Entwicklung im Nördlichen Ringgebiet
Die Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzende Industrialisierung führte zu einer raschen Zunahme der Braunschweiger Bevölkerung. Waren es 1830 noch rund 35.000 Einwohner, hatte sich die Zahl im Jahr 1875 auf rund 65.000 mehr als verdoppelt.
Da in der Stadt Braunschweig mit der Oker Grenzen gesetzt waren, wichen die Menschen vor die Stadttore aus.
Der Stadtbaumeister Carl Tappe stellte erstmals 1863 eine Bauordnung und 1870 einen Erweiterungsplan auf, um die Stadtentwicklung in geregelte Bahnen zu lenken. Dieser Plan erfaßt zunächst nur die dichter an der Stadt liegenden Bereiche.
1889 ist es der Stadtbaurat Ludwig Winter, der einen Ortsbauplan aufstellt (kartiert von Friedrich Knoll), welcher in einem größerem Radius um die Stadt herumführt.
Im Nördlichen Ringgebiet gab es, neben der landwirtschaftlichen und Gartennutzung sowie einiger Handwerker, an Industrie zunächst nur die Zichorienfabriken von Ludwig Otto Bleibtreu und Johann Gottfried Hauswaldt, die Wachstuchfabrik von Ludwig Helfft sowie die Zuckerfabrik von Johann Andreas Salomon.
Alle diese Fabriken lagen möglichst dicht an den Stadttoren (Wenden- oder Fallerslebertor). Oder verkehrsgünstig an den größeren Ausfallstraßen, wie der Maschinenbau-Verein (Hamburger Straße Ecke Ludwigstraße) oder die National-Actien-Bierbrauerei Jürgens (Rebenring).
Mit dem Bau der Braunschweigischen Landes-Eisenbahn (BLE) und der Errichtung des Nordbahnhofs 1886 siedeln sich entlang der Strecke einige Unternehmen an. 1936 sind an das Eisenbahnnetz angeschlossen (von links nach rechts auf der Karte):
14 Drehstromwerk
15 Abwasserpumpstation
12 Konservenfabrik Paul Kasper
13 Blechwarenfabrik J. A. Schmalbach
10 Kraftwagenhandel und Reparaturwerkstatt von Richard Sievers und Gebr. Lüddecke
11 Städtischer Vieh- und Schlachthof
9 Fahrradfabrik der Panther-Werke
8 Gaswerk
7 Bierbrauerei National-Jürgens
6 Konservenfabrik Ahrens
5 Brennspritus-Vertrieb
4 Teerproduktenfabrik F. Schacht
1938 wurde die BLE von der Deutschen Reichsbahn übernommen, welche die Strecke hier im Nördlichen Ringgebiet noch bis Ende der 1980iger betrieb.
Heute ist das Ringgleis nach und nach als Fuß- und Radweg ausgebaut worden.
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© Manuela Wenderoth
Verwendete Quellen: Historischer Atlas der Stadt Braunschweig, Braunschweig, Bauverwaltung 1958-71
1886-1936 Braunschweigische Landes-Eisenbahn
Sammlung Manuela Wenderoth
Stand: 05.07.2023