Immobilien und Mobilität Hand in Hand denken
Beim 17. Braunschweiger Immobilienfrühstück standen neue Ansätze für die Entwicklung von Städten und Quartieren im Fokus
Mehr als 100 Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik begrüßte die Braunschweig Zukunft GmbH am Freitag, 16. Juli, zum 17. Braunschweiger Immobilienfrühstück im Wolters Applaus Garten. Im Mittelpunkt stand das Spannungsfeld zwischen Stadtentwicklung und sich verändernder Mobilität. Partner der Veranstaltung war in diesem Jahr die Nibelungen-Wohnbau-GmbH.
„Immobilienbesitzer müssen künftig viel mehr in Mobilitätsketten denken“, stellte Torsten Voß, Geschäftsführer der Nibelungen-Wohnbau-GmbH, gleich zu Beginn den Zusammenhang zwischen der geladenen Immobilienbranche und dem Vortragsthema „Mobilität prägt Stadt prägt Mobilität“ her.
Laut Gastredner Konrad Rothfuchs, Geschäftsführer des Ingenieurbüros ARGUS und Dozent an der HafenCity Universität Hamburg, müsse das Thema Mobilität bei Planungsprozessen und Entwicklungsvorhaben deutlich umfassender einbezogen werden als es in der Vergangenheit vielerorts der Fall gewesen sei. Neben Straßen und Parkplätzen für Autos müsse von Anfang an auch eine gute Radverkehrsinfrastruktur und eine bestmögliche Erreichbarkeit und Taktung von ÖPNV-Anschlüssen berücksichtigt werden. Als Beispiel für ein Quartier, bei dessen Entwicklung bereits neue Mobilitätskonzepte integriert wurden, nannte Rothfuchs unter anderem das von der Nibelungen-Wohnbau-GmbH realisierte Nördliche Ringgebiet in Braunschweig.
Diese Entwicklung müsse weiter vorangetrieben werden. So seien bei der Um- und Neugestaltung von Wohnquartieren sogenannte Sharing-Angebote sowie innovative Lösungen für das Parkraummanagement und die Lieferverkehre mitzudenken. Beispiele für neue Lösungsansätze seien hier unter anderem Quartiersgaragen, in denen Anwohnerinnen und Anwohner ihre Fahrzeuge gesammelt abstellen können, sodass Flächen im öffentlichen Raum für die Aufenthaltsqualität genutzt werden können. In den Quartieren müssten intelligente Serviceeinrichtungen entstehen, die auch alternative Mobilitätsangebote schaffen. Insgesamt sei ein ausgewogenerer „Modal Split“, also die Verteilung der Gesamtmobilität auf die verschiedenen Verkehrsformen, anzustreben. Dieser sorge nicht nur für mehr Nachhaltigkeit durch eine Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs, sondern auch für mehr Aufenthalts- und Lebensqualität in den Quartieren, in denen die Menschen nicht zuletzt durch flexiblere Arbeitsformen und mehr Homeoffice immer mehr Zeit verbrächten.
Gerold Leppa, Geschäftsführer der Braunschweig Zukunft GmbH, schlug zuvor den Bogen zu den Wandlungsprozessen in der Braunschweiger Innenstadt. Er verwies trotz aller Schwierigkeiten, die vor allem den Handel betreffen, auch auf positive Signale wie beispielsweise die wachsende Gastronomieszene. „Mobilität ist auch für die Innenstadtentwicklung ein maßgeblicher Faktor. Wir brauchen Lösungen, mit denen wir bestmögliche Erreichbarkeit mit hoher Aufenthaltsqualität verbinden“, so Leppa. Er appellierte zugleich an die Immobilieneigentümer, sich in den von Stadtverwaltung und Wirtschaftsförderung initiierten Innenstadtdialog einzubringen. „Neue Konzepte für Zwischen-, Um- und Nachnutzungen, kreative Ideen, auch mal das ein oder andere Experimentelle – all das können wir nur zusammen mit der Immobilienbranche und den Eigentümern angehen und umsetzen“, so Leppa.