Mittlerer Nußberg
Nussberg
Der Nussberg hat eine Höhe von 93 m über NN und liegt somit etwa 20m über dem Niveau der Stadt. Er ist ca. 900m lang und an der dicksten Stelle 200m breit. Blickte man im 17. Jahrhundert vom Nussberg auf die Stadt Braunschweig hätte man damals folgendes gesehen. Zu seinen Füßen etwa im Bereich des heutigen Malerviertels existierte schon im 9. Jahrhundert die Siedlung Ottenrode, die aber bereits 300 Jahre später aufgegeben wurde.
Der Nussberg erhielt seien Namen nicht wegen des Vorkommens von Nussbäumen, wie sie zahlreich in der Dürerstraße vorhanden sind, sondern nach dem Braunschweiger Bürger Nottberg, der den Steinbruch 1279 vom Kloster Riddagshausen gepachtet hatte.
In seinem Inneren birgt der Nussberg nämlich eine Kostbarkeit, den Rogenstein. Der Rogenstein (sein Aussehen erinnert an Fischrogen) gehört zu den Buntsandsteinen der Triaszeit wurde in Kirchen und höherwertigen Gebäuden und in den Festungsanlagen der Stadt eingesetzt. Rogensteine wurden bereits im Mauerwerk der Jakobskapelle gefunden, die auf das Jahr 861 datiert ist. Bis zum vollständigen Rogensteinabbau 1763 wurde der Nussberg als Steinbruch genutzt. Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, finden Sie in Richtung Osten linkerhand des Weges und in der Senke darunter zwei Informationstafeln vom Geopark Femo Nr.15.
Exerzier- und Schießplatz
Auch der Bauer Franz hatte das nach ihm benannte Franzsche Feld von der Klosterdomäne Riddagshausen gepachtet. 1824 musste er es aber abgeben, weil es von der Militärverwaltung als Exerzierplatz für die Soldaten der im Östlichen Ringgebiet zahlreich vorhandenen Kasernen genutzt werden sollte. Zusätzlich wurde Mitte des 19.ten Jahrhunderts unter Leitung des Oberstleutnants Berner im Nussberg ein Schießplatz eingerichtet, der bis zum ersten Weltkrieg genutzt wurde. Berner, nach ihm wurde die Bernerstraße benannt, setzte sich auch für die Verschönerung des Nussbergs ein. Ihm wurde ein Denkmal gesetzt, dass aber dem späteren Thing weichen musste.
Restaurant Nußberg
1865 entstand aus einem Unterstand für zwei Pferde und einem Raum für Offiziere das Nussbergrestaurant, das 1896 erweiterte Restaurant Nussberg, welches noch bis 1962 existiert hat und für viele Braunschweiger ein beliebtes Ausflugslokal gewesen ist (Nr. 11).
Nachdem der Exerzierplatz 1887 auf größere Flächen an die Salzdahlumerstraße verlegt wurde, plante Prinzregent Albrecht das Gelände um.
Schlossbauten
Nach dem Schlossbrand 1830 plante P.J: Krahe im Auftrag des Herzogs als Schlossersatz im damals fast unbebauten Östlichen Ringgebiet eine Schloss mit einer Burg auf dem Nussberg. Aus Kostengründen wurde der Plan zugunsten des Schlossentwurfs von Ottmer im Innenstadtbereich errichtet Nach dem Tod von Herzog Wilhelm beauftragte Prinz Albrecht Regent den Stadtbaurat Ludwig Winter mit der Planung „Ein Sommerschloss in Riddagshausen nördlich des Schapenbruchteichs“ mit Gärten und Park Eine gerade angelegte Straße sollte in Verlängerung der Jasperallee über ein Kaiser Wilhelm Denkmal auf der Höhe des Nussbergs durch Parkanlagen zum Schloss geführt werden. Aus diesen Plänen wurde aber nichts, weil die Schießplätze nicht verlegt werden konnten, die Kosten wohl zu hoch waren und die Domänenverwaltung, der die Grundstücke gehörten, Schwierigkeiten bereitete.
Das Olfermanndenkmal (Nr. 8)
Oben auf dem Gipfel des Nussbergs steht das Olfermanndenkmal. Es erinnert an Elias Olfermann, der an den Befreiungskriegen mitgewirkt und nach dem Tod des Schwarzen Herzogs die Braunschweiger Truppen in Waterloo angeführt hatte. Ihm zu Ehren errichteten an seinem 10. Todestag 1832 seine Offizierskameraden diese Denkmal.
Prinz Albrecht Park und Sportstätten
Es wurde unter deshalb seiner Regie ein Park für die Bevölkerung geschaffen, den Nussbergpark, der nach seinem Tode ihm zu Ehren in Prinz Albrechtpark umbenannt wurde. Im Bereich des Franzschen Feldes waren von Sportstätten vorgesehen. Neben Spielstätten entstand dort bereits 1905 ein Fußballplatz. Später kamen noch weitere Sportanlagen auf dem Franzschen Feld hinzu. in diesem Bereich hinzu.
SA Aufmarsch und Rednerkanzel
Im September 1930 fanden im Freistaat Braunschweig Landtagswahlen statt, bei der die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) 22,2 % der Stimmen erhielt. Da keine Partei eine Alleinregierung stellen konnte, kam es zur Koalition zwischen Bürgerlicher Einheitsliste (BEL) und NSDAP, in welcher letztere das Innenministerium erhielt. Im Herbst 1931 bestand in Deutschland einzig im Land Braunschweig die Möglichkeit, nationalsozialistische Aufmärsche genehmigen zu lassen und mit Polizeigewalt gegen mögliche Störungen durch Kommunisten vorzugehen.
Um die Macht und Stärke sowie die Kampfkraft seiner "braunen Bataillone“ zu beweisen, konnte Hitler als Ersatz für einen ausgefallenen Parteitag in Braunschweig einen Großaufmarsch der NSDAP am 17. und 18. Oktober 1931 veranstalten.
Der von Hitler befohlene Großaufmarsch am 17. und 18. Oktober 1931 fand vor dem Residenzschloss und auf den weiten Wiesen und Sportfeldern des Franzschen Feldes statt. Für die Veranstalter war das "Spektakel" ein großer Erfolg, denn es waren aus allen Teilen Norddeutschlands ca. 104 000 Teilnehmer der verschiedenen NS Organisationen wie der Partei, der SA (Sturmabteilung) und der SS (Schutzstaffel) gekommen, um der Welt die Kampfbereitschaft der Hitlerschen "Bürgerarmee" zu demonstrieren.
Fahnenweihe am 18.10.1931
Auf dem Franzschen Feld wurden neben den markanten Ansprachen und Appellen der Naziführer von Hitler 24 Standarten (auch Feldzeichen genannt) für das deutsche Reichsgebiet geweiht. Diese Weihung war die letzte vor der Machtübernahme im Jahre 1933. Die Weihung erfolgte durch Hitler mit der sog. Blutfahne. Die Fahne war bei dem Marsch auf die Feldherrenhalle am 9. November 1923 in München mitgeführt worden und hatte seitdem eine besondere Bedeutung.
Die Rednerkanzel (Nr. 4)
Als Erinnerung an dieses Ereignis und für künftige Großkundgebungen wurde die Rednerkanzel 1934 an der Stelle errichtet, wo Hitler 1931 die Ansprache hielt und die Standarten weihte.
Später wurde an der Mauer der Kanzel eine Metall-Reliefplatte angebracht, die es heute verständlicher Weise nicht mehr gibt. Die Rednerkanzel ist als Mahnmal für die Zukunft unter Denkmalschutz gestellt worden. Die Rednerkanzel ist eingebettet in ein halbkreisförmiges Rondell. Sie besteht aus einem Kalksandstein aus dem Elm, dem Trochitenkalk. Er enthält die schönsten Versteinerungen. Sie bestehen aus bestehend aus versteinerten Seelilien (Meerestiere), wie sie hier nur in Erkerode zu finden sind.
In den folgenden Jahren wurden auf Franzschen Feld, das mit Wirkung vom 9. November 1935 in SA - Feld umbenannt worden war, immer wieder Großkundgebungen veranstaltet".
SA-Feld
Um diese Veranstaltungen in Zukunft noch größer und würdiger begehen zu können, war von der Parteileitung vorgesehen, das gesamte Terrain neu zu gestalten. Eine Skizze aus dem Jahre 1935 zeigt diese Planung.
Von der schon vorhandenen Rednerkanzel aus sollte eine große Aufmarschstraße in Richtung Westen über das SA-Feld hinweg durch den Stadtpark, über die jetzige Jasperallee, den Steinweg, die Dankwardstraße bis hin zum Burgplatz führen.
Es war geplant, ein Aufmarschfeld für 200 000 Menschen entstehen zu lassen.
Der "Aufmarsch der Massen" sollte vom Westen von der Kaiser - Wilhelm - Straße (heute Jasperallee) her erfolgen. Um dieses zu ermöglichen, wurde schon im Jahre 1936 eine 30 Meter breite Auf-marschstraße durch den Stadtpark "hindurchgebrochen.
Westlich davor sollte eine große Tribünenanlage entstehen. Noch über den Tribünen war eine dreistufige Fahnenterrasse vorgesehen, auf der bei Veranstaltungen die Standarten und Fahnen der Organisationen Platz finden sollten.
Die NS - Weihestätte der Thingplatz (Nr.1, Nr. 2, Nr. 3, Nr. 12)
Von der Rednerkanzel führt in östlicher Richtung noch heute ein Weg zur ehemaligen Weihestätte im Nussberg. Im Dritten Reich wurden ca. 30 kultische Festspielstätten errichtet, wie z.B in Verden Sachsenhain, Northeim Waldbühne, Berlin Waldbühne. Sie waren wie viele andere Dinge im NS Gedankengut an germanische Vorbilder angelehnt. Aus diesem Grund nannte man sie auch Thingstätten.
Einen Thingplatz auf dem in germanischer Zeit alle Angelegenheiten des Stammes geregelt wurden, auf dem Nussberg wahrscheinlich nicht gegeben, obwohl bis 1481 alle 7 Jahre zu Pfingsten ein Gralsfest mit Ritterspielen auf dem Nussberg durchgeführt wurde.
Die Thingplatzlage im Nußberg mit seinen Schluchten von den ehemaligen Steinbrüchen war für eine solche Anlage die allerbeste Voraussetzung. Der Durchmesser der fertigen Anlage betrug 100 Meter, die Höhe vom Spielstättenteil bis zum obersten Zuschauerrang 14,5 Meter. Auf der Zuschauertribüne gab es Platz für 15 000 Menschen. Die 47 Stufen waren im Halbkreis angeordnet. Die Einweihung der Anlage fand am 18. August 1935 mit der Aufführung des Schauspiels "Arbeiter und Bauer" unter Mitwirkung von 3000 Akteuren.
Hitlereiche (Nr. 13)
Eine Eiche, die zu Ehren Adolf Hitlers in einer roten Sandsteinfas-sung in Halbbogenform, gepflanzt wurde, ist schon zur Zeit der NS Herrschaft nie richtig angewachsen. Auch weitere Nachpflanzungen hatten keinen Erfolg. Der Halbbogen ist heute noch erkennbar. (ca. 50m von der Rednerkanzel entfernt, rechts am Weg zur Aussichtsplattform). Hitlereichen sollten entsprechend der NS Ideologie Maibaum und Dorflinde ersetzen.
Das Blutzeugendenkmal
Als Krönung der Gesamtanlage war die Errichtung eines grandiosen Ehrenmals auf der Höhe des Nussberges geplant. Bei dem Entwurf des Stadtbaurates Lutz aus dem Jahre 1937 handelt es sich um einen riesigen Säulen-Kuppelbau. Er sollte eine Höhe von 80 Metern erreichen und auf 16 Säulen stehen. Diese sollten die 16 Toten der "NS Bewegung" beim Marsch auf die Feldherrnhalle am 9. November im Jahre 1923 symbolisieren.
Befehlsbunker und Beobachtungsbunker am Westhang (Nr. 5, Nr. 6)
Wohl der markanteste Punkt, der dem Wanderer heute am Nußberg auffällt, ist der Rest eines Beobachtungsbunkers.
Unter diesem Bunkerrest bzw. am Westhang der Thingstätte befinden sich heute noch Bunkerteile des Befehlbunkers. Er waren nicht für die Aufgaben des benachbarten Luftgaukommandos gebaut worden, sondern standen den politischen (NSDAP) und den polizeilichen Stellen zur Verfügung. Jede dieser Institutionen hatte im Bunker ihren eigenen Bereich mit jeweils separaten Eingängen, die von der Ostseite (Thingplatz) zu begehen waren. Es ist auch ein Fluchtstollen in nördlicher Richtung vom Polizeistollen aus gebaut worden. Er war ca. 90 Meter lang und endete an dem breiten Weg hinter der Rednerkanzel. Kleine Backsteinmauerreste kennzeichnen noch heute den ehemaligen Ausgang.
Den Beobachtungsbunker sprengten britische Pioniere am 19. Mai 1948 in zwei Teile. Der westliche Teil davon blieb dabei so stehen, wie wir ihn heute noch kennen.
Der Befehlsbunker ist ebenfalls äußerlich noch erhalten. Selbst der Lüftungsschacht und der Schornstein ragen noch in den Himmel.
Wie schon erwähnt, machte die zunehmende Bombardierung der Städte weitere Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung erforderlich. Besonders im Ostteil der Stadt fehlten entsprechende Schutzräume. Deshalb wurde im südöstlichen Bergrücken des Nußberges ein Schutzstollen für 10 000 Menschen gebaut.
Die Bauarbeiten wurden 1944 von Bergleuten aus dem Salzgittergebiet nach Bergwerksrichtlinien geplant. Es sind dabei aber auch Kriegsgefangene und Häftlinge aus Salzgitter als Hilfskräfte eingesetzt worden. Insgesamt wurden 600 Meter Stollen in verschiedenen Breiten entsprechend den Anforderungen ausgebaut. Die Zugänge waren z. B. 1,80 Meter und die Aufenthaltsstollen 4,50 Meter breit.
Das ganze Stollensystem war in zwei etwa gleich große Bereiche, einen nördlichen Lind einen südlichen, unterteilt und in der Mitte mit einer durchbruchfähigen Mauer voneinander getrennt, die sich im Gefahrenfall einbrechen ließ.
In den sechziger Jahren wurde festgestellt, dass die Gebirgsdecke im Stollenbereich an verschiedenen Stellen eingebrochen war. Da sich inzwischen in dem südöstlichen Stollen Fledermäuse "einquartiert" hatten, musste diesem Zustand Rechnung getragen werden. Der Stolleneingang wurde zugemauert, jedoch mit entsprechenden Einflugöffnungen für die Fledermäuse versehen.
Der "gefährliche" Geländeteil wurde - zum Schutze der Bevölkerung - mit einem 1,2 Kilometer langen und 1,80 Meter hohen Zaun abgesperrt ein bergmännisches Verfüllen der Gänge wurde aus Kostengründen nicht durchgeführt.
Mögen Sie uns heute die Überreste von Relikten aus der NS Zeit weiterhin als Mahnmal dienen.