Frau Buttschafts Tante Emma Laden in der Spitzwegstraße 32a
Hedwig Buttschafts einziger Mitarbeiter heißt Milchboy II. Er steht seit 24 Jahren in ihrem Geschäft und pumpt halbliterweise Milch in die Kannen, die die Kunden jetzt nicht mehr so oft wie früher mitbringen. Für Frau Buttschaft ist die Nacht um 5 Uhr zu Ende. Eine Stunde später steht bereits der Milchwagen vor der Tür ihres Geschäfts in der Spitzwegstraße, das sie seit dem Tode ihres Mannes allein bewirtschaftet.
Ihre Kunden sind hauptsächlich Rentner und Studenten, die in dem Altbaugebiet um die Wilhelm-Bode-Straße wohnen. Besonders in den Wintermonaten beklagt sie den Verlust vieler Kunden. Diese wagen sich bei Schnee und Eis nicht mehr auf die Straße und lassen sich die Lebensmittel von ihren Kindern aus dem Supermark mitbringen.
Oft erfährt sie auch erst aus den Todesanzeigen der Tageszeitung, welcher Kunde für immer Abschied genommen hat.
Waren 1960 erst 14 Prozent der Lebensmittelhändler zur Selbstbedienung übergegangen, so verfügten 12 Jahre später bereits 75 Prozent über diese Bedienungsform. Was wird weitere 12 Jahre später, also 1984, der Fall sein?. "Ob sich ein so kleiner Laden rentiert, hängt nicht zuletzt von der unternehmerischen Initiative seiner Besitzer ab", sagt Hans-Joachim Christel, der Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes im Regierungsbezirk Braunschweig. Die 60-Stunden-Woche dürfte also für die Inhaber der „Tante Emma Läden“ zur Regel werden- oder aber früher oder später die endgültige Aufgabe des Geschäftes.
Aus BZ vom 13. Januar 1979 Is