Geschichte des Preises
Der Wilhelm Raabe-Literaturpreis
Im Foyer des Raabe-Hauses, Leonhardstraße 29a, erinnert eine Tafel an die Preisträgerinnen und Preisträger des ehemaligen Raabe-Preises der Stadt Braunschweig, der bis 1990 vergeben worden ist.
Im Zuge einer intensiven Debatte um zukunftsorientierte Formen der Auseinandersetzung mit dem Werk und dem Nachlass hat die Stadt Braunschweig im Jahr 1998 nicht nur die Neugestaltung des Raabe-Hauses, sondern auch die Neukonzeption eines Wilhelm Raabe-Literaturpreises beschlossen.
Dieser neue Literaturpreis wurde erstmalig im Jahr 2000 vergeben. In Würdigung Wilhelm Raabes und seines Werkes trägt der Preis dessen Namen. Er ist das Ergebnis einer engen Kooperation zwischen Deutschlandradio/Deutschlandfunk und der Stadt Braunschweig. Dieses gemeinsame Engagement einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt und einer Kommune war bis zu diesem Zeitpunkt einmalig. Einmalig auch die Preissumme: Mit 25.000 Euro zählte der Wilhelm Raabe-Literaturpreis zu den höchstdotierten Literaturpreisen Deutschlands.
Ab 2010, so die gemeinsame Entscheidung der Kooperationspartner, wird der Wilhelm Raabe-Literaturpreis jährlich vergeben und die Preissumme auf 30.000 Euro angehoben. Mit ihm soll nach wie vor ein zeitgenössisches Erzählwerk (erschienen im jeweiligen Vergabejahr) ausgezeichnet werden, das einen besonderen Stellenwert in der Entwicklung der Autorin oder des Autors markiert.
Eine neunköpfige Jury, bestehend aus namhaften Literaturfachleuten, entscheidet über die Vergabe des Preises. Jedes Jurymitglied nominiert zwei Titel. Im ersten Schritt legt die Jury aus den gesamten Vorschlägen die zehn besten Romane fest. Aus dieser Vorabwahl ermittelt die Jury dann die Trägerin oder den Träger des Wilhelm Raabe-Literaturpreises. Die Verleihung des Preises erfolgt jährlich im November.
Kurzfassung Wilhelm Raabe-Literaturpreis
Kategorie
Deutschsprachige Literatur (Erzählende Literatur)
Donator
Stadt Braunschweig; Deutschlandradio/Deutschlandfunk
Gründungsjahr
1944. Neufassung im Jahr 2000, Änderung des Vergaberhythmus auf Jährlichkeit im Jahr 2010, Verleihung im November.
Intention
Würdigung des Lebenswerkes Wilhelm Raabes, seiner herausragenden Bedeutung für das Geistesleben seiner Zeit und Unterstützung der aktuellen deutschsprachigen Gegenwartsliteratur.
Verleihungsmodus
Jährliche Auszeichnung (30.000 Euro) für ein in deutscher Sprache verfasstes erzählerisches Werk. Es muss im Jahr der Preisvergabe erschienen sein.
Auswahlverfahren
Ernennung durch eine von der Stadt Braunschweig und dem Deutschlandradio/Deutschlandfunk berufene neunköpfige Fachjury.
Hinweis
Eigenbewerbung durch Autor*innen oder Verlage nicht möglich.
Raabepreisträger*innen vor der Neukonzeption (1944 - 1990)
Ricarda Huch
Gesamtwerk
1944
Fritz von Unruh
Gesamtwerk
1947
Werner Bergengruen
Gesamtwerk
1948
Ina Seidel
Gesamtwerk
1949
Hermann Hesse
Gesamtwerk
1950
Max Frisch
„Stiller“
1954
Friedrich Georg Jünger
„Zwei Schwestern“
1957
Gerd Gaiser
„Schlußball“
1960
Hans-Erich Nossack
„Begegnung im Vorraum“
1963
Heimito von Doderer
„Die Wasserfälle von Slunj“
1966
Walter Kempowski
„Tadellöser & Wolff“
1972
Uwe Johnson
„Jahrestage"
1975
Horst Bienek
„Die erste Polka/ Septemberlicht“
1978
Hermann Lenz
„Der innere Bezirk“
1981
Alois Brandstetter
„Altenehrung“
1984
Siegfried Lenz
Gesamtwerk und „Exerzierplatz“
1987
Gerhard Köpf
„Eulensehen“
1990
Sekundärliteratur
"Sieh nach den Sternen, gib acht auf die Gassen: Die Geschichte des Wilhelm-Raabe-Preises und seiner Preisträger"
von Dr. Karin Tantow-Jung
Herausgeber: Stadt Braunschweig (17. November 2003)
ISBN 3-926 701-55-2