Fremdstoffe im Bioabfall

Rechtsänderung zum 1.1.2024: Jegliches Bioplastik, auch sog. "kompostierbare" Kunststoffe, ist in der Biotonne verboten! 

Bioabfall in der grünen Tonne ist kein „Müll“, sondern er kommt von der Erde und wird als wertvoller Kompost wieder zu Erde. Dies ist ein echter Kreislauf. Sogar das dabei entstehende Gärungsgas wird aufgefangen und zur Erzeugung von grünem Strom genutzt.

Leider verpacken einige Bürgerinnen und Bürger ihren Biomüll in Plastiktüten (dazu gehören auch Tüten aus zertifiziert "kompostierbaren Kunststoffen“) und werfen die Tüten dann mit in ihre grüne Tonne. Diese Tüten verhindern jedoch die Produktion und Nutzung des Komposts:

Der Kompost kann nur dann uneingeschränkt genutzt werden, wenn er frei von Störstoffen wie z. B. Kunststoffen, Windeln, Steinen oder Verpackungen jeglicher Art ist!

Was viele nicht wissen: Auch "biologisch abbaubare Kunststoffe" ("kompostierbare Kunststoffe", „Bio-Plastik“) sind solche Störstoffe! Sie lassen sich nicht ausreichend kompostieren und finden sich am Ende sichtbar im Kompost wieder.

Rechtsänderung

Aufgrund einer Gesetzesänderung im Abfallrecht* sind zukünftig alle Entsorger gezwungen, rigoros gegen Fremdstoffe im Bioabfall vorzugehen. Die Stadt Braunschweig hat deshalb die Abfallentsorgungssatzung* entsprechend geändert und es werden demnächst Biotonnen, die Fremdstoffe enthalten, nicht mehr geleert. Für diese Tonnen muss dann eine Sonderleerung als Restmüll beantragt werden. Diese Kosten würden zusätzlich anfallen und sich auch auf der Abfallgebühren-Rechnung niederschlagen.

Was zu tun ist

Wer auf eine Plastiktüte nicht verzichten möchte, kann den Biomüll in die grüne Tonne entleeren und die leere Tüte dann in den Restabfall oder in die Wertstofftonne geben. Dies gilt unbedingt auch für Tüten aus allen "Bio-Plastik"-Sorten, egal wie sie zertifiziert sind! Dann kommt die Bioplastiktüte in den Restabfall und herkömmliches Plastik kommt sortenrein - d.h. ohne Inhalt - in die Wertstofftonne zum Recycling.

Bioabfall lässt sich aber auch gut in Zeitungspapier oder einer Papiertüte zur Biotonne tragen. Druckerschwärze stellt für den Kompost kein Problem mehr dar, weil sie (mittlerweile) gänzlich frei von Schadstoffen ist.

Oder die Bioabfälle einfach in einer Schüssel raustragen. Die Schüssel lässt sich danach wieder abwaschen.

Und bitte: Sagen Sie es weiter! Auch wir werden uns in diesem Jahr auch sehr darum bemühen, diese Informationen unter den Braunschweigern bekannt zu machen.

Zum Aushang oder zur Weitergabe finden Sie ein offizielles Informationsschreiben der Stadt sowie ein Schaubild hier zum Download (Öffnet in einem neuen Tab).

Den fertigen Kompost gibt es übrigens im Abfallentsorgungszentrum Watenbüttel zu kaufen (6 € pauschal für eine kofferraumübliche Menge). Näheres zu unserem Kompost erfahren Sie hier:  Braunschweiger Kompost (Alba) (Öffnet in einem neuen Tab) 

Ein paar Beispiele, was in die Biotonne darf bzw. was auf keinen Fall hineinkommen darf:

  • Keine Kaffeekapseln (auch nicht aus zertifiziert kompostierbarem Kunststoff, denn der Kunststoff zersetzt sich auch in langen Zeiträumen nicht - versuchen Sie es z. B. mal in ihrem heimischen Kompost, wenn Sie das Experiment wagen mögen).
  • Keine Windeln (wirklich gar keine Windeln!).
  • Keine Plastikprodukte, auch keine aus biologisch abbaubaren Kunststoffen (wirklich nicht).
  • Kein Plastik, kein Glas, keine Dose, in dem noch altes Gemüse oder Obst enthalten ist (wirklich nicht, denn die Verpackung bleibt dann ja auch im Kompost und verrottet nicht!).
  • Keine Asche, kein Katzenstreu, kein Metall, kein Porzellan, keine Steine und nochmals: Keinerlei Plastik, auch keines, das als kompostierbar verkauft wird.

Herzlichen Dank für Ihr Interesse und Ihre Mithilfe!

Gemeinsam schaffen wir Gutes für uns, die Natur und für unsere Kinder.

"Warum werden die Bioplastik-Produkte dennoch als "kompostierbar" zertifiziert?"

Umgangssprachlich gesagt: Vieles ist möglich, wenn die Nachfrage besteht und der Versuchsaufbau gezielt konstruiert wird.

Hier lohnt ein Blick auf die Aussage des "Keimlingslogos", das sog. kompostierbare Kunststoffe gem. DIN EN 13432 als "kompostierbar" kennzeichnet:

Die "kompostierbaren" Kunststoffe 
- zerfallen nach mehr als der doppelten Kompostierzeit als üblich
- in besonderen Kompostieranlagen, die höhere Temperaturen nutzen als unser normales Kompostwerk, 
- zu 90 % in Stücke, die kleiner als 2 mm sind und zu 10 % in größere Stücke

Die zertifiziert "kompostierbare" Bioplastik-Tüte kann nach der Kompostierung also noch zu 100 % in Partikelform vorliegen: zu 10 % als große Kunststoffpartikel und zu 90 % als Mikroplastik.

Für in geringen Mengen zugesetzte Stoffe (z.B. Additive) bis zu einem Gesamtanteil von 5 % muss die Abbaubarkeit nach der Norm erst gar nicht geprüft werden. 

Eine Prüfung des vollständigen biologischen Abbaus durch Mikroorganismen unter Kompostierungsbedingungen ist also gar nicht Teil der DIN EN 13432, sondern nur eine Prüfung des „Zerfalls in Mikroplastik". Und dieses Mikroplastik gelangt dann mit dem ansonsten wunderbaren Kompost auf die Äcker unserer Region, wo es wahrscheinlich nicht weiter abgebaut wird, weil die Bedingungen hierfür in der Natur nicht vorliegen. 

Und die bei dieser DIN-Prüfung angenommenen Kompostierungsbedingungen decken sich nicht in der angesetzten Rottedauer, Temperatur, Feuchte und Sauerstoffgehalt mit den Bedingungen, wie sie in der Frischkompostierung in Braunschweig und anderswo üblicherweise und sinnvollerweise bestehen.

Es wäre viel zu teuer und eine große Energieverschwendung, diese Bedingungen in unserem Kompostwerk herbeizuführen. Die zusätzlichen hohen Kosten müssten die Gebührenzahlerinnen und Gebührenzahler bezahlen. Und der zusätzlich nur für die Bioplastiktüten aufzuwendende Energiebedarf würde den Braunschweiger Klimazielen zuwiderlaufen.

Sie möchten noch genauer wissen, was die Probleme mit zertifiziert biologisch abbaubarem Plastik sind, auch mit Quellen auf die aktuelle Studienlage? Dann empfehlen wir Ihnen z. B. diese Publikation der Dt. Umwelthilfe: Hintergrund Biokunststoffe (Öffnet in einem neuen Tab)

Sie sind klar dagegen, dass Plastik in die Natur und in die Nahrungskette gelangt? 

Dann unterstützen Sie unser Anliegen und verbreiten Sie die Informationen im Freundes- und Bekanntenkreis. Denn Plastik im Bioabfall ist in Deutschland wahrscheinlich der größte Faktor, wie Plastik in die Natur gelangt. 

Für weitere Fragen und Anmerkungen wenden Sie sich bitte an service-bsalbade oder an das ALBA-Servicetelefon zur Abfallberatung in Braunschweig 053188620

Zur Motivation, die Bioplastiktüte nicht mehr in die Biotonne zu geben: ein passendes Lied bei Youtube (Öffnet in einem neuen Tab).

* Die genannten Rechtsänderungen:

  § 2a Bioabfallverordnung 

  § 5 Abs. 1 Abfallentsorgungssatzung

© Nadine Goerigk, Lilly Geißler
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Bildnachweise

  • Nadine Goerigk, Lilly Geißler