Gedenkstätte Rathaus
Im Rathaus - Altbau der Stadt Braunschweig befindet sich ein symbolischer Raum des Erinnerns und Gedenkens, der den Braunschweiger Sinti und Sintize gewidmet ist. Das Leiden dieser Menschen unter der nationalsozialistischen Herrschaft war lange Zeit fast vergessen. Die Erinnerungsstätte gibt daher nicht nur dem offiziellen Gedenken einen Rahmen, sondern ist auch Anstoß für die individuelle Suche nach Erinnerungen an die Zeit des Nationalsozialismus.
Der Entschluss des Rates der Stadt, eine Erinnerungsstätte für die verfolgten und ermordeten Braunschweiger Sinti und Sintize zu schaffen, resultierte aus einem intensiven Dialog mit dem Niedersächsischen Verband Deutscher Sinti e.V., in dem würdevolle Formen des Umgangs mit der Vergangenheit gesucht wurden. Der gemeinsame Wunsch, einen würdigen Erinnerungsort zu finden, führte zur Ausschreibung eines künstlerischen Wettbewerbs. Eine Jury unter Vorsitz des Präsidenten der Hochschule für Bildende Künste, Prof. Dr. Michael Schwarz, wählte den Entwurf des Braunschweiger Künstlers Ohannes Tapyuli zur Umsetzung aus. Parallel dazu initiierte die Stadt ein Forschungsprojekt zur Aufarbeitung der Geschichte der Braunschweiger Sinti und Sintize.
Um die Opfer der Anonymität zu entheben und eine bewusste, konkrete Beschäftigung mit dem Geschehenen anzuregen, wurden die im Rahmen dieses Forschungsprojekts recherchierten 124 Opfernamen Bestandteil der Erinnerungsstätte. Im Erdgeschoss des Rathauses hat diese Stätte der Erinnerung und des Gedenkens einen Platz in der Öffentlichkeit. Zugleich findet sich hier aber auch eine Atmosphäre, die Stille und Trauer zulässt.
Gestaltung
Die Gestaltung des Erinnerungs- und Gedenkraums wurde von Ohannes Tapyuli entworfen. Geboren 1944 in Kangal (Türkei) besuchte er von 1952 bis 1963 ein armenisches Klosterinternat in Istanbul. Nach seinem Abitur studierte er Kunstgeschichte an der Universität Istanbul und siedelte 1966 in die Bundesrepublik Deutschland über. An der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart absolvierte er das Studium der Malerei und nahm eine Lehrtätigkeit an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig an.
Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Spanien war er 1984 und 1985 Studiengast der Villa Massimo. Danach kehrte er nach Braunschweig zurück […]. Als ordentliches Mitglied des Deutschen Künstlerbundes beteiligte sich Ohannes Tapyuli zwischen 1973 und 1985 insgesamt zehnmal an den großen DKB-Jahresausstellungen. Seine Arbeiten wurden mit dem Kunstpreis der Stadt Nordhorn (1979), dem Bernhard Sprengel-Preis für Bildende Kunst (1981) und dem Villa Massimo Preis (1983) ausgezeichnet. Mit den nationalsozialistischen Verbrechen setzte er sich auch in der Gedenkstätte Buchenwald auseinander, wo er 1995 die Installation „Europa“ schuf.
(Quelle:)
Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma, https://verortungen.de/gedenkorte/braunschweig-rathaus-sinti/#quellenangaben (Öffnet in einem neuen Tab)
Inschrift Mahnmal
In den Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft wurden die Braunschweiger Sinti verfolgt. Der Weg der Ausgrenzung und Entrechtung sollte in die endgültige Vernichtung führen. Wir gedenken der Menschen, die von den Nationalsozialisten am 3. März 1943 in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert worden sind. Nur wenige überlebten.
Wir Braunschweiger Bürger gedenken der Sinti. Es waren unsere Nachbarn. Ihre Namen und Schicksale werden wir in unserer Erinnerung bewahren.
Des Menschen nicht geachtet
(Jesaja 33,8)
Die Stadt Braunschweig