Hagenmarkt
Der Hagenmarkt - Eine Gründung Heinrichs des Löwen
Der Hagenmarkt mit der Katharinenkirche (1) ist das Zentrum des Hagen (umhegter Bereich), eines der fünf Weichbilder der mittelalterlichen Gruppenstadt. Herzog Heinrich der Löwe gründete um 1160 diese Teilstadt und fügte sie mit den alten Siedlungskernen zu »seiner Stadt Braunschweig« zusammen. Siedler aus Flandern und Friesland, vorwiegend Tuchmacher und Wollweber, brachten die Fertigkeit mit, das sumpfige Gelände der Okerniederung urbar zu machen.
Am Hagenmarkt kreuzten sich die neuen, südnördlich ausgerichteten Fernstraßen mit der Älteren, westöstlichen Führung. Die Verbindung nach Westen und in die angrenzende Neustadt sicherte die »Hagenbrücke« über den Burgmühlengraben. Vor der Turmfront der Stadtpfarrkirche St. Katharinen standen das Rathaus und das Gewandhaus des Hagen, sie wurden Ende des 17. Jahrhunderts zum Opernhaus umgebaut, das Mitte des 19. Jahrhunderts schloss. Nach seinem Abriss blieb der Platz annähernd seiner heutigen Größe und entsprechend den städtebaulichen Vorstellungen des 19. Jahrhunderts frei. Er war mit anspruchsvollen Massiv- und Fachwerkhäusern an den Rändern bebaut und wurde mit dem Heinrichsbrunnen (2) geschmückt.
Nach der fast völligen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche wiederaufgebaut, die Platzrandbebauung ist neu. Die Aufteilung des Hagenmarkts in einen Straßenknoten und den seit 1983 mit einer Baumpflanzung versehenen Denkmalbereich entspricht den Zielsetzungen des Nachkriegsstädtebaues.
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Lage
Der Hagenmarkt in Geschichte und Gegenwart
Das Weichbild Hagen wurde in der Regierungszeit von Heinrich dem Löwen um 1160 zurück als mittelalterliche Teilstadt planmäßig angelegt. Am Kreuzungspunkt ihrer Hauptachsen entstand der Hagenmarkt als großer freier Platz für Markt und Kirchhof. Um 1200 begann dort die Errichtung der Katharinenkirche, einige Jahrzehnte später folgte das erste Hagenrathaus. Sein Standort unmittelbar vor der Westfassade von St. Katharinen teilte den Platzraum in Markt und Kirchhof. Das Umfeld der Kirche diente bis um 1750 als Gemeindefriedhof.
Im 16. Jahrhundert wurde das Rathaus durch ein Gewandhaus erweitert. Da besonders die Nordseite des Marktes Wohnort vermögender Familien war, entstanden hier stattliche Bürgerhäuser. Seit 1407 existierte auch ein gotischer Marktbrunnen.
Nachdem das Rathaus nach 1671 seine Funktion verloren hatte, wurde es in den Bau des 1690 eröffneten Opernhauses einbezogen. Der Theaterbau erstreckte sich über den Südteil des Marktplatzes und verkleinerte ihn erheblich. Das Opernhaus ging mit den Uraufführungen von Emilia Galotti (Lessing) und Goethes Faust in die deutsche Kulturgeschichte ein.
Mit dem Abbruch des Opernhauses und angrenzender Gebäude erhielt der Markt 1864 sein heutiges Erscheinungsbild. Der 1874 eingeweihte Schmuckbrunnen zur Erinnerung an den Stadtgründer Heinrich der Löwe markiert seitdem den westlichen Platzraum.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde die historische Bebauung am Hagenmarkt fast vollkommen zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte mit modernen Gebäuden, wobei der Platz zu einem wichtigen Knotenpunkt der verkehrsgerecht ausgebauten Innenstadt wurde.
St. Katharinen
Die Katharinenkirche gehört neben St. Martini und St. Andreas zu den großen Pfarrkirchen der historischen Weichbilde Braunschweigs. Nach Gründung der Teilstadt Hagen durch Heinrich den Löwen begann der Kirchenbau um 1200. Vorbild war die Architektur des wenige Jahre zuvor in kurzer Entfernung gebauten Doms St. Blasii. Am Hagenmarkt entstand so um 1250 eine kreuzförmige dreischiffige Basilika mit wuchtigem Westbau im Stil der späten Romanik.
Schon in der Mitte des 13. Jahrhunderts folgte die erste Erweiterung. Das Langhaus wurde zu einer Halle mit gleich hohen Kirchenschiffen verbreitert – außen erkennbar an gotischen Maßwerkfenstern, Strebepfeilern und Giebeln. Bis in das frühe 15. Jahrhundert erweiterte man in gleicher Weise auch die östlichen Teile der Kirche und den Chor, es entstand der typische Giebelkranz.
Die Chronologie des Baus der Westfassadeumfasst das ganze Mittelalter. Über dem noch romanischen Unterbau mit Portal erheben sich ein frühgotischer Mittelteil (um 1250) und darauf folgend die im frühen 14. Jahrhundert begonnenen Türme mit der großen Glockenstube (Hochgotik). Vollendet wurde nur der Südturm (1379), der niedrigere Nordturm erhielt 1511 seine zweiteilige Turmspitze mit Laterne.
Nach Beschädigung der Kirche im Zweiten Weltkrieg wurden die Turmhelme bis 1957 rekonstruiert. Noch immer belegt im Innenraum eine Ausstattung mit prachtvollen Grabdenkmälern von der langen Geschichte des Gotteshauses.
Heinrichsbrunnen
Nach dem Abbruch des Opernhauses und der anschließenden Bebauung vor der Katharinenkirche im Jahr 1864 zeigte sich der Hagenmarkt als weiträumiger Platzraum. Zur Betonung seiner westlichen Platzmitte entstand 1874 der von dem späteren Stadtbaurat Ludwig Winter entworfene Heinrichsbrunnen als Denkmal für den Stadtgründer Heinrich der Löwe. Er diente von Anfang an nicht zur Wasserversorgung, sondern war als Schmuckbrunnen konzipiert.
Der Brunnen ist mit kleeblattförmigen Schalen und einem als Säulenbündel angelegten Podest gestaltet. Darüber erhebt sich das Standbild Heinrichs des Löwen, der ein Modell von St. Katharinen trägt. Die Statue wurde wie die Drachen- und Löwenfiguren von dem Bildhauer Adolf Breymann geschaffen und in der Braunschweiger Gießerei Howaldt in Bronze hergestellt. Die drei Löwen präsentieren welfische Wappen mit Löwe, Leopard und Pferd. Unter dem Brunnen befindet sich die technische Wasserversorgung.
Der in den Formen der Frühgotik entworfene Heinrichsbrunnen ist ein bedeutendes Werk des Historismus in Braunschweig.
Kemenate Hagenbrücke
Der in Sichtweite vom Hagenmarkt stehende kleine Steinbau ist eines der ältesten Wohngebäude Braunschweigs. Er gehört zu den einst zahlreich in der Stadt vertretenen Kemenaten und stammt aus dem 13. Jahrhundert.
Die gemauerten Kemenaten oder Steinwerke gehörten in mittelalterlichen Städten zu mehrteiligen Wohnhäusern, deren Hauptsubstanz zumeist aus Holzfachwerk bestand. Sie dienten zur Speicherung wertvoller Güter und beinhalteten auch Wohnräume. Eine „echte“ Kemenate (caminata) besaß einen Hauptraum mit Kamin und war so zumeist der einzige beheizte Raum von Wohnhäusern.
In Braunschweig befanden sich die Kemenaten zumeist in den hinteren Hofbereichen. Daher waren sie von der Straße aus nur selten sichtbar. Die Kemenate Hagenbrücke 5 stand nach der vollständigen Zerstörung ihrer baulichen Umgebung im Zweiten Weltkrieg frei. Mit ihrer Erneuerung nach schweren Kriegsschäden entstand 1948 auch die umgebende Bruchsteinmauer.
2015 konnte die sanierte Kemenate mit einer modernen baulichen Erweiterung der Braunschweiger Architekten OM für Kunstausstellungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. In der Dauerausstellung werden Werke der Braunschweiger Künstler Günter Affeldt und Jürgen Weber präsentiert.