Museumpark
Der Museumpark bildet mit seiner innerstädtischen Lage einen wichtigen Freiraum für die Erholung der Bevölkerung und hat eine bedeutende ökologische Ausgleichsfunktion. Darüber hinaus ist der Park Bestandteil der landschaftlich umgestalteten Wallanlagen und hat mit seinen weiten Rasenflächen, ausgeprägten bewaldeten Anhöhen und seiner Lage an der Oker einen hohen ästhetischen Erlebniswert für die Parkbesucher.
Das Gelände des heutigen Museumparks war bis Ende des 18. Jahrhunderts ein Teil der 1692 angelegten barocken Stadtbefestigung mit seinen Bastionen, Ravelins, Glacies und Grabensystemen zwischen dem Steintor im Süden und dem Fallersleber Tor im Norden. Als die Befestigungswerke gegen die veränderte Kriegsführung unwirksam wurden, z. T. schon als Garten- und Weideland dienten und zudem erhebliche Unterhaltungskosten verursachten, beschloss man 1769 die sogenannte „Walldemolierung“. Ab 1780 kam es zu einer geordneten Schleifung der Befestigungsanlagen und der Veräußerung einzelner Bastionen „zum Zwecke der Anlage von Parks und Gärten“.
Die räumliche Enge und antiquierte Gestaltung des wenig geschätzten Parks am Schloss in der Innenstadt gab 1802 den Anlass zum Kauf der Bollwerke Anton und Ulrich für die damalige Herzogin Augusta. Als englische Prinzessin hatte Sie sich schon ganz nach dem Vorbild ihrer Heimat am Schloss Richmond einen Landschaftspark anlegen lassen und ließ nun auch hier auf ihre privaten Kosten die Wallanlagen zu einer solchen landschaftlichen Parkanlage für sich und „dem Vergnügen der Stadt“ umgestalten. Mit der Planung wurde der damals von den bedeutenden Wörlitzschen Parkanlagen her bekannte herzoglich-dessauische Garteninspektor Johann Georg Gottlieb Schoch der Jüngere (1758-1826) betraut.
Der Park umfasste neben den Flächen des heutigen Museumparks auch den Theaterpark und den Bereich des Staatstheaters sowie der Kulissenhäuser. Schoch griff bei der Planung auf bewährte wörlitzsche Stilmittel zurück und verwandte sowohl die langen fächerförmigen Blickbeziehungen von den Anhöhen aus als auch ein ausgeprägtes allegorisches Staffagenprogramm mit Statuen sowie die landschaftliche Einbeziehung von Nutzgartenflächen in die Gestaltung. So befand sich im Museumpark z. B. im Bereich des heutigen Spielplatzes sowohl eine Eremitage in einem unterirdischen Natursteingewölbe als auch eine Gärtnerei (Gebäudeentwurf von Krahe), weiter ein Pavillon und eine Borkenhütte als Ausdruck des pittoresk-romantischen Kunststiles der damaligen Zeit. Darüber hinaus wurden die Partien an der Oker ähnlich wie in Wörlitz als Flusslandschaft mit einem langsam sich dahin schlängelnden Gewässer in den Park einbezogen, was heute noch nachvollziehbar ist.
Aber auch auf die Straßen und Plätze der außerhalb gelegenen, umgestalteten Wallanlagen wurde Rücksicht genommen. So besteht noch heute eine Sichtachse vom Parkeingang am Steintor zum Obelisken auf dem Löwenwall. In Zusammenarbeit mit Krahe entstanden außerdem Entwürfe zu einem Sommerschloss sowie der monumentale Parkeingang mit zwei flankierenden Pavillons und einem massiven eisernen Tor im Vorfeld des heutigen Theaters. Von den Kleinarchitekturen im Museumpark ist jedoch gegenwärtig nur noch eine kürzlich sanierte Grotte erhalten geblieben. Das krahesche Gartenhaus wurde zusammen mit dem Eremitagehügel 1949 abgetragen.
Herzogin Augusta hat ihren Park nicht in der Vollendung erleben können, sondern floh 1805 vor den napoleonischen Kriegen in das englische Exil, wo sie 1813 starb, ohne je nach Braunschweig zurückzukehren. Krahe führte die Arbeiten am Park zu Ende, so dass sich der Landschaftsgarten erst 1820 wie auf dem historischen Plan darstellte. Krahe ließ dabei auch den östlich der Oker gelegenen herzogl. Küchengarten landschaftlich gestalten, so dass eine weitläufige Parkanlage mit der Oker als zentralem Element entstand. Das ausgeprägte botanische Interesse der Herzogin, wie es damals in weiten gesellschaftlichen Kreisen auf Grund der Entdeckung neuer Kontinente üblich war, wird mit einer historischen Pflanzenliste aus dem gleichen Jahr deutlich.
Einige dieser Gehölze wie die gelbblühende Kastanie, die gefüllte Rosskastanie, der Dreifinger-Strauch, der geschlitzte Spitzahorn, der buntbl. Bergahorn, die Hängebuche, die Hickorynuss, Platanen und Eichensorten sind heute noch erhalten geblieben. Erheblichen Schaden erlitt der Gesamtpark bei seiner Zerschneidung durch den Bau des Theaters (1858) und des Herzog Anton Ulrich Museums (1883), so dass heute nur noch zwei kleinere Teilparks erhalten blieben, die nicht mehr die Großzügigkeit und Weite des ehemaligen Landschaftsparks erleben lassen.
Ab 1995 wurde anhand eines gartendenkmalpflegerischen Gutachtens versucht, dem Park seine historische Gestaltungsform und Erlebnisqualität mit der Sanierung der Wege und Pflanzenbestände in Teilen zurückzugeben. Dabei wurden die Blicke auf die Oker als ein wichtiges Erlebnismerkmal wieder freigelegt. Außerdem wurden nach historischem Vorbild an weiteren wichtigen Aussichtspunkten Sitzplätze (Platanenplatz, Granitbank an der Stelle eines historischen Aussichtspavillon) angelegt, um den heutigen Parkbesuchern die historischen Blickbeziehungen, z. B. den Blick in die Hauptachse auf den Steintorplatz, zu verdeutlichen und gleichzeitig die Sichten durch Schnittmaßnahmen wieder freigelegt. An anderer Stelle sollen Neubepflanzungen die ursprüngliche Raumkomposition und das historische Arteninventar wiederbeleben. Außerdem wurden die Parkeingänge nach historischen Vorbildern neu gestaltet.