Braunschweigs Stadttauben
Konzept zur tierschutzgerechten Populationskontrolle wildlebender Stadttauben durch betreute Taubenschläge
Was sind Stadttauben? Und warum gibt es so viele Tauben in den Städten?
Stadttauben sind verwildert lebende Brief-, Rasse- oder Hochzeitstauben, die entflogen sind oder ausgesetzt wurden sowie deren Nachkommen. Durch gezielte Züchtungen der wildlebenden Felsentaube (Columba livia) wurde diese über Jahrtausende an die Bedürfnisse des Menschen angepasst.
Durch den Prozess der Domestikation verfügen die Tiere über bestimmte Eigenschaften, welche dazu führen, dass die Taubenpopulation in Städten anwächst und damit die Hauptursachen des Taubenproblems bedingen:
1. Stadttauben weisen eine ganzjährig erhöhte Brutaktivität auf.
Stadttauben haben ein sogenannten „Brutzwang“. Das heißt, die Tiere legen mehrmals im Jahr 2 Eier, unabhängig von der Jahreszeit, der Witterung oder dem Nahrungsangebot. So entsteht ein Brutplatzmangel, was dazu führt, dass auch suboptimale Brutplätze von den Tauben genutzt werden – z.B. auch hinter Spikes zur Taubenabwehr.
2. Stadttauben sind standorttreu.
Als Brieftauben war die Standorttreue der Tiere ein wichtiges Merkmal. Für verwilderte Stadttauben bedeutet ihr geringer Aktionsradius jedoch, dass sie nur in einem geringen Umkreis nach Nahrung suchen und auch bei Vergrämungsmaßnahmen in der Nähe des bekannten Brutplatzes verbleiben. Folglich können einzelne Vergrämungsaktionen nie langanhaltenden “Erfolg” bringen. Diese Standorttreue führt auch dazu, dass viele Tauben auf sehr engem Raum brüten. So entstehen dichteabhängige Stressfaktoren, wie erhöhter Infektionsdruck.
3. Stadttauben brüten wiederholt im selben Nest.
Haustauben wurden zur einfacheren Haltung an die wiederholte Nutzung derselben Nester gewöhnt. Außerdem sind bei der Zucht ursprüngliche Verhaltensweisen zur Nesthygiene verloren gegangen. So leben die verwilderten Haustiere häufig unter schlechten hygienischen Bedingungen und fallen vermehrt Krankheiten zum Opfer.
4. Stadttauben leiden unter Mangel- und Fehlernährung.
Von Natur aus ernährt sich die Stadttaube von Getreide und anderen Körnern oder Hülsenfrüchten. Am Tag benötigt sie ca. 40 g davon.
Da die Tauben in Städten jedoch kaum artgerechtes Futter finden, weichen sie auf Abfälle aus, die von Passanten weggeworfen wurden oder aus Restaurants stammen. Das führt dazu, dass die Stadttaube häufig mangelernährt ist, unter Durchfällen (Hungerkot) leidet und anfälliger für Krankheiten und Parasiten wird. Außerdem lässt sich der Hungerkot nur mit deutlich höherem Aufwand entfernen, wodurch die Verunreinigung durch Taubenkot zunimmt.