting tätig ist. „Und zwar in den Bereichen Strategie, Design, Technologie und Kommunikation – denn diese Disziplinen sind heute untrennbar miteinander verbunden.“ Als Lead-Agentur betreut wirDesign namhafte Konzerne wie beispielsweise Bosch (Öffnet in einem neuen Tab) und betreibt deren weltweites Markenmanagement. Das Motto von wirDesign: Making Your Brand Perform.
Die Revolution der Arbeitswelt
Doch was wirDesign besonders macht, ist nicht allein die kreative Expertise. Die Agentur hat bereits vor Jahren ihre Unternehmensstruktur grundlegend verändert: weg von der klassischen Hierarchie, hin zu kleinen, agilen Teams. „Bei wirDesign stellen wir den Menschen in den Mittelpunkt. Solidarität, Mitbestimmung und Transparenz bestimmen unser alltägliches Handeln“, betont Kempf.
Entscheidungen werden somit dort getroffen, wo die Expertise liegt. Die Geschäftsführung hingegen versteht sich als strategische Entwicklungseinheit und nicht als Kommandozentrale. Regelmäßige Feedback-Runden sorgen für Transparenz und Mitbestimmung. Auch flexible Arbeitszeiten, Home-Office-Möglichkeiten sowie die professionelle Unterstützung durch eine externe Trauer- und Krisenbegleitung gehören zum Gesamtpaket, um nur einige Dinge zu nennen. „Menschen sind heute nicht mehr bereit, für ihren Job auszubrennen“, weiß Kempf. Bei jüngeren Generationen verschmelzen Arbeit und Leben zunehmend miteinander. Arbeit ist nicht mehr nur Mittel zum Zweck, sondern wird oft als Teil des Lebens gesehen. „Auch angesichts des Fachkräftemangels müssen Unternehmen das berücksichtigen.“
Pionier der Gemeinwohl-Ökonomie
Anfang 2024 ging wirDesign schließlich einen weiteren – und eigentlich nur konsequenten – Schritt: Als erste und einzige der Top Marken- und Designagenturen ließ sich die Agentur nach den Kriterien der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) zertifizieren. „Das Engagement für Nachhaltigkeit betrachten wir seit jeher nicht als lästige Pflicht, sondern als Chance, Teil einer Bewegung zu sein: Für ein nachhaltiges Wirtschaften, das Ökonomie mit Ökologie und Sozialem in Einklang bringt“, erläutert Kempf.
Die Gemeinwohl-Ökonomie ist mehr als nur ein Zertifikat – sie verfolgt ein alternatives Wirtschaftsmodell. Im Mittelpunkt steht dabei die Idee, dass wirtschaftlicher Erfolg nicht nur an finanziellen Kennzahlen gemessen werden sollte, sondern auch am Beitrag zum Gemeinwohl. Unternehmen werden dabei anhand einer komplexen Matrix bewertet, die aufzeigt, wie es um zentrale Werte wie Menschenwürde, Solidarität, soziale Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit und Transparenz bestellt ist.
Im deutschsprachigen Raum haben sich bislang rund 250 Unternehmen nach den Gemeinwohl-Richtlinien zertifizieren lassen, wirDesign erzielte dabei aus dem Stand ein überdurchschnittliches Ergebnis. In den Bereichen Unternehmenskultur und Mitarbeitermitbestimmung wurde die Agentur sogar als Best Practice ausgezeichnet. „Es geht uns nicht darum, uns als 'die Guten' darzustellen“, betont Kempf. „Unser Fokus liegt darauf, uns kontinuierlich zu verbessern, Verantwortung zu übernehmen – für unsere Mitarbeitenden, unser Unternehmen und die Welt, in der wir leben – und dabei gleichzeitig wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Genau deshalb haben wir diese ‚Inventur‘ durchgeführt.“ Schließlich habe man bei wirDesign schon immer nach klaren Werten und Prinzipien gehandelt. „Das ist tief in unserer DNA verankert“, erklärt Kempf.
ESG als strategischer Kompass
Die Gemeinwohl-Ökonomie ist eng verknüpft mit den internationalen ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance), die heute als Maßstab für nachhaltiges Wirtschaften gelten. Und genau nach diesen Prinzipien lebt wirDesign schon seit vielen Jahren: Im Bereich Environment ist die Agentur seit 2020 klimaneutral, engagiert sich bei Leaders for Climate Action und arbeitet kontinuierlich an der Reduzierung ihres ökologischen Fußabdrucks. Von der papierlosen Buchhaltung bis zu klimafreundlichen Geschäftsreisen wird jeder Aspekt ständig durchleuchtet.
Die soziale Komponente (Social) zeigt sich nicht nur in der mitarbeiterorientierten Unternehmenskultur, sondern auch im gesellschaftlichen Engagement. In gemeinnützigen Pro-Bono-Projekten unterstützt wirDesign renommierte NGOs wie „terre des hommes“ oder die Berliner Schlaganfall-Allianz. Und gute Unternehmensführung (Governance) bedeutet bei wirDesign vor allem Transparenz und Mitbestimmung. Regelmäßige Strategietage, an denen alle Mitarbeitenden teilnehmen, und ein kontinuierliches Feedback-System sorgen für echte Partizipation.
Zukunftsmodell statt Nische
Der werteorientierte Ansatz zahlt sich aus: „Wir haben inzwischen Kunden gewonnen – nicht obwohl, sondern gerade weil wir so sind“, berichtet Kempf überzeugt. „Denn die Themen Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung sind längst bei den meisten Unternehmen angekommen.“ Laut dem Sustainable Economy Barometer (Öffnet in einem neuen Tab) des Meinungsforschungsinstituts Civey ist die Mehrheit der Entscheidungsträger in deutschen Unternehmen inzwischen davon überzeugt, dass nachhaltige Geschäftsmodelle ein „Treiber für den langfristigen Unternehmenserfolg“ sind.
Bei der Auswahl von Kunden spielt Nachhaltigkeit für wirDesign ebenfalls eine wichtige Rolle. „Unser Business Development Team schaut sich jede Anfrage auch immer im Hinblick auf unsere Nachhaltigkeits-Kriterien an“, erläutert Kempf. Das bedeute aber nicht, dass sie nur für NGOs arbeiten: „Ich finde es eigentlich sogar besser, für Unternehmen zu arbeiten, die erst noch vor diesen Herausforderungen stehen. Denn die können wir entsprechend beraten und somit nachhaltig etwas zum Positiven verändern.“
In einer Zeit, in der drei von vier Bewerber:innen ihren künftigen Arbeitgeber auch an dessen nachhaltigem Profil messen, könnte dieses Modell somit in vielerlei Hinsicht wegweisend sein. „Echte Wirkungskraft erzeugt ein Unternehmen, wenn es über sich selbst hinauswächst und gesellschaftliche Relevanz entwickelt“, fasst Kempf zusammen. Das Erfolgsmodell von wirDesign beweist, dass eine werteorientierte Unternehmensführung nicht auf Kosten des wirtschaftlichen Erfolgs gehen muss – ganz im Gegenteil.
Text: Stephen Dietl, 9. April 2025