Leiferde
Geschichte
Der Ort ist sehr alt, wahrscheinlich schon von den Cheruskern gegründet. Erste Erwähnung findet Leiferde 1176 in den "Annales Stederburgenses". Das Kloster Steterburg erwarb damals in Leiferde 5 Hufen (1 Hufe = 30 Morgen) Land Erbgut nebst Hofstätten. Es hatte hier außer Besitz das Recht auf den halben Zehnten. In dieser ersten Erwähnung wird Leiferde als "Lefforde" bzw. "Lefuorde" (aus den altniederdeutschen Wörtern "hlêo" = Hügel und "fôrd" = Furt) erwähnt. Der zweite Teil des Ortsnamens deutet darauf hin, dass hier eine sog. Furt durch die Oker führte. Es lässt sich vermuten, dass bereits in der vorfränkischen Zeit (vor 800 n. Chr.) eine alte Ost–West–Straße bestanden haben muss. Derartige Fernhandelswege wurden als "Diet-Weg" oder "Deiweg" ("Volksstraße") bezeichnet.
Aufgrund der vorfränkischen Saline in Salzdahlum käme dem Leiferder "Deiweg", der von Schöningen kommend über Salzdahlum und Steterburg nach Hildesheim führte, wohl die Bedeutung einer alten Salzstraße zu.
Im gleichen Jahr, der ersten Erwähnung von Leiferde, kommt es zum berühmten Kniefall des deutschen Kaisers Friedrich I. ("Barbarossa") vor dem Welfenherzog Heinrich dem Löwen in Chiavenna. Es kommt zum Zerwürfnis. Schon kurze Zeit später, im Jahr 1181 lagerte der Erzbischhof Philipp von Köln in Leiferde, der den Kaiser gegen die Welfen militärisch unterstützte. Leiferde und die umliegenden Dörfer wurden geplündert und angezündet.
Im dreißigjährigen Krieg (1618- 1648) wurde der Ort bei den Kämpfen um Wolfenbüttel 1627 und 1641, durch der damals wohl einzigen Okerüberquerung zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel, sehr stark in Mitleidenschaft gezogen. Eine hölzerne Gedenktafel in der Leiferder Kirche, die mit vier Wappen geschmückt ist, erinnert an den schwedischen Oberst David Sibbald, der am 19. Juni 1641 durch eine feindliche Gewehrkugel tödlich getroffen wurde.
Zur Zeit der Generallandesvermessung um 1750 wurde die 1475 Morgen große Feldmark von vier halben Ackerhöfen, zwei Ackerleuten, zwei Halbspänner, sechs Kotsassen und einen Brinksitzer bewirtschaftet. Dazu kamen damals die Kirche, die Schule, der Krughof und das Zöllnerhaus am Thiedebach, das Hirtenhaus und das Gemeindehaus.
Rund 100 Jahre später wurden das Dorf und die Feldmark 1853 als Grundlage für die Separation neu aufgenommen und vermessen. In diesem Verzeichnis sind die gleichen Höfe enthalten, es sind lediglich zwei Brinksitzer hinzugekommen. Die Landwirtschaft erfuhr nach der Separation - der Bauer wurde freier Herr auf seiner Scholle – durch den voranschreitenden Anbau der Zuckerrüben einen ungeahnten Aufschwung.
Nach dem Bau der braunschweigischen Staatseisenbahn 1838 (1. Deutsche Staatseisenbahn) und der ersten Haltestelle dieser in der Leiferder Feldmark (1839) wurden viele, die vorher in der Landwirtschaft tätig waren, zu Pendlern, die ihren Lebensunterhalt nun in Fabriken der Städte Braunschweig und Wolfenbüttel verdienten.
Ein Denkmal vor der Kirche erinnert an den Dorfschullehrer und Kantor Ludwig Lüders (21. März 1821 – 02. März 1908), der bereits um 1855 die Rübenkernlegemaschine erfand und so ein Pionier für landwirtschaftliche Maschinen wurde.
Im 2. Weltkrieg wurde am 30. Januar 1944 bei einem Luftangriff ca. 200 Sprengbomben über der Leiferder Feldmarkt abgeworfen, von denen ca. 20 Bomben auf das Dorf fielen und das Dorfzentrum verwüsteten. Es starben 13 Menschen im Luftschutzkeller, die ihre letzte Ruhe auf dem Ehrenfriedhof erhielten. Insgesamt sind 19 Bombenopfer zu beklagen.
Der Stadtteil Leiferde
Durch die Eingemeindung am 1. März 1974 wurde Leiferde südlichster Stadtteil von Braunschweig.
Auf Beschluss des Bezirksrates Stöckheim–Leiferde vom 13. Oktober 1980 hat Leiferde folgendes Wappen, Rot-Gold (Rot-Gelb), schräg links geteilt; oben ein blau bewehrter, wachsender goldener Löwe; unten eine blaue Rübenkerndrillmaschine.
1990 hatte Leiferde laut Statistik 1771 Einwohner, die in 435 Häusern mit 709 Wohnungen lebten. Immer mehr Bürger schätzen diesen Stadtteil mit seinem dörflichen Charakter und der Nähe zu den Erholungsgebieten im Bereich der Okerniederung. Durch das neue Baugebiet "Thiedebacher Weg West" leben heute in Leiferde ca. 2000 Einwohner.
Das Vereinsleben in Leiferde ist sehr ausgeprägt. In acht verschiedenen Vereinen können die Bürgerinnen und Bürger sportlich und gesellig ihre Freizeit genießen.
Die Pferde, die früher das Dorfbild prägten und durch moderne Maschinen bei der Feldarbeit abgelöst wurden, sind wieder in Leiferde zu Hause. Die weiten Okerwiesen und drei komfortable Reithallen laden immer mehr Pferdefreunde zum Reitsport ein. Zwischenzeitlich gibt es über 150 Zucht- und Reitpferde im Ort.
Die Feldmark wird von drei landwirtschaftlichen Betrieben bearbeitet.
In Leiferde befinden sich eine Grundschule, Kindertagesstätte, Ev. Kirche mit Gemeindezentrum, Jugendzentrum, Bücherei, Schützenhaus, Sportheim und ein Restaurant. Einkaufsmöglichkeiten bestehen ausreichend in den Nachbarorten. Zum Stadtzentrum ist Leiferde durch eine gute Busverbindung angeschlossen.