Rennig Ribbentrop: Sein Schicksal – Die Straßenbahn

In diesem Jahr feiert Braunschweig das 120jährige Bestehen der „Elektrischen“. Ein Anlass, dem Manne zu danken, der sich ein Leben lang für die Straßenbahn eingesetzt hat. Der am 8. Juli 1845 in Thedinghausen geborene Major Rennig Ribbentrop quittierte 1892 seinen Militärdienst, um sich am 4. Mai 1892 zum Direktor der Straßen - Eisenbahn - Gesellschaft in Braunschweig wählen zu lassen.

Brachte der Kavallerieoffizier auch die dringend erforderliche Kenntnis für den damaligen Betrieb der Pferdebahn mit, so stand er der wichtigen Elektrizitätsfrage fremd gegenüber. Um diese Lücke zu schließen, entschloss er sich als Fünfzigjähriger nicht nur zum Studium der Elektrotechnik an der TH in Braunschweig bei Professor Peukert, sondern war auch mehrere Wochen in Berlin im praktischen Fahrdienst der elektrischen Straßenbahn tätig. Es bedurfte einer rührigen Aufklärungsarbeit durch die Straßenbahndirektion, belehrender Artikel in der Presse und mehrerer Besichtigungsreisen unserer Stadtväter nach Städten mit elektrischem Straßenbahnbetrieb, bis die im Juli 1894 beantragte Konzession zum Betriebe einer elektrischen Straßenbahn endlich am 21. Dezember 1896 gewährt wurde. Schon am 28. Oktober 1897 startete die Elektrische, damals im Volksmund auch Funkenkutsche genannt, die erste öffentliche Fahrt vom Augusttor nach Wolfenbüttel. Am 1. März 1898 waren die Strecken in Braunschweig elektrifiziert. 1899 erfolgte noch der Anschluss von Ölper. 

Unser Östliches Ringgebiet wurde von der Elektrischen erschlossen über
    a) Humboldtstr., Gliesmaroderstr., bis Gliesmarode Bahnhof
    b) Jasperallee, Altewiekring, Husarenstr. bis Stadtpark
    c) Helmstedterstr. Franz-Trinks-Str., Grünstr. bis Hopfengarten / Kastanienallee
    d) Helmstedterstr., Adolfstr., Leonhardstr., Marienstift (Hauptfriedhof).

Rennig Ribbentrop, der auch noch die Gründung des Braunschweiger Elektrizitätswerks vehement betrieben hatte, leitete die Straßenbahn bis 1918 und war ihr weiterhin als Mitglied des Aufsichtsrates eng verbunden.

Ein tragischen Geschick, dass gerade dieser Mann sein Leben verlieren musste durch einen Unfall in dem Betrieb, zu dessen Aufbau er so viel beigetragen hatte. Vor 90 Jahren, am Heiligabend 1927, wollte er auf das Grab eines Verwandten auf dem Hauptfriedhof ein Weihnachtsbäumchen pflanzen und wurde auf dem Weg dorthin von einem Motorwagen der Linie 4 angefahren und so schwer verletzt, dass er tags darauf am 25. Dezember starb. Seine letzten Worte sollen gewesen sein: "Den Fahrer trifft keine Schuld!"

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