Kanzlerfeld - Trabantenstadt im Grünen
Dieser junge Stadtteil Braunschweigs liegt im Nordwesten der Stadt unmittelbar neben den großen Bundesforschungsanstalten der PTB (Physikalisch-Technische Bundesanstalt) und der FAL (Forschungsanstalt für Landwirtschaft), deren Bedeutung weit über Niedersachsen und die Bundesrepublik hinausgehen. Besonders als Wohnquartier für die hier Beschäftigten entstand seit dem Jahr 1962 hier ein Wohngebiet im Grünen. Der nunmehr abgeschlossene Stadtteil entstand in sechs Bauabschnitten in unterschiedlichen Bauweisen. Hier reihen sich kleine Einfamilienhäuser der bescheidenen 60er Jahre neben stattliche Bungalows; Flachdachgruppen in Fußgängerwegen stehen bei Mietwohnblöcken unterschiedlicher Größe und Aussehen.
Auf ehemals Ölper und Watenbütteler Feldmark wurde der erste Bauabschnitt im Jahr 1962 mit dem Bau von etwa 200 Einfamilienhäusern begonnen, deren erste bereits 1963 bewohnt wurden.
Wenige Mehrfamilienhäuser entlang der Gassnerstrasse schlossen sich an, (Bauabschnitt 1a+b), bevor der Bauabschnitt Nord-West 1970 begonnen wurde.
Nach neuen städtbaulichen Konzeptionen entstanden hier besonders viele individuell geplante Einfamilienhäuser vor allem der Architekten Schmied und Gericke, deren z.T. veränderbare Grundrisse unterschiedlichen Wohnbedürfnissen angespaßt werden können und dadurch besonders individuell gestaltet wurden (Bauabschnitt 2).
Auch die absolute Ablösung erschließender Verkehrstrassen durch kleine, aufschließende Zuwege ermöglichen eine intime Verbindung der flachen in die Gärten eingebundenen Häuser. Als dritter Bauabschnitt wurde das notwendige Zentrum des Stadtteiles mit den notwendigen Läden, Post, Bank und dem Wichernhaus als Gemeindehaus der Wicherngemeinde, der Lehndorfer Kirchengemeinde zugehörig und der Geschwister Sperling-Kindergarten gebaut. Das Wichernhaus Entwurf (Prof. Quiram) ist Mittelpunkt des Kanzlerfeldes geworden. Es wird als Kirche gemeinsam mit der Wichernkirche in Lehndorf genutzt, aber auch für kulturelle Veranstaltungen und für private Geselligkeiten und Feiern. Das im Wichernhaus direkt angeschlossenen Pfarrerwohnhaus - bisher als solches genutzt - erhält ab dem 01.09.2008 eine neue Aufgabe und Nutzung. Es wird für ca. 15 Krippenkinder von 1 bis 3 Jahren die Betreuung in den Vormittagsstunden ermöglichen.
Hier wurde mit der Errichtung des "Wichernkreuzes", einer raumbildenden Plastik in Form einer Kreuzesstele das Zentrum des Stadtteiles geschaffen.
Die hier mehrgeschossigen Miethäuser (Entwurf Prof. Strizcz) im Einkaufszentrum verfügen zum Teil über mehrgeschossige Wohnungen im Maisonettestil, z.T. als Eigentumswohnungen übernommen.
Es schlossen sich im vierten Bauabschnitt wieder Gruppen von Einfamilienhäusern an, bevor im Jahre 1985 ein städtebaulicher Wettbewerb, gewonnen von Professor Ferdinand Stracke, die vielfältige Gestaltung verschiedenster Bauformen entschied. Hier entstand außer großen Kinderspielplätzen auch ein Ruhepunkt für die Aussicht in die freie Landschaft und auf den Brocken (Bauabschnitt 5).
Der sechste Bauabschnitt gestaltete etwa ab 1990 den westlichen Rand der Siedlung, der von einem Regenrückhaltebecken begrenzt wird. Das Kanzlerfeld in Braunschweig dokumentiert in diesem jungen Stadtteil modernen Siedlungsbau, an dem sich städtebauliche Ideen und Planungen über einen Zeitraum von fast drei Jahrzehnten ablesen lassen.
G. Ruben
Bevölkerungsentwicklung im Kanzlerfeld
Jahr | Einwohner |
---|---|
1963 | 9 |
1969 | 1126 |
1970 | 3160 |
1995 | 4544 |
2006 | 3877 |
Literaturhinweise für Lehndorf und Kanzlerfeld
Geschichtliches Ortsverzeichnis des Landes Braunschweig,
Hermann Kleinau, Veröffentlichungen der Hist. Kommission für Niedersachsen… August Lax Verlagsbuchandlung Hildesheim 1963
Braunschweiger Stadtlexikon, Bd.1+2,Herausgeg. Im Auftrage der Stadt von
Luitgard Camerer, etc.
Johann.Heinr. Meyer Verlag Braunschweig 1992
Bau- und Kunstdenkmale der Stadt Braunschweig, P.J. Meier+ K.Steiacker.
Verlag Zwissler, Wolfenbüttel, 1906
Geschichte des Forschungsstandortes Braunschweig-Völkenrode, Rolf Ahlers+Gerhard Sauerbeck, Braunschweig 2003, ISBN 3-93029-90-4
und siehe Heimatpflegerin G. Ruben