Herderstraße 5

Schmalbach Konserven 

Am 7. Januar 1898 fanden sich in der Kanzlei des Justizrates Notar Friedrich Neßig, Braunschweig, Theaterpromenade 17, Johann Andreas Schmalbauch und Franz Becker ein, um die Firma Becker & Schmalbauch zum Betreiben einer Blechwarenfabrik zu gründen. J.A. Schmalbauch übernahm die kaufmännische Leitung und behielt sich laut Gründungsprotokoll das Recht vor, seine Söhne in dem Betrieb zu beschäftigen. Diese Firmengründung war keine Wunschhochzeit, sondern ergab sich aus einer wirtschaftlichen Zwangslage Beckers.

Nach dem Erwerb einer Spargelplantage im Jahre 1880 hatte Schmalbauch begonnen Spargel zu konservieren. Die hierfür benötigten Dosen bezog er von dem Blechwarenfabrikant Franz Becker. Becker verschuldete sich über die Jahre stark bei seinem Kunden, so dass dieser in der Beteiligung an der Blechwarenfabrik die einzige Möglichkeit sah, einen Teil seiner Forderungen zu retten. Bereits am 1. Oktober des gleichen Jahres trennte sich Schmalbauch von seinem technischen Leiter Becker, fortan leitete sein Sohn Gustav die Produktion. 

Die Fabrik zog von der Herderstr. 5 in das neu errichtete Fabrikgebäude in der Hamburgerstr. 37.

Zu diesem Zeitpunkt umfasste die Firma ca. 15 Maschinen und beschäftigte in der Saison 25-30 Arbeiter. 

Um die Jahrhundertwende kam sie auf eine Jahresproduktion von ca. 1 Mio. Dosen. J.A. Schmalbauch starb am 7.1.1904 nur 6 Jahre nach Gründung der Firma, die fortan von seinen beiden Söhnen Willi und Gustav geführt wurde.

Bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges gelang es den Brüdern das Produktangebot zu erweitern, so gehörten bald neben der Konservendose auch Marmeladeneimer, Wurst- und Fischdosen sowie auch Dosen für Farben, Lacke und Schuhcreme zum Verkaufsprogramm.

Auch wurde der Absatzmarkt durch den Kauf der Blechwarenfabrik Bark auf die Lößnitz ausgeweitet. 1913 wurde der Name Schmalbauch in Schmalbach umgewandelt. Zu diesem Zeitpunkt war die Produktion bereits auf 20 Mio. Dosen gestiegen.

Während des Ersten Weltkrieges verdreifachte sich die Produktion auf 60 Mio. Dosen, insgesamt arbeiteten zu dieser Zeit 500 Beschäftigte für Schmalbach; da viele Arbeiter zum Kriegsdienst eingezogen wurden, übernahmen Frauen und später auch Kriegsgefangene deren Arbeitsplätze.

Die 1920er Jahre waren geprägt von der Übergangswirtschaft und Inflation, dennoch wurde die Firma stetig erweitert. 1922 wurden die ehemaligen Danziger Artilleriewerkstätten von Schmalbach übernommen, von hier aus wurden Preußen und Polen mit Konserven versorgt.

Zeitgleich expandierte Schmalbach aber auch im Westen des Reiches und erschloss mit der Gründung der „Rheinischen Blechwaren AG“ und der Westphälischen Blechwaren AG die dortigen Märkte für sich. In den folgenden Jahren wurden weitere Werke in Seesen, Weissenthurm, Osterburg und Braunschweig erworben. Die Produktpalette wurde dadurch um Milch- und Filmdosen, Thermosflaschen sowie Spielzeug aus Feinstblech erweitert.

In diese Zeit fiel der Tod der beiden Unternehmer Gustav (gest. 1929) und Willi (gest. 1931).

Die Firma wurde fortan von Willis Schwiegersohn Herbert Munte geführt.

1935 verschmolzen sämtliche Gesellschaften des Unternehmens zur J.A. Schmalbach Blechwarenwerke AG, an der auch die Continental Can Company beteiligt wurde, die im Gegenzug modernes technisches Knowhow zur Verpackungsproduktion lieferte. In den 40er Jahren konnte dadurch eine zinnfreie Konservendose entwickelt werden, die später zur Grundlage der heutigen Getränkedose wurde.

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