Brodweg Eisenbahnüberführung

Eisenbahnüberführung Brodweg - 150 Jahre Direktverbindung HE – BS

Wer in diesen Tagen die Eisenbahnüberführung am Brodweg queren will, stellt fest, dass sie aktuell gesperrt ist, weil eine Erneuerung erfolgen solll. Die Umbauarbeiten haben bereits im Januar 2022 begonnen, werden sich aber voraussichtlich bis zum März 2023 hinziehen.
Die ursprünglich als Provisorium gedachte viergleisige Eisenbahnüberführung (EÜ) Brodweg wurde im Herbst 1970 errichtet. Sie überführt zwei Gleise der ICE Hauptstrecke Berlin - Braunschweig  sowie ein Gleis der Regionalbahn und ein Rangiergleis. Um die erforderliche Durchgangshöhe von 4,5 m einzuhalten war eine Absenkung des Brodwegs um 2,50 m erforderlich. Elektrische Pumpen sorgten für die erforderliche Entwässerung. Die vier Überbauten wurden zwar im Jahr 1972 durch Dauerbehelfsbrücken ersetzt, doch brachte diese Maßnahme damals kaum eine Verbesserung hinsichtlich der Lärmminderung.
Woher kommt eigentlich der Name Brodweg? Der Ausdruck ‚Brod’ ließe vermuten, dass er sich vom Nahrungsmittel ‚Brot’ herleitet, allerdings sind dafür keine Anhaltspunkte zu finden. Vielmehr, so folgert die Historikerin Mechthild Wiswe, ist wohl durch Lautumstellung das Brod aus ‚Bord’ entstanden. Der Brodweg bildet den Rand eines feuchten Bruchgebietes (Hier ist vor allem der „Mastbruch“ gemeint). Das Wort gehört ihrer Ansicht nach zum mittelniederdeutschen „bört, Rand, Saum oder Ufer. Da der Brodweg an einer deutlichen Geländekante verläuft, erscheint diese Deutung sinnvoll 
1972, zum 100jährigen Jubiläum, fuhr ein Zug der Braunschweiger Museumseisenbahn vom Hauptbahnhof in Braunschweig nach Helmstedt. Alle Bediensteten trugen damals historische Gewänder 
Das sagt nichts aus über die Verbindung Berlin nach Braunschweig, denn bereits 1843 konnte man von Berlin nach Braunschweig reisen; damals musste man allerdings in Börßum umsteigen. .Dieser Bahnhof war einer der größten Eisenbahnknotenpunkte: hier trafen sich die Nord -Südstrecke Braunschweig - Bad Harzburg und die Ost - Weststrecke Berlin - Rheinland. Auch für den Güterverkehr war der Bahnhof Börßum bedeutend, was unter anderem an den 30 parallelen Gleisen zu erkennen war. Im Bahnhof selbst war außerdem ständig ein Zimmer für den Kaiser reserviert, damit er notfalls dort übernachten konnte. Auch Wilhelm Raabe war von dem regen Betrieb auf dem Bahnhof  fasziniert und trank dort gern bei einer guten Zigarre eine Tasse Kaffee 
Am 15. September 1872 erfolgte die direkte Verbindung zwischen Helmstedt und Braunschweig. Sie führte im Gegensatz zur Strecke über Börßum durch unwegsames Gelände im Lappwald und die Buchhorst. Sie kreuzte den Brodweg ebenerdig mit einem beschrankten Bahnübergang. Rund um die Uhr übten hier mehrere Schrankenwärter ihren Dienst aus.
Im Einvernehmen zwischen der Stadt Braunschweig und der DB Netz AG soll das Rangiergleis im Zuge der Erneuerungsarbeiten zurückgebaut werden, so dass zukünftig nur noch drei Gleise über den Brodweg geführt werden. Der Ersatzneubau als 3-gleisige Eisenbahnüberführung erfolgt mit Dickblechtrögen in Stahlbauweise. Die Unterbauten werden in Stahlbetonbauweise ausgeführt und flach gegründet.
Für die Erneuerung der Überbauten sind - nach aktuellem Stand der Technik - zur Schaffung eines Regelaufbaus vergrößerte Bauhöhen erforderlich. Zur Einhaltung der bestehenden lichten Höhe der unterführten innerstädtischen Straße wird daher eine Straßenabsenkung notwendig. Durch diese Vertiefung ist ein Stahlbetontrog erforderlich. Die Gesamtlänge dieses Grundwassertroges beträgt ca. 60 m.
Man sieht auch hier wieder: es ist immer wieder überraschend, welche geschichtlichen Entwicklungen sich hinter solch einer Baumaßnahme verbergen können.

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