Zusatzschilder für Straßennamen
Projekt der Bürgerstiftung in Kooperation mit der Stadt
Die Bürgerstiftung Braunschweig hat unter dem Titel „Bildung im Vorübergehen“ ein neues Projekt zur Heimat- und Geschichtspflege in Braunschweig initiiert. Ziel des Projekts ist es, über mehr Zusatzschilder auf die Herkunft und die Besonderheiten des Namens der Straße zu informieren und dazu beizutragen, die Braunschweiger Stadtgeschichte erlebbarer zu machen.
Die Stadt Braunschweig unterstützt das Projekt der Bürgerstiftung im Rahmen einer Kooperation. Dabei sollen bereits bestehende Straßennamenschilder im Stadtgebiet mit Zusatzschildern - sofern noch nicht vorhanden - ausgestattet werden. Die Stadt versieht derzeit Straßennamenschilder, die nach Persönlichkeiten benannt werden, bereits mit Zusatzschildern mit jeweiligen Kurzinformationen zu Lebensdaten und Werk der Persönlichkeit (z.B. bei Neubenennungen in Baugebieten). Das Projekt der Bürgerstiftung beschränkt sich dabei aber nicht nur auf Persönlichkeiten, sondern es sollen nunmehr auch geographische und altertümliche Namen auf dem kleinen Zusatzschild erläutert werden.
Das Projekt soll über Spenden finanziert werden, die von der Bürgerstiftung akquiriert werden. Die Bürgerstiftung sucht dafür sog. „Schilderpaten“. Die Festlegung und Auswahl der Straßen und Plätze sowie die Reihenfolge bei der Realisierung wählt die Bürgerstiftung in Abstimmung mit den Spenderinnen und Spendern aus. Es ist beabsichtigt, bis zu vier Termine zur Anbringung von bis zu zwölf Zusatzschildern pro Jahr durchzuführen. Für die inhaltliche Beratung, Recherche und Texterstellung konnte von der Bürgerstiftung der Historiker Dr. Ulrich Ludewig gewonnen werden.
Auf den Internetseiten der Bürgerstiftung finden sich weitere Informationen zum Projekt (Öffnet in einem neuen Tab) und insbesondere – ergänzend zu den Kurztexten der Zusatzschilder – Details zu den jeweiligen Namensgebern.
Das Projekt wurde am Montag, 26. Oktober 2015, auf dem Ruhfäutchenplatz gestartet. Die stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Karin Heidemann-Thien, und Oberbürgermeister Ulrich Markurth als Schirmherr des Projekts präsentierten die ersten beiden neuen Zusatzschilder zu Straßennamenschildern für den „Ruhfäutchenplatz“ und die „Georg-Eckert-Straße“.
Bisher wurden im Rahmen des Projekts „Bildung im Vorübergehen“ folgende Zusatzschilder gespendet. Die Links weisen auf die PDF-Langtexte der Bürgerstiftung.
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der Name bezieht sich auf den hier befindlichen mittelalterlichen herzoglichen Wirtschaftshof, später befanden sich auf der Fläche mehrere zum Residenzschloss gehörende Bauten
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Anton Adolf Heinrich Bammel, 1806-1882, Stadtrat seit 1849
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im 14. Jahrhundert erstmals als ‚uppe deme Becker-Clinte’ erwähnt; Klint ist die mittelniederdeutsche Bezeichnung für eine Anhöhe bzw. einen Hügel
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Fürst Otto von Bismarck, 1815 - 1898, Reichskanzler, preußischer Ministerpräsident, Ehrenbürger der Stadt Braunschweig.
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Georg Freiherr von B., 1915-1944 (gefall), Oberst und Kommandeur der 2. Kavalleriebrigade im 2. Weltkrieg, Angehöriger des Kreisauer Widerstandskreises
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Henning B., um 1550-1604, Notar, Braunschweiger Bürgerhauptmann, Anführer einer gescheiterten Protestbewegung Braunschweiger Bürger (1601-1604), 1604 auf dem Hagenmarkt hingerichtet
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vermutlich benannt nach den hier gelegenen Besitzungen der Franziskaner, auch als ‚Mindere Brüder‘ bezeichnet, bereits 1540 als „by dem broder styge“ erwähnt
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Johannes B., 1485-1558, bedeutender Reformator in Norddeutschland und Skandinavien, Weggefährte Luthers und Stadtpfarrer von Wittenberg, Verfasser der Braunschweiger Kirchenordnung mit der 1528 die Reformation in der Stadt eingeführt wurde
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Johann C., 1584-1649, Jurist, Gelehrter und Syndikus der Stadt Braunschweig, seine umfangreiche Bibliothek bildete den Grundstock der Stadtbibliothek
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Martin Ch., 1522-1586, lutherischer Theologe und Reformator, seit 1554 Stadtsuperintendent in Braunschweig und damit Inhaber des höchsten geistlichen Amtes
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benannt nach der Fasanenzucht, die auf Wunsch Herzogs Wilhelm in den 1830er Jahren im "Fasanenhölzchen", heute Stadtpark, eingerichtet wurde
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Franz Xaver G., 1789-1849, Stenograph, schuf als erster eine kursive Kurzschrift
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Georg Eckert, 1912-1974, Historiker, Hochschullehrer, Gründer des späteren Georg-Eckert-Instituts für internationale Schulbuchforschung in Braunschweig
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Maria G., 1906-1972, deutsch-amerikanische Physikerin,
1963 Nobelpreis für Physik für die Entdeckung der nuklearen
Schalenstruktur -
Wilhelm G., Postbeamter, Historiker, Verfasser des ‚Dt. Postalmanachs‘ und des mehrbändigen Werkes ‚Vaterländische Geschichte und Denkwürdigkeiten der Lande Braunschweig und Hannover‘
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Straßenanlage im Zuge der Stadterweiterung im 19. Jh., Namensgebung durch Bekanntmachung des Stadtmagistrats vom 15.12.1873, die Herleitung des Namens ist nicht geklärt
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1908–2001, politisch Verfolgter des NS-Regimes, engagierte sich nach 1945 für Menschen mit Beeinträchtigung, gründete 1960 mit Eltern und Förderern die Lebenshilfe Braunschweig
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Hermann L., 1866-1914, Journalist, populärer Natur- und Heimatdichter, Naturschützer, dessen Landschaftsideal die Heide war
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Twete ist ein mittelniederdeutscher Begriff und bezeichnet eine kleine Gasse; hier nach einer bereits im 9. Jahrhundert entstandenen bäuerlichen Siedlung benannt, für die im Spätmittelalter der Name „Herrendorf“ überliefert ist
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1854-1908, Gemahlin des Herzogs Johann Albrecht zu Mecklenburg und Regentin des Herzogtums Braunschweig (1907-1913)
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benannt nach den Brüdern des hier gelegenen Franziskanerklosters (1232 Ersterwähnung) in dessen Räumen Bugenhagen 1528 die Braunschweiger Kirchenordnung erarbeitete, nach der Reformation Umwidmung zur luth. Pfarrkirche St. Ulrici-Brüdern
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Georg F. H., 1802-1883, Braunschweiger Bildhauer u. Erzgießer, aus seiner Werkstatt stammen u.a. das Lessingdenkmal, die im 2. Weltkrieg zerstörte Quadriga auf dem Residenzschloss sowie die beiden Reiterstandbilder auf dem Schlossplatz
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benannt nach dem 1809 von Herzog Friedrich Wilhelm
gegründeten Husarenregiment, das im Braunschweigischen
Husaren-Regiment Nr. 17 fortbestand, Standort war die
ehemalige Mars-la-Tour-Kaserne am Altewiekring / Ecke
Husarenstraße -
Ulrich von H., 1488-1523, Humanist, Dichter und viel gelesener Publizist, scharfer Kritiker des Papsttums, Anhänger der Reformation
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Heinrich J., 1875-1945, Dr., Braunschweigischer Ministerpräsident (SPD), 1919-1920, 1922-1924, 1927-1930. 1945 im KZ Bergen-Belsen umgekommen
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Jodute bezeichnet im Mittelniederdeutschen einen Not-und Hilfeschrei; die Jodutenstraße wurde bis 1758 zum Klint gerechnet
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Max J., 1845 – 1910, Mitbegründer der Eisenbahnsignal-
Bauanstalt, des späteren Siemenswerks, Mitglied des
Landtags, Stadtverordneter, Präsident der Handelskammer,
Gründer einer Vielzahl von Stiftungen, u.a. der Max-Jüdel-
Stiftung -
Julius, 1528-1589, Herzog zu Braunschweig-Lüneburg, führte 1568 die Reformation im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel ein, formte das Land zu einem frühmodernen Staat, Gründer der Universität Helmstedt
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Kale, Braunschweiger Patrizier- und Ratsfamilie, Franz (1536-1556) und Jobst Kale (1560-1584) waren als Große Bürgermeister einflussreiche städtische Politiker, Anhänger und Förderer der Reformation
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Karl H., 1842-1900, Gemeindevorsteher in Gliesmarode 1870-1900
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der Name erscheint um 1700, möglicherweise sollte mit der Bezeichnung an die Karrenführer erinnert werden, die durch diese Straße zu den Handelsplätzen der Stadt fuhren
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die Bezeichnung „uppe dem klinte“ ist seit 1390 belegt und ist die mittelniederdeutsche Bezeichnung für eine Anhöhe, die sich aus einer Flussniederung erhebt
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die Straße erinnert an das Kreuzkloster, das um 1230 auf dem Rennelberg als Nonnenkloster gegründet, nach der Reformation als lutherischer Frauenkonvent weitergeführt, beim Bombenangriff im Oktober 1944 völlig zerstört und dann nicht wieder aufgebaut wurde
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der Name stammt von den Kothöfen, in denen seit dem Mittelalter Kotsassen (Kleinbauern) ansässig waren; Kote
bedeutet mittelniederdeutsch Hütte oder kleines Haus -
hier entlang wurden die Kühe aus dem Ägidientor auf die
Weiden in den Okerniederungen vor der Stadt getrieben,
bereits 1390 unter dem Namen Kostrate erwähnt -
benannt nach einer im Mittelalter gebräuchlichen Bezeichnung für ein eingefriedetes Flurstück, das als Acker oder Weide benutzt wurde
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Heinrich L., 1503-1583, erster evangelischer Prediger an St. Magni, gab wesentliche Anstöße zur Durchführung der Reformation in Braunschweig
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der Name erscheint 1668, zuvor hieß sie „Damstrate“ und war Teil des Haupthandelsweges, der die Stadt in Ost-West-Richtung durchzog
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erst seit 1875/76 so benannt, zuvor war sie Teil der Langedammstraße; die angrenzende Kirche St. Magni wurde 1031 geweiht, in diesem Zusammenhang erste urkundliche Erwähnung des Ortsnamens Braunschweig
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die Straße hieß von 1399 bis 1590 Mantelstrate, dann Mandelstrasse, seit 1731 Mandelnstraße; Mantel bezeichnet mittelniederdeutsch die Umfassungsmauer um einen Turm oder Haus
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Max O., 1851-1927, Stadtbaurat von 1915-1924, schuf zahlreiche kommunale Bauwerke, darunter die Schulen Sophienstr., Bürgerstr., Pestalozzistr., die Gaußschule, sowie das Städtische Museum und die Stadtbibliothek
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1320 als Herrn Emberns Hof erwähnt, im Lauf der Zeit über
Membernes hove, Meymershof sprachlich zu Meinhardshof abgeschliffen -
Stadt an der Elbe, Freistaat Sachsen, bekannt durch Dom, Albrechtsburg, Porzellanmanufaktur u. Weinbau, Straßenbenennung 1960, um die Verbundenheit mit Städten in der damaligen DDR zu dokumentieren.
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Philipp M., 1497-1560, Humanist, Reformator und Professor an der Universität Wittenberg, enger Weggefährte Luthers und einer der führenden Köpfe der Reformation
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Helmut Graf von M., 1800-1891, preußischer Generalfeldmarschall
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benannt nach den Ölschlägern, die Brennöl für Lampen mittels einfacher Mühlen herstellten, 1392 ist erstmals von einem „Ölschlägerhaus" die Rede
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Ludwig R., 1803-1884, Maler und Illustrator
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die Straße wurde von 1399 bis 1432 zum Klint gerechnet, dann kommt zuerst für ein Teilstück, ab 1499 für den ganzen Straßenzug der Name Ridderstrate auf; die inhaltliche Herkunft des Namens ist für diesen Ort nicht erklärbar
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Albrecht Graf von R., 1803-1879, preußischer Generalfeldmarschall, Kriegsminister, Marineminister, Weggefährte Bismarcks, setzte in den 1860er Jahren in Preußen die Heeresreform um.
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Rauhfüßchen: wohl der Name für Hofdiener, die ihre edlen Strümpfe mit Gamaschen schützten
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benannt nach der von Hermann Korb 1710-1712 erbauten katholischen Gemeindekirche St. Nicolai; der bedeutende Barockbau wurde im 2. Weltkrieg zerstört
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Georg Johann David von Sch., 1755-1813, preußischer General und Heeresreformer
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benannt nach den erstmals 1304 erwähnten Fleischscharren
der Altstadt; Scharre ist die mittelniederdeutsche Bezeichnung für einen Verkaufsstand -
benannt nach der Jutespinnerei der Braunschweigischen AG für Jute- und Flachsindustrie, die hier von 1874 bis 1974 aus der Naturfaser Jute v. a. Säcke und Garne herstellte
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Gustav St., 1876-1940, Staatsminister im Freistaat Braunschweig (SPD), im KZ Mauthausen umgekommen
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Gustav T., 1832-1888, Philosoph, Professor in Dorpat, heute Tartu(Estland, gebürtiger Braunschweiger
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Otto Th., 1891-1938, Chefredakteuer der SPD-Zeitung "Volksfreund" in Braunschweig, im KZ Dachau umgekommen
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Friedrich Ludwig von W., 1783-1841, herzoglich braunschweigischer Generalmajor
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benannt nach der Schlacht von Waterloo, einem Dorf im heutigen Belgien, Sieg der verbündeten Truppen unter Wellington und Blücher, darunter ein Braunschweiger Feldkorps, über Napoleon Bonaparte am 18. Juni 1815
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Stadt in Sachsen-Anhalt, mit dem Thesenanschlag 1517 Ausgangspunkt und Zentrum der Reformationsbewegung, langjährige Wirkungsstätte Luthers