Kinderleicht in die Zukunft
Das einwöchige Digital-Camp des Braunschweiger IT-Dienstleisters fme ist ein innovatives Ferienangebot, das Kinder und Jugendliche fit für die digitale Zukunft macht. Hier werden junge Digitalisierer auf spielerische Art und Weise an Roboter-Programmierung, App-Entwicklung und Virtual Reality herangeführt, um das Verständnis für neue Technologien zu fördern und vielleicht sogar Lust auf einen spannenden IT-Beruf zu wecken. Das Highlight zum Abschluss: Ein Wettrennen mit selbst programmierten Robotern vor einer Jury und den stolzen Eltern.
„Programmieren steht bei uns in der Schule leider nicht auf dem Stundenplan. Nur ein bisschen Powerpoint und so“, erzählt mir Linus (12), während er am Rechner eifrig die bunten Code-Bausteine seiner Smartphone-App anordnet – und zeigt damit sowohl den Wert des Digital-Camps als auch die grundlegende Schwachstelle in Teilen der deutschen Bildungslandschaft. Denn auch wenn er aus Spaß hier ist und die Erfahrung sichtlich genießt, nutzt der Sechstklässler letztlich seine freie Osterferienzeit, um sich fortzubilden. So auch sein Freund Ken (13), der bereits zum zweiten Mal hier ist: „Ich will zwar kein Programmierer werden, aber man kann sowas heute einfach überall gebrauchen, egal ob im Beruf oder zuhause.“ Der Achtklässler hat dabei seinen Vater zum Vorbild, der gelegentlich kleine Gadgets für den Haushalt programmiert, um den Alltag der Familie zu erleichtern.
Spielend lernen
„Wir möchten bei Kindern und Jugendlichen ein Interesse für Themen der Digitalisierung wecken, sie frühzeitig für IT-Berufe begeistern und so einen Beitrag leisten, um den Standort Deutschland fit für die Zukunft zu machen“, erzählt mir Dirk Bode, Vorstandsvorsitzender fme AG. Das erste Digital-Camp fand in den Sommerferien 2017 statt und war entstanden aus dem jährlichen Zukunftstag der fme. Am Tag der offenen Tür wurden Kinder spielerisch an IT-Themen herangeführt, konnten Computer basteln und Apps programmieren. Motiviert durch den Erfolg der Veranstaltung hatte Bode schließlich die Idee, das Konzept auszuweiten und als Ferienkurs anzubieten. Das war im Sommer 2017, und dank der finanziellen Unterstützung der Curt Mast Jägermeister Stiftung sowie der Richard Borek Stiftung konnte das Digital-Camp nun bereits zum sechsten Mal stattfinden.
„Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel, Digitalisierung wird immer wichtiger. Und dazu möchten wir einen kleinen Beitrag leisten“, erklärt mir auch Lars Beyer, Ausbildungsleiter bei fme und Projektleiter des Digital-Camps. „Dabei ist für uns am wichtigsten, dass die Kinder viel Spaß haben.“ Und den haben sie eindeutig: „Wir sind die jüngsten, daher sind die anderen manchmal etwas schneller“, gestehen mir die Fünftklässlerinnen Sophie und Evi. „Aber hier ist jeder super hilfsbereit, die Betreuer erklären uns immer alles, und wir helfen uns auch gegenseitig. Es macht einfach sehr viel Spaß.“ Dabei sei vor allem der hohe Betreuungsschlüssel von Bedeutung, hebt Lars Beyer hervor: Auf die bis zu sechzehn Teilnehmer kommen neben ihm selbst mindestens zwei IT-Auszubildende der fme sowie zwei externe Pädagoginnen.
Ein Blick hinter die Fassade der Informationstechnik
„Wir vermitteln den Kids die Grundfähigkeit zu begreifen, wie und worauf ein Computer reagiert“, erklärt mir Beyer. Die Technik also nicht nur zu benutzen, sondern auch hinter die Fassade zu blicken: „Spielen und Youtube können sie von alleine. Aber Inhalte im Internet hinterfragen und bewerten, also wirklich nach Informationen zu suchen und Fake News zu erkennen, das muss erlernt werden.“ Dieses grundlegende Verständnis sei extrem wichtig für ein Leben in einer digitalisierten Gesellschaft sowie auch den weiteren Berufsweg, egal in welcher Richtung: „Da vermitteln wir auf technischer Seite innerhalb einer Woche einen guten Überblick.“
Doch digitale Bildung sei in niedersächsischen Schulen leider nicht flächendeckend: „Ungefähr ab der fünften Klasse sollte das viel stärker gefördert werden“, ist Beyer überzeugt. „Und dann nicht einfach bloß dreißig IPads anschaffen und die Schüler davorsetzen, sondern gute und sinnvolle Anwendungen für alle Fächer. Die Kinder an eine sinnvolle Nutzung der neuen Technologien heranzuführen, das ist wichtig.“ Und so gäbe es bereits Schulen, in denen dies vorbildlich funktioniere – Informatik-Leistungskurse inklusive. „Aber es gibt eben auch noch viele Schulen, wo sowas überhaupt nicht stattfindet und die auf dem Stand von vor 20 Jahren sind.“ Im Digital-Camp hingegen befindet man sich stets auf der Höhe der Zeit. Und so lernt der technikbegeisterte Nachwuchs in den Räumen der fme AG dreimal im Jahr spielerisch die Grundlagen der App-Entwicklung und Roboter-Programmierung, aufgelockert mit Ausflügen in Virtual Reality und 3D-Druck sowie Mittagsaktivitäten an der frischen Luft – und das übrigens deutlich schneller, als die erwachsenen Profis es ursprünglich erwartet hatten: „Wir waren beim ersten Mal ganz erstaunt, wie schnell die Kids sind“, schwärmt Beyer. „Nach dem ersten Tag hatten sie bereits die Aufgaben von zwei Tagen gelöst.“ Besonders stolz ist man bei fme auch darauf, dass frühere Teilnehmer eines Digital-Camps so begeistert waren, dass sie sich in den Folgejahren für ein Praktikum im Unternehmen entschlossen. Sogar Ausbildungsplätze seien bereits daraus hervorgegangen. „Und wer weiß, vielleicht hat ja irgendwann mal der Gründer eines deutschen Start-ups ein Digital-Camp besucht“, so Beyer augenzwinkernd. Die Potentiale sind in Braunschweig auf jeden Fall vorhanden, sie müssen nur gefördert werden!
Informationen
Digital-Camp für Kinder und Jugendliche von 11-15 Jahren
fme AG
Wolfenbütteler Straße 33
38102 Braunschweig
Anmeldung: digital-camp.fme.de
Text: Stephen Dietl, 18.04.2019