Ein Braunschweiger Lehrer als „Spiel-Apostel“ der Nation
Gestern feierte in Berlin das Fußball-Drama mit Daniel Brühl Premiere
Braunschweig, 23. Februar 2011
Nach der glamourösen Welturaufführung in Berlin kommt am Donnerstag der lang erwartete Spielfilm „Der ganz große Traum“ über den Braunschweiger Lehrer und deutschen Fußball-Pionier Konrad Koch in die Kinos. Als pädagogisches Experiment auf Braunschweigs Exerzierplätzen begann, was heute der Lieblingssport der Deutschen ist. Den großen Erfolg konnte der vor 100 Jahren verstorbene Konrad Koch nicht voraussehen, als er 1874 in Braunschweig den Fußball ins Spiel brachte.
Zahlreiche Stars aus Film und Sport schritten bei der glamourösen Premiere von der „Ganz große Traum“ im Sony-Center in Berlin über einen rasengrünen Teppich. Dabei waren u.a. die Schauspieler Daniel Brühl, Justus von Dohnányi und Burghart Klaußner, Regisseur Sebastian Grobler die Produzenten Anatol Nitschke und Raoul Reinert sowie DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger, der Manager der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, Oliver Bierhoff, und der ehemalige Torwart der deutschen Nationalmannschaft, Jens Lehmann. Auch Braunschweigs Oberbürgermeister Gert Hoffmann ließ es sich nicht nehmen, in Berlin persönlich an der Welturaufführung des Kinofilms teilzunehmen, der auch an Drehorten in Braunschweig und Umgebung entstand.
Der Kinofilm zeigt Konrad Koch – dargestellt von Daniel Brühl – als einen charismatischen jungen Lehrer. Sein Traum ist die Überwindung einer ganz auf Disziplin setzenden Pädagogik und das Aufbrechen der starren gesellschaftlichen Regeln der Kaiserzeit durch die emotional einende Kraft des Fußballs. Was im Spielfilm dramaturgisch überzeugt, stimmt mit den historischen Fakten nur zum Teil überein. So sprechen die Filmemacher um den Regisseur Sebastian Grobler und den Produzenten Raoul Reinert auch ganz bewusst von einer Geschichte „frei nach historischen Begebenheiten“. Die Realität war, wie so oft, ein wenig komplexer.
So war die Schule des echten Konrad Koch, das Braunschweiger Gymnasium Martino-Katharineum, weit davon entfernt, ein Ort der geistlosen Kasernenhofpädagogik zu sein. Die Unterstützung durch den Turnlehrer August Hermann (1835-1906), der den ersten originalen Fußball aus England besorgte, und einen wohlwollenden Schulleiter, aber auch die für seine Zeit vergleichsweise liberale Schulpolitik im Herzogtum Braunschweig ermöglichten Konrad Koch überhaupt erst seine Experimente mit dem englischen Ballspiel.
In einer zunehmend industrialisierten und reglementierten städtischen Umgebung mit kaum vorhandenen Spielmöglichkeiten ging es ihm darum, das Spiel unter freiem Himmel als Ergänzung zum üblichen Geräteturnen in der Halle zu etablieren. Im freien Spiel sah der leidenschaftliche Pädagoge eine Möglichkeit, dem „Stubenhockertum“ seiner Schüler entgegenzuwirken und gleichzeitig ihre sozialen Kompetenzen zu fördern.
Bereits zwei Jahre vor dem ersten Fußballspiel war Konrad Koch 1872 diesem Ziel durch die Einführung von regelmäßigen Schulspielen am Martino-Katharineum einen großen Schritt näher gekommen. Das Braunschweiger Gymnasium war damit Vorreiter für ganz Deutschland. Doch unermüdlich suchten er und seine Mitstreiter weiter nach neuen Spielen, die das Interesse der Schüler wecken sollten: Der im Herbst 1874 erstmals gespielte Fußball aus England machte den Anfang, es folgten weitere Versuche mit dem amerikanischen Baseball (1875), dem englischen Cricket (1876), einer Vorform des Handballs (1891) und schließlich dem Basketball (1896).
Der Erfolg des Fußballspiels beruhte nicht zuletzt auf der Verbindung eines einfachen Spielprinzips mit komplexen und kampfbetonten Spielmöglichkeiten. Kein Wunder, dass der englische Sport schon sehr bald auch außerhalb der Schulen begeisterte Anhänger fand, die sich vor allem dem Wettkampf verschrieben. Auch wenn Konrad Koch Wettspiele nicht ablehnte: Für ihn blieb der pädagogische Ansatz zeitlebens zentrales Element. Fußball, das war für ihn das perfekte „Winterspiel“ für seine Schüler.
Der pädagogische Reformeifer und der engagierte Einsatz für die Entfaltungsmöglichkeiten seiner Schüler: Hier treffen sich historische Figur und filmische Darstellung des Konrad Koch. Am 13. April 1911 starb der Fußballpionier in seiner Heimatstadt Braunschweig.
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Der Lehrer Konrad Koch (1846-1911) erreichte 1872 die Einführung von Schulspielen an seiner Schule, dem Braunschweiger Martino-Katharineum. Der 1874 eingeführte Fußball war von ihm zunächst als ergänzendes Spiel für den Winter gedacht. In modernen Spielen sah Konrad Koch nicht nur eine hervorragende Möglichkeit zur Motivation seiner Schüler, vielmehr glaubte er an ihren pädagogischen Wert für die Vermittlung körperlicher Konstitution und sozialer Kompetenzen.
Der Zentralausschuss konstituierte sich am 21. Mai 191 in Berlin zur Vertretung der Interessen der Spielbewegung. Ziel war es, auf breiter Basis den Spielgedanken zu fördern und einheitliche Regeln für „Wettspiele“ (also Wettkämpfe) zu schaffen. Konrad Koch war Schatzmeister und Referent für den Fußball.