Nussberg Grölfest
Ein Blick zurück ins Mittelalter - Feste im Östlichen Ringgebiet.
Vielleicht erinnert sich mancher an das Mittelalterliche Ritterturnier, das 1985 im Prinzenpark veranstaltet wurde und 24 000 Besucher zählte.
Gehen wir aber zurück ins Späte Mittelalter: bis Ende des 15. Jahrhunderts fand alle sieben Jahre zu Pfingsten das Braunschweiger Grölfest vor den Toren der Stadt auf der Fläche vor dem heutigen Nussberg statt. Das mittelniederdeutsche Wort ´Gröl` bedeutete ´Geräusch` oder ´Lärm`.
Dies war eine zutreffende Bezeichnung für ein Fest, das nichts zu wünschen übrig ließ, bei dem ausgelassen gefeiert wurde. Die Festlichkeit hatte vor allem auch eine überregionale Bedeutung, indem es das Miteinander der Städte des Sächsischen Bundes und der späteren Hanse fördern sollte. Die Ratsherren der Stadt luden Ehrengäste aus der weiteren Umgebung und den benachbarten Städten dazu ein. Diese sollten sich nicht nur vergnügen, sondern auch Braunschweigs Reichtum und Wirtschaftsmacht kennen lernen und Handelsbeziehungen knüpfen. Für die Zerstreuung dieser Ehrengäste an einer erlesenen und fürstlich gedeckten Tafel sorgten und zahlten die Ratsherren. Das war auch der Grund, weshalb sich nur reiche Handelsstädte dieses Fest leisten konnten.
Essen, Trinken, Tanzen und Toben waren die Hauptvergnügungen. Es wurden aber auch ähnlich wie bei den Ritterspielen Kämpfe ausgetragen. Für das Allgemeinwohl waren Krämer und Marketender zuständig. Es gab sogar eine „Flatrate“ – Bierschenke, in der unbeschränkt gegessen und getrunken werden konnte.
Eine besondere Attraktion waren die Glückspielzelte, die jeweils von zwei vornehm gekleideten ´Hägener` Frauen aus den bedeutendsten Geschlechtern des Hagen, geführt wurden. Man konnte auf alles Erdenkliche setzen und spielte vorwiegend um Esswaren oder Kühe, Pferde, Gänse und Hühner. Den Einsatz dafür legten die Frauen fest. Gewonnen hatte der Spieler, der mit drei Würfeln einen Pasch warf. Es wird erzählt, dass ein lustiger Junker eine reiche Jungfrau als Einsatz wünschte und versprach, sie zur Frau zu nehmen. Allerdings wurde der Einsatz so hoch festgesetzt, dass er davon doch wieder Abstand nahm.
Nach und nach verlor das Grölfest mit dem Niedergang der Hanse immer mehr an Bedeutung und fand im Jahr 1481 zum letzten Mal statt. Eine Art Fortsetzung stellte dann das Maschfest der Schützen dar.
Wolfgang Horn Heimatpfleger Östliches Ringgebiet