Eine Bildungsrevolution mit Druck
Das preisgekrönte Start-up fabmaker stellt als bisher einziges Unternehmen weltweit einen 3D-Drucker speziell für Schulunterricht und Ausbildungszwecke her: den Bildungsdrucker. Mit eigens für das smarte Hightech-Gerät entwickelten Lernkonzepten wollen die Braunschweiger Gründer junge Fachkräfte von morgen fit für die digitale Zukunft machen und ganz nebenbei die Wissensvermittlung in nahezu allen Bereichen maßgeblich revolutionieren.
Es wirkt ein wenig wie aus Star Trek: Schicht für Schicht tragen sie den Kunststoff auf, und was eben noch als bloßes 3D-Modell im Computer existierte, ist wenige Minuten später ein real existierender Gegenstand. 3D-Drucker sind einfach faszinierend und der gestalterischen Kreativität ist mit ihnen kaum Grenzen gesetzt. Und sie sind weit mehr als ein bloßes Gadget für Technik-Freaks: „3D-Drucker verändern die Welt“, erklärt mir Dean Ćirić, „weil sie die Entwicklungs- und Produktionsmöglichkeiten grundlegend verändern.“
„Aber wenn 3D-Druck wirklich eine Revolution sein soll, dann muss es auch etwas für alle Menschen sein: leicht zu lernen, einfach zu nutzen und absolut sicher im Betrieb“, weiß der studierte Betriebswirt, Wirtschaftswissenschaftler und Politologe. Denn früher waren 3D-Drucker bloß eine komplizierte Spielerei für Nerds oder aber eine überaus kostenintensive Anschaffung von Großunternehmen. Das hatte sich vor einigen Jahren zwar bereits etwas geändert – in Kinderhände gehörten die relativ günstigen und kompakten Geräte dennoch nicht. Das war auch Dean und seinen Mitgründern bewusst, und so entstand die Idee zum Bildungsdrucker.
Die Bildungslücke als Marktlücke
Am Anfang stand dennoch erst mal nur die Entwicklung von alltagstauglicheren 3D-Druckern. Auf der CeBit 2014 präsentierten sie schließlich zwei Modelle: eines für den Business-Bereich und eines für die Bildung. „Dieser Messeauftritt und die Gespräche mit sehr vielen Menschen waren praktisch unsere Marktanalyse“, erinnert sich Dean. „Wir konnten sehen, wofür sich Presse und Öffentlichkeit interessierten. Es wurde international über fabmaker berichtet. Dabei stand immer die Bildung im Vordergrund. Da wussten wir: Das ist unsere Marktlücke.“
Intensive Gespräche mit Lehrern und Ausbildern ergaben zudem, dass es in der Praxis nicht nur an der Hardware scheiterte, sondern auch an der Vermittlung. „Uns wurde klar, dass wir Workshops für Lehrende anbieten und passende Lehrmaterialien zur Verfügung stellen müssen“, erzählt mir Dean. „Quasi ein Rundum-Sorglos-Paket für den schulischen 3D-Druck, bestehend aus Drucker, Fortbildungen und Lehrmaterialien, die direkt im Unterricht eingesetzt werden können.“ Und genau so ein Gesamtpaket ist es inzwischen auch, das fabmaker als einziges Unternehmen auf dem Markt für Schulen und Betriebe anbietet: „Wir schaffen digitale Lernmedien.“ Der 3D-Drucker ist dabei letztlich nur ein Teilaspekt, der mitgeliefert wird.
Selbst entdecken und spielerisch lernen
Aber was genau – abgesehen vom 3D-Druck an sich – lässt sich damit nun eigentlich vermitteln? „Man kann den Bildungsdrucker in fast jedem Fach sinnvoll einsetzen“, verspricht Dean. Am naheliegendsten ist natürlich der Kunstunterricht: „Warum nur Bilder malen, wenn man auch dreidimensional am Computer zeichnen kann? Denn auch Kunst und Design der Zukunft werden digital sein.“ Doch die Möglichkeiten reichen noch viel weiter: Von eigenen Instrumenten im Musikunterricht (Was passiert, wenn man die Löcher der Flöte unterschiedlich positioniert?) über Skelette und Organe in der Biologie oder Moleküle in der Chemie bis hin zu selbst designten Solar-Autos im Physikunterricht, mit denen sich die Schüler anschließend Wettrennen liefern. „Vieles davon funktioniert als intrinsisch motivierter Gamification-Ansatz. Das Wissen wird selbst entdeckt und spielerisch vermittelt“, erklärt mir Dean. „Lernen nebenbei, ohne dass man es als solches wahrnimmt. So stelle ich mir gute Lehre im digitalen Zeitalter vor.“
Und so erhielt die fabmaker GmbH, die als Ausgründung der TU Braunschweig begann, im Technologiepark mittlerweile fast 20 Mitarbeiter beschäftigt und inzwischen auch in der Löwenstadt produzieren lässt, für ihr innovatives Konzept neben zahlreichen Auszeichnungen sogar Lob von der Bundesregierung. Und der Berliner Senat gab dem Bildungsdrucker dank dessen hoher Betriebssicherheit als einzigem eine Zulassung für den Schulunterricht in der Bundeshauptstadt. Ein Beispiel, das hoffentlich bald auch in Braunschweig sprichwörtlich Schule macht. Denn der Region habe man viel zu verdanken und möchte weiterhin hier bleiben: „Wir haben sehr von der deutlich erstarkten Gründerkultur in Braunschweig profitiert“, schwärmt Dean. „Das war und ist hier die bestmögliche Plattform für uns und ein phänomenales Netzwerk.“
Text: Stephen Dietl, 30.10.2019