Der Zuckerberg und Schloss Richmond
Der Zuckerberg
zwischen Bahndamm, Oker und Salzdahlumer Straße ist ein idyllisches Wohngebiet. Ein Teil dieses mit zum Teil altem Baubestand begünstigten Wohnviertels wird auch "Charlottenhöhe" genannt. Diese Bezeichnung rührt daher, dass Herzog Wilhelm 1842 einen Rundtempel, der ursprünglich als Begräbnisstätte der Gemahlin Herzog Karls I. Philippine Charlotte errichtet worden war, auf das südöstliche Plateau des Zuckerberges verlegte. Später wurde der Tempel in den Richmondpark umgesetzt. An seiner Stelle errichtete man die Villa Schneider, heute das Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte.
Der Name Zuckerberg ist wohl dadurch entstanden, dass der feine Sand im Boden (wie Zucker) als Namensgeber fungierte. Der Name "Zuckerberg" ist bereits in einer Karte "Accurate Ichnographische Vorstellung der Hauptstadt und Vestung Braunschweig...." von Matthaeus Seutter aus Augsburg, der von 1678 bis 1758 lebte, angegeben. Zuckerrüben wurden zu dieser Zeit noch nicht angebaut.
Der besondere Charakter des "Zuckerberges" entstand aber bereits im 18. Jahrhundert. 1769 ließ Erbprinz Karl Ferdinand für seine Frau Augusta, der Schwester des englischen Königs Georg III. das Sommerschloss Richmond bauen. Das Sommerschloss erhielt einen großen "Englischen Garten", der weite Teile des Zuckerberges bis hin zur Salzdahlumer Straße umfasste. Prinzessin Augusta konnte sich so fast heimisch fühlen, erinnerte doch auch die damals noch unbegradigte Oker an die ebenso schmale Themse in ihrer Heimat.
Heute wird das Gelände des Richmond-Parkes auch Kennelgebiet genannt. Das Schloss ist im Besitz der Stadt Braunschweig und wird für Empfänge, Trauungen oder musikalische Veranstaltungen genutzt.
Nach dem 1. Weltkrieg wurde das Gebiet des Zuckerberges parzelliert und konnte aufgrund eines städtischen Bebauungsplanes bebaut werden. Die Hauptdurchgangsstraße erhielt den Namen Zuckerbergweg. Es entstanden vorwiegend Ein- und Zweifamilienhäuser, zum Teil mit gehobenem Standard und meist größeren Gärten. Ein Gebäude entstand 1913 als Wohnhaus der Bauunternehmerfamilie Munte. 1929 erwarb es die Stadt Braunschweig und nutzte es als Gästehaus. Nach 1985 stand das Gebäude lange Zeit leer, ehe es seit 1997 als "Klinik am Zuckerberg" wieder genutzt wird.
Am Zuckerbergweg entstand 1929 auch das phototechnische Unternehmen Rollei, welches ihre Gründer Paul Franke und Reinhold Heidecke ursprünglich im Bahnhofsviertel an der Viewegstraße gegründet hatten. Obwohl die Firma mit ihren Kameras Weltruf erreichte, musste sie 1981 aufgeben und besteht seitdem nur noch als "Rollei Fototechnic GmbH", die ausschließlich hochwertige optische Produkte herstellt. Das Gelände und die meisten Gebäude werden von Firmen verschiedener Branchen genutzt.
Gleich gegenüber wurde am 16.9.1934 das Martin-Luther-Haus der Evangelischen Kirchengemeinde eingeweiht. Für den Kirchenbezirk Bebelhof und Zuckerberg war ein Gebäude mit Gemeindesaal, Jugendräumen und Pfarrerwohnung entstanden. Gleich nebenan gab es bis Anfang Oktober 2009 die katholische St. Godehard-Kirche. Sie wurde abgerissen, um für Wohnbauten Platz zu schaffen.