Burg Dankwarderode

Magniviertel

Magniviertel - Das Herrendorf und die Altewiek

(1) St. Magni, (2) Hofanlage, (3) Methfessel-Haus, (4) Bürgerhäuser, (5) Volksfreundhaus, (6) Bürgerhaus, (7) Bürgerhaus, (8) Pfarrhaus von St. Ulrici, (9) Bürgerhaus, (10) Pfarrhaus von St. Magni© Stadt Braunschweig; Abteilung Geoinformation

Hier lagen, wohl schon im 9. Jahrhundert, das zur Brunonenburg gehörende Herrendorf (Ackerhof, Herrendorftwete) und ein Handels- und Rastplatz für durchreisende Kaufleute (Wik). Sein Name »Brunesguik« ist 1031 in der Gründungsurkunde von St. Magni (1) erstmals schriftlich belegt. Als dieser Name auf die bedeutungsvollere Kaufmannssiedlung auf dem linken Okerufer und später auf die Gesamtstadt überging, wurde diese dörfliche Siedlung die Altewiek.

Das unregelmäßige Netz der Straßen verweist auf ein allmähliches Wachstum. Im Laufe der Zeit wandelten sich Nutzung und Straßenbilder: die eher lockere Bebauung mit Höfen verdichtete sich zu Zeilen überwiegend kleinbürgerlicher Wohnhäuser.

Kriegsschäden und neue Straßen beschnitten die Altewiek, es blieb das Magniviertel mit dem recht gut erhaltenen Gebäudebestand um die wiederaufgebaute Magnikirche als Traditionsinsel. Sie bietet reizvolle Straßen- und Platzbilder mit anschaulichen Beispielen bürgerlichen Wohnbaus vom 15. bis zum ausgehenden 19. Jahrhundert. Die bauliche und künstlerische Entwicklung des Fachwerkbaus in Braunschweig kann an den unterschiedlichen Konstruktionen und Zierformen noch sehr gut nachvollzogen werden.

Objekte dieses Ensembles

Lage

Der Magnikirchplatz in Geschichte und Gegenwart

Magnikirchplatz Nord© Elmar Arnhold

Das Quartier um die Pfarrkirche St. Magni gehört zu den frühesten Siedlungsbereichen Braunschweigs. In einer Weiheurkunde der Kirche aus dem Jahr 1031 wurde die Stadt als „Brunesguik“ erstmals namentlich erwähnt. Im Mittelalter wurde die Teilstadt um St. Magni Altewiek genannt; heute sprechen wir vom Magniviertel. Hier bestanden vermutlich schon in der Zeit vor dem Jahr 1000 Siedlungen von Kaufleuten sowie von Angehörigen der unweit gelegenen Burg der Brunonen. Eine solche unter herrschaftlichem Recht stehende Siedlung wurde als „Wik“ bezeichnet. Die Brunonen waren vermutlich daher die Namensgeber für die Stadt.  Aus Brunswiek entwickelte sich im Laufe der Zeit der Name Braunschweig. Mit Verlagerung der wirtschaftlichen Schwerpunkte in andere Bereiche der Stadt verlor der Bereich um St. Magni als Weichbild Altewiek an Bedeutung. 

Hinter Magni 1© Elmar Arnhold

Die ursprüngliche Kaufleutesiedlung zeichnet sich im Straßennetz noch heute ab. Sie umfasste Langedamm- und Magnikirchstraße sowie Ölschlägern und Ackerhof. Dieser Straßenmarkt endete am Kirchplatz, der als Gemeindefriedhof diente. Im Gegensatz zu den planmäßig angelegten Weichbilden (Hagen, Neustadt) ist das einstige Weichbild Altewiek als eher unregelmäßig gewachsenes Stadtquartier erkennbar. 

Da das Viertel um St. Magni im Zweiten Weltkrieg verhältnismäßig geringe Zerstörungen erfahren hat, ist das ursprünglich mittelalterliche Stadtbild hier in der Innenstadt noch am ehesten erlebbar. Die alten Fachwerkhäuser zeigen die Entwicklung von Konstruktion und Dekoration des Braunschweiger Fachwerks vom 15. bis zum 19. Jahrhundert auf. Die historischen Bürgerhäuser lassen den einstigen Charakter des Quartiers als Wohnort von Handwerkern und Kleinhändlern erkennen. 

Zu den bedeutenden Fachwerkbauten gehören Am Magnitor 1 (Hotel, Vorderhaus von 1490) mit vollständig erhaltener Hofbebauung, Hinter der Magnikirche 1 (Spätgotik und Renaissance, 1915 hierher versetzt) und das unweit des Magnikirchplatzes gelegene Haus Ackerhof 2 mit der ältesten bekannten Fachwerk-Inschrift Deutschlands von 1432.

St. Magni

Magnikirche 2023© Elmar Arnhold

Die Pfarrkirche St. Magni gilt als älteste Pfarrkirche Braunschweigs . Mit ihrer Weihe im Jahr 1031 wurde der Ort als „Brunesguik“ erstmals erwähnt. Die äußere Gestalt dieses ersten Kirchenbaus ist allerdings nicht bekannt. 

Das früheste überlieferte Zeugnis der heutigen Kirche stammt von 1252. Es bezieht sich auf den wuchtigen Unterbau des unvollendet gebliebenen Turmwerks im Westen. Ein Weiterbau erfolgte um 1300 als einheitliche Hallenkirche mit gleich hohen Kirchenschiffen. Eine Inschrift am Chor mit der Jahreszahl 1447 verweist vermutlich auf die damalige Vollendung von St. Magni. Auch der Südturm stammt aus dem 15. Jahrhundert, der Nordturm erhielt um 1700 einen im Zweiten Weltkrieg zerstörten barocken Aufsatz. 

Auch wenn die Umgebung von St. Magni bei den Bombardierungen von Braunschweig verhältnismäßig gering zerstört wurde, St Magni traf es sehr heftig. Das Hauptschiff wurde 1944 weitgehend zerstört. Die Kirchengemeinde entschloss sich zu einem modernen Wiederaufbau. Seit 1964 präsentiert sich der Sakralbau mit neugestaltetem Kirchenschiff und moderner Front auf der Rückseite. Damit lässt das Baudenkmal die Kriegsfolgen deutlich erkennen. Am Chordach befindet sich zur Erinnerung und Mahnung die von Bodo Kampmann geschaffene Plastik „Der Rufer“. 

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