Friedrich-Wilhelm-Platz

Das Viertel des Alten Bahnhofs

(1) Alter Bahnhof (2) Villa von Amsberg (3) Hotel Monopol (4) Bankhäuser (5) Oberpostdirektion© Stadt Braunschweig; Abteilung Geoinformation

Dieser Platz wurde nach Einführung der Eisenbahn als südlicher Eingang zur Innenstadt neu angelegt. Er ist nach Herzog Friedrich Wilhelm (1771-1815) benannt. Der erste Bahnhof wurde 1838 gleichzeitig mit der ersten Staatsbahn der Welt, die von Braunschweig nach Wolfenbüttel führte, in Betrieb genommen. Bereits 1843 erfolgte ein repräsentativer Bahnhofsneubau (1), der 1960 aufgelassen wurde. Sein Portal, nach dem Vorbild eines römischen Triumphbogens gestaltet, wurde zum neuen Stadttor, zum »Tor zur Welt«. Der Bahngründer Philipp August von Amsberg bewohnte die 1827 errichtete spätklassizistische Villa (2) in unmittelbarer Nachbarschaft. Ihre Hauptfassade rückt wirkungsvoll in die Blickachse des Bruchtorwalls.

Der Friedrich-Wilhelm-Platz selbst wurde Ende des 19. Jahrhunderts in Ausrichtung auf die Hauptfassade des Bahnhofs angelegt und mit Hotel-, Geschäfts- und Bankhäusern geschlossen bebaut (3,4). Der Platz war Teil der bis Ende des 19. Jahrhunderts angelegten und repräsentativ bebauten Straßenfolge vom Bahnhof zum neuen Regierungsviertel an Burg und Dom. Hierzu gehört die Friedrich-Wilhelm-Straße, sie findet ihren räumlichen Abschluss in dem aufwändig gestalteten wilhelminischen Neubau der Oberpostdirektion (5), zugleich städtebauliches Gegenstück zum Bahnhof.

Lage

Der Friedrich-Wilhelm-Platz in Geschichte und Gegenwart

Friedrich-Wilhelm-Platz, Blick nach Norden© Elmar Arnhold

Friedrich-Wilhelm-Platz

Friedrich-Wilhelm-Platz, Pferdebahn, 1879© Wikipedia

Anlass für die Anlage des Friedrich-Wilhelm-Platzes in seiner heutigen Form war die Eröffnung des Bahnhofs der ersten deutschen Staatsbahn im Jahr 1838. Der 1843-1845 durch den Architekten Carl Theodor Ottmer errichtete Bau des Alten Hauptbahnhofs erhielt stadtseitig nach Norden eine repräsentative Fassade. Zur Anbindung des im Süden der Okerumflut gelegenen Bahnhofs entstanden mehrere Brücken. Bis 1875 war der heutige Friedrich-Wilhelm-Platz Teil des klassizistischen Wallrings. Eine der Wallpromenaden, der Bruchtorwall, zielte als Allee auf die 1827 erbaute Villa von Amsberg. An Stelle der heutigen Platzanlage zweigte der innerstädtische Okergraben ab. 

Mit der städtebaulichen Umgestaltung des Zentrums ab 1875 wurden die dortigen Okerläufe kanalisiert und überwölbt. Zur Anbindung des Bahnhofs an die Stadtmitte wurden nun über dem Okerlauf Friedrich-Wilhelm-Platz, Friedrich-Wilhelm-Straße und Münzstraße angelegt. An der neuen Achse errichtete man neben gründerzeitlichen Wohn- und Geschäftshäusern öffentliche Gebäude im Stil des Historismus. 

Friedrich-Wilhelm-Platz, Blick von Norden© Stadtarchiv Braunschweig

Der Friedrich-Wilhelm-Platz wurde zur Adresse für Hotels, Cafés und Bankhäuser, er erhielt damit den repräsentativen Charakter eines typischen Bahnhofsvorplatzes im 19. Jahrhundert. Hier kreuzten sich mehrere Linien der seit 1897 elektrisch betriebenen Straßenbahn. 

Nach der Stilllegung des Alten Hauptbahnhofs im Jahr 1960 ging die Bedeutung des Stadtquartiers zurück. Die Hauptfassade des Alten Hauptbahnhofs konnte in einen Neubaukomplex der Landessparkasse einbezogen werden. Sie prägt bis heute den in jüngerer Zeit neu gestalteten Platz. 

Hotel Monopol© Elmar Arnhold

Bruchtorwall 1 - Hotel Monopol

Das einstige Hotel Monopol ist als markanter Eckbau zum Bruchtorwall von großer städtebaulicher Bedeutung. Das im Stil der Neorenaissance entworfene Gebäude entstand 1889 und ist ein weniger bekanntes Werk des Braunschweiger Hochschullehrers Constantin Uhde. Die Architektur des viergeschossigen Hauses weist in der Eckausbildung einen Runderker auf. Das Erdgeschoss zeigt große Bogenöffnungen, in den oberen Stockwerken sind die Fenster mit ihren Rahmungen hierarchisch gestaltet: Das 1. Obergeschoss ist mit Rundbogenfenstern als Beletage gekennzeichnet. 

Ursprünglich ragte der Erker bis in die Dachzone und schloss mit einem Kuppeldach ab. Aufgrund von Kriegsschäden sind wichtige Details wie Kuppeldach, Ziergiebel und Gauben verloren gegangen. 

Nachdem die Nutzung als Hotel in den 1970er Jahren vorerst endete, erfolgte 1989 eine Sanierung des Baudenkmals als Bürohaus. 

Villa von Amsberg© Elmar Arnhold

Friedrich-Wilhelm-Platz 3 - Villa von Amsberg

Diese 1827 errichtet Villa gehört zu den wenigen erhaltenen Bauwerken des bedeutenden Architekten Peter Joseph Krahe, dem Schöpfer des klassizistischen Wallrings. Bauherr war Philipp August von Amsberg, Initiator der 1838 gegründeten Braunschweigischen Staatsbahn. Krahe bezog den Wohnbau in seine Planung der Wallpromenaden ein: Die Villa ist Zielpunkt einer vom heutigen Lessingplatz ausgehenden Allee (Bruchtorwall). 

Das in einen Vorgarten eingebettete klassizistische Gebäude zeigt die für Bauten Krahes typische einfache aber ausgewogene Klarheit. Die symmetrische Fassade zum Platz ist geprägt von einer Freitreppe mit Säulenvorbau (Altan) und einem Walmdach mit Dachaufbau über den mittleren Fensterachsen. 

Das ursprüngliche Wohnhaus diente von 1875 bis 1931 als Bankhaus Meyersfeld und in den Folgejahren als Café. Die jüdische Bankiersfamilie Meyersfeld emigrierte 1934 nach Südafrika. Nach zwischenzeitlicher Nutzung für Bürozwecke wird das Haus seit 2013 u. a. für Kunstausstellungen genutzt. Zuvor konnte es im Rahmen einer Sanierung seinem ursprünglichen Erscheinungsbild wieder angenähert werden. 

Alter Bahnhof© Elmar Arnhold

Kalenwall 5 - Alter Bahnhof

Mit der Gründung der ersten deutschen Staatseisenbahn im Jahr 1838 entstand im Süden der heutigen Innenstadt ein erster Kopfbahnhof. Das neugotische erste Bahnhofsgebäude erinnerte an ein Stadttor und wurde bereits nach fünf Jahren zugunsten eines Neubaus beseitigt. Die Pläne für diesen von 1843-1845 errichteten Hauptbahnhof stammten genauso wie für den Vorgängerbau von dem Hofarchitekten Carl Theodor Ottmer. 

Das im Stil des Spätklassizismus gehaltene Bahnhofsgebäude bestand aus einer langgestreckten Bahnhofshalle mit flankierenden Trakten für die Abfertigung und einem repräsentativen Kopfbau zur Stadt; letzterer beinhaltete Säle und Restaurants. Seine Fassade zitiert im Mittelbau das Motiv eines antik-römischen Triumphbogens – das neue Stadttor des Eisenbahnzeitalters.

Alter Hauptbahnhof um 1900© Stadtarchiv Braunschweig

Der Zugang zu den Gleisen erfolgte von der Westseite. Dort lag der Eingang mit einem Fahrkartenschalter der wie ein Rundtempel mit Säulen (Monopteros) gestaltet war. Die westliche Längsfront erinnerte mit den Säulenarkaden an die Architektur nobler Kurorte. An der schlichteren Ostseite lag der Ausgang für die im Bahnhof angekommenen Fahrgäste. 

Nach starken Schäden im Zweiten Weltkrieg wurde der Bahnhof bis zur Eröffnung des neuen Durchgangsbahnhofes im Jahr 1960 in Funktion belassen. 1963-1966 erfolgte nach Abbruch der Bahnhofshalle die Einbeziehung der erhaltenen Fassade des Kopfbaus in das Direktionsgebäude der Landessparkasse. 

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