Geschichte des Maler- Fliegerviertels
1935 bis 1939 Planung und Bau
1935 begann die Planung für das Wohngebiet. Es war zweigeteilt zwischen dem Stadtbezirk Hagen und dem erst am 1.4. 1934 eingemeindeten Vorort Giesmarode. Die Grenze markierte der Adamsgraben,ein alter Entwässerungsgraben, der in dem von Herzog Karl I 1750 geschaffenen Transportkanal im Bereich der Karlstraße einmündete.
Das „Fliegerviertel“ wurde für Luftwaffenangehörige installiert und stand mit dem geplanten Verwaltungsgebäude des Luftkreiskommandos (Richtfest 1937) in Verbindung. Seinen Namen erhielt es auch, weil die Straßen nach Kampffliegern des ersten Weltkrieges benannt wurden z.B. Richthofenstraße, Immelmannstraße, Tutschekstraße.
Es sollte ein Wohngebiet von Ein- und Zweifamilienhäusern für gehobene Ansprüche der Offiziere des Luftwaffengaus geschaffen werden.
In der Vorplanung waren etwa 120 Bauplätze vorgesehen. Die Ost - West - Ausdehnung begann an der Wilhelm Bode Straße und endete an der Bahnlinie; die Nord Süd Richtung reichte von der so genannten „schwarzen Wabestraße“ später in Gunther Plüschowstraße (Spitzwegstraße) umbenannt bis zur Boelckestraße (Grünewaldstraße). Dieses Gebiet umfasste in erster Linie Kleingärten.
Im Bereich der verlängerten Heinrich- und Wabestraße befanden sich aber auch einzelne Häuser, die größtenteils der zukünftigen Bebauung weichen mussten, wie z.B. Heinrichstraße 30 (Brandversicherungsnummer 6951),1936 Immelmannstraße 6 (Kollwitzstraße)
Der Baubeginn erfolgte bereits 1935 zügig nach der erfolgten Vorplanung. Ursprünglich sollten sich hier höhere Luftwaffenoffiziere ansiedeln. Davon wurde aber nur sehr wenig Gebrauch gemacht, in erster Linie bauten dort Beamte, Firmeninhaber, Professoren und Künstler. Daher waren die Hausbesitzer verpflichtet, im Bedarfsfalle Bedienstete des Luftwaffenstützpunktes aufzunehmen. In den Vorgärten mussten im Hinblick auf ein schnelles Wachstum Birken gepflanzt werden, von denen heute noch einige vorhanden sind.
Eine Besonderheit war das zusammen mit den privaten Ein und Zweifamilienhäusern ab 1935 gebaute dreigeschossige "Rentnerinnenheim" an der Tutschekstraße (Feuerbachstraße), Hier entstanden, weil die Nachfrage so groß war, in drei Bauabschnitten insgesamt 75 kleine Wohnungen mit nur einem Raum mit Schlafnische sowie einer kleinen Küche. Der damalige Plan, den Rentnerinnen ein komfortables Umfeld zu schaffen und die durch den Umzug freiwerdenden Wohnungen, durch Familien zu nutzen, ging damals auf.
Das Wohnhaus Haus Liebermannstraße 13 (Bauherr Kammermusiker Ernst Buntrock) gehörte zu den ersten fertiggestellten Gebäuden. Es wurde nach den Plänen des Architekten Kleintje, Yorkstraße 2, gebaut.
Die Bauzeichnung ist mit 1.10.1935 datiert. Alle von ihm geplanten Häuser im Malerviertel waren mit bunten Fenstern verziert und der Architekt hatte im Obergeschoss des Hauses in der Liebermannstraße ein Zeichenbüro eingerichtet.
Das „Fliegerviertel“ wurde nach der Planung von 1937 um das Gebiet an der Kapitän Lehmannstraße (Richterstraße) erweitert. Hier entstanden in erster Linie zweigeschossige Mietwohnungen, die dem Stil der Einzelhäuser angepasst waren. Der Namensgeber der Strasse, der Luftschiffer Kapitän Lehmann, verstarb 1937 (an den Folgen der Explosion des Luftschiffes Hindenburg). Gegen Ende der Bauperiode entstanden auf der Nordseite dreigeschossige lang gestreckte Wohnblöcke
1939 bis 1945 Kriegszeit
Auf dem Luftwaffengebäude war eine Flagstellung eingerichtet. Meistens wurde bei Fliegeralarm der auch für den Malerviertelbereich 1942 mit 1250 Schlafplätzen gebaute Bunker Methfesselstraße aufgesucht. Manchmal fand man auch Schutz in den Luftschutzstollen im Nussberg. Mehrere Häuser erhielten auch verstärkte Kellerräume mit dicken Brandschutzfenstern und Türen. In einigen Gärten waren separate Luftschutzbunker eingerichtet. Wie die Schadenskarte der Stadt Braunschweig von 1945 zeigt, wurden im Krieg auch im Malerviertel diverse Häuser zerstört.
Ab 1945 Nachkriegszeit
Nach der Kapitulation wurde Braunschweig besetzt. Die Bewohner mussten das Fliegerviertel verlassen, weil es von der amerikanischen Militärregierung beschlagnahmt wurde. Das Gelände wurde aus Sicherheitsgründen eingezäunt und durfte nicht mehr betreten werden. Der Zaun verlief zunächst vom Bahndamm über die Richter-, Wilhelm Bode-, Berner- und Grünewaldstraße und dem jetzigen Schulkomplex.In der Liebermannstraße 14 wurde ein Offizierskasino untergebracht. Nach einigen Monaten zogen die Soldaten ab, und die Familie konnte kurzfristig zurückkehren.
Nach dem Abzug der Amerikaner musste ab 1946/1947 Raum für die Familienangehörigen der englischen Militärregierung geschaffen werden. Ein Teilgebiet des Malerviertels wurde für mehrere Jahre zur Unterbringung dieser Familien requiriert und abermals eingezäunt, denn auch die Dienststelle der Besatzungsmacht 120.HQCCG R/B Brunswick befand sich in der Grünewaldstraße 12. Nach und nach wurde das requirierte Gebiet verkleinert. Hinter der Dürerstraße 6 befand sich später ein Wachhäuschen der englischen Besatzungsmacht am Eingang zum Sperrbezirk.
Die Schulen in der Grünewaldstraße waren wegen dieser Einzäunung erst ab der Feuerbachstraße erreichbar. Ende 1955 wurden die letzten Häuser von den Engländern freigegeben.
Einkaufsmöglichkeiten waren in diesem Bereich damals viele vorhanden, z.B. befand sich das Lebensmittelgeschäft Ohm in der Spitzwegstraße 24 /Ecke Liebermannstraße. Die Milch wurde in Kannen bei dem Kaufmann Buttschaft Spitzwegstraße 32a (Haus 8288 früher zur Allerstraße 16) geholt. Gemüse gab es bei Dinter in der Spitzwegstraße 1 Nebenan in der Wilhelm Bodestraße 40 konnte man im Haushaltswarengeschäft Spangehl seinen Bedarf decken. Weiß und Wollwaren waren im Geschäft Quensen, Wilhelm Bode Str. 24, Ecke Wabestr. erhältlich. Fleisch und Wurst hatten die Schlachter Lüdge Wilhelm Bode Str. 37 und Schmieding Wilhelm Bode Str. 27 zu bieten. Der Frisör Keller hatte sein Geschäft Wilhelm Bode Str.37 / Ecke Richterstraße, und Kaffee und Süßwaren lieferte Jürgen Otto Brandes in der Wilhelm Bode Str. 38 / Ecke Richterstr.