Kaiser Otto IV.

Mit ihm erfüllte sich der Traum vom welfischen Kaisertum: Otto IV., Sohn Heinrichs des Löwen und Mathildes von England. Aufgewachsen und erzogen in England am Hof seines Onkels Richard Löwenherz wurde er zum Gegenkönig Philipps von Schwaben erhoben und erlangte schließlich als einziger Welfe die Kaiserkrone. Der Generationen übergreifende Dauerstreit zwischen Welfen und Staufern gehört zu den spannendsten Geschichten des Deutschen Mittelalters.

Ein Leben voll unerwarteter und dramatischer Wendungen

Otto IV.-Steinfigur am Altstadtrathaus© Braunschweig Stadtmarketing GmbH/Gerald Grote

Geboren wurde der spätere Kaiser Otto IV., von zeitgenössischen Chronisten Otto von Braunschweig oder Otto der Sachse genannt, 1175 oder im Folgejahr als Sohn Heinrichs des Löwen und seiner Frau Mathilde von England. Als dritter Sohn des Herzogspaares hatte er zunächst nicht viel zu erwarten, der größte Teil des väterlichen Erbes war für den ältesten Bruder Heinrich vorgesehen. Otto sollte lediglich Haldensleben erhalten.

Doch das Leben des Welfensprosses sollte anders verlaufen. Die schicksalhaften Ereignisse begannen schon in frühester Kindheit, als sein Vater Heinrich der Löwe, der mächtige Herzog von Bayern und Sachsen, bei Kaiser Friedrich Barbarossa in Ungnade fiel. Heinrich wurden alle Titel und Besitzungen aberkannt, die Familie ging ins Exil an den englischen Königshof. Otto wurde zum Lieblingsneffen seines Onkels Richard Löwenherz. Der Hof der Plantagenets zählte seinerzeit zu den kulturell bedeutendsten Höfen in Europa, Otto erfuhr dort eine ritterlich-höfische Erziehung und lernte dort u.a. die Kunst des Minnesangs kennen. Als sein Vater mit Familie nach Deutschland zurückkehrte, blieb Otto bei den englischen Verwandten.

Der kinderlose König Richard Löwenherz übertrug Otto die Grafschaft York, was als Vorbereitung für eine Thronfolge gedeutet wird. Otto konnte sich aber nicht durchsetzen. Auch ein Heiratsvorhaben mit der Prinzessin Margaretha von Schottland verwirklichte sich nicht. Otto wurde daraufhin mit der französischen Grafschaft Poitou aus dem großmütterlichen Erbe belehnt, damit verbunden war auch die aquitanische Herzogswürde. In Frankreich beteiligte er sich erfolgreich an den militärischen Auseinandersetzungen seines Onkels mit dem französischen König Philipp II.

Die nächste Wende in Ottos Leben ereignete sich im Jahr 1198. Auf Betreiben des Erzbischofs Adolf von Köln und einer Minderheit der Reichsfürsten wurde er mit Unterstützung von Richard Löwenherz und der Kölner Kaufleute völlig überraschend zum römisch-deutschen König gewählt. Wenige Monate vorher war allerdings schon der Staufer Philipp von Schwaben von der Mehrheit der Fürsten ebenfalls zum König gewählt worden. In den nächsten zehn Jahren rangen der Welfe und der Staufer erbittert um die Macht im Reich. Der Staufer setzte sich schließlich durch, Ottos Niederlage schien besiegelt, da fiel Philipp dem Mordanschlag Ottos von Wittelsbach zum Opfer. Daraufhin wurde Otto IV. von der Gesamtheit der Reichsfürsten als König anerkannt und im Jahr 1209 von Papst Innozenz III. in Rom zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gekrönt. Doch der Frieden währte nicht lange. Seine Italienpolitik brachte Otto zunehmend in Konflikt mit dem Papst, der ihn 1211 öffentlich exkommunizierte. Die sich in der Folge formierende Opposition der Reichsfürsten führte 1212 zur Wahl des Staufers Friedrich II., dem Neffen Philipps von Schwaben, zum Gegenkönig Ottos. Ein neuer Streit um die Macht im Reich begann. Ottos Eingreifen in die Auseinandersetzung seines Onkels König Johann Ohneland von England mit dem französischen König und seine Niederlage in der Schlacht von Bouvines 1214 erschütterten seine Machtbasis nachhaltig. Friedrich II. setzte sich endgültig durch. Otto zog sich ab 1215 nach Braunschweig zurück und starb im Mai 1218 politisch isoliert auf der Harzburg. Seine letzte Ruhestätte fand er in der Stiftskirche seines Vaters, dem heutigen Dom St. Blasii, wo sich auch die Grabstätten seiner Eltern und seiner ersten Frau Beatrix befinden.

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