Künstlerischer Wettbewerb zum Kolonialdenkmal
Die Stadt Braunschweig setzt sich im Rahmen des gesellschaftlichen Diskussionsprozesses über eine notwendige Weiterentwicklung von Erinnerungskultur mit ihrem kolonialen Erbe in der Kommune auseinander. Als erstes Teilprojekt der Initiative „Koloniales Erbe in Braunschweig“ wurde im Juni 2022 ein international besetzter künstlerischer Wettbewerb zum Kolonialdenkmal in der Jasperallee in Braunschweig durchgeführt.
Der künstlerische Wettbewerb sollte das bisher im Denkmal formulierte historische Selbstverständnis und dessen darin verhandelte geschichtliche Perspektive kommentieren, aufbrechen, kontrastieren und ergänzen. Ziel war es, durch den Wettbewerb dieses Stück deutscher Kolonialgeschichte aufzuarbeiten und aus den Wettbewerbsbeiträgen eine künstlerische Arbeit auszuwählen, die in ihrer formalen und konzeptuellen Umsetzung die Verherrlichung regionaler Kolonialgeschichte kritisch reflektiert. Von der Auseinandersetzung der Künstlerinnen und Künstler mit dem Denkmal in einem im öffentlichen Raum sichtbar werdenden Prozess sollte eine wachsende Sensibilisierung für die Themenstellungen „Kolonialismus – Dekolonialisierung“ ausgehen und einen gesellschaftlichen Perspektivwechsel fördern.
Der Wettbewerb war hinsichtlich der künstlerischen Ausdrucksformate offen. Primärer Umsetzungsraum für die Entwürfe war der direkte Standort des Denkmals und sein Umfeld an der Jasperallee, Ecke Franzsches Feld.
Zur Beratung des Gesamtprozesses „Kolonialismus in Braunschweig“ wurden zwei beratende Gremien eingerichtet, in denen Persönlichkeiten mitwirken, die externe Kompetenz zu unterschiedlichen Schwerpunkten der Kolonialismusforschung einbringen (u. a. historisch und zu (Anti-)Rassismus Forschende, Mitwirkende von aktuellen Prozessen im Rahmen der Dekolonialisierung, künstlerisch tätige Personen und Betroffenengruppen).
Wettbewerbsprozess
Die Stadt Braunschweig hat gemeinsam mit dem Wissenschaftlichen Beirat und dem Künstlerischen Kuratorium in den Jahren 2021 und 2022 die Satzung des Gremiums und die Grundlagen des Ausschreibungsverfahrens für den Wettbewerb erarbeitet. Auf dieser Grundlage erfolgte im Mai 2022 die Auswahl von insgesamt zwölf Künstlerinnen, Künstlern und Kollektiven mit Bezug zu ehemaligen kolonisierten Ländern, von denen sechs bis zum Stichtag Ende November 2022 mit Projektentwürfen und Modellen am Wettbewerb teilnahmen.
Aus den allesamt wirkungsvoll gestalteten und überzeugend konzipierten Entwürfen der teilnehmenden Künstler:innen Jeannette Ehlers (*1973 in Dänemark), Satch Hoyt (*1957 in London), patricia kaersenhout (*1966 in den Niederlanden), Gladys Kalichini (*1989 in Sambia), Samuel Baah Kortey (*1994 in Ghana) und Anike Joyce Sadiq (*1985 in Deutschland) wählte das Fachkuratorium den Entwurf Liberating the Monument von patricia kaersenhout zum Gewinnerentwurf.
Die vielseitigen Konzepte und Entwürfe wurden der Öffentlichkeit in der Ausstellung „Decolonzing Public Space - Internationaler Künstlerischer Wettbewerb zum Kolonialdenkmal Braunschweig“ im Städtischen Museum Braunschweig vom 24. Februar bis 11. April 2023 präsentiert