Piercen und Tätowieren

Von der Idee zur Entscheidung: Die richtige Wahl

Sie haben den Wunsch, Ihren Körper dekorieren zu lassen und suchen ein entsprechendes Studio. Als allererstes – nehmen Sie sich Zeit! Prüfen Sie Ihren Wunsch und Ihre Beweggründe. Handeln Sie nicht spontan aus einer Partylaune heraus. Volksfeste, Messen und Urlaubsreisen sind nicht die richtigen Gelegenheiten, da Sie die Qualifikation des Tätowierers bzw. des Piercers nicht überprüfen können. Suchen Sie sich an Ihrem Wohnort ein Studio. Vergleichen Sie die Studios untereinander. Lassen Sie sich intensiv beraten, ohne einen festen Termin für die "Körperverschönerungen", damit Sie ohne Druck entscheiden können.

Hygieneüberwachung durch das Braunschweiger Gesundheitsamt

Das Gesundheitsamt Braunschweig überwacht alle Braunschweiger Piercing- und Tattoo-Studios in Intervallen auf der Grundlage der Niedersächsischen Hygieneverordnung. Eine Garantie für einwandfreies Arbeiten in jedem Einzelfall bietet das jedoch nicht.

Notwendige Kenntnisse und Ausbildung der Piercer und Tätowierer

Zum Piercen und Tätowieren sind anatomisches Wissen und Hygienekenntnisse notwendig. Bislang ist rechtlich ungeklärt, wer tätowieren oder piercen darf. Eine offizielle Ausbildung gibt es nicht, genauso wenig ein offiziell anerkanntes und unabhängiges Gütesiegel für Piercing- und Tattoo-Studios. Derzeit ist eine EU-Richtlinie in Vorbereitung, die zukünftig Ausbildung und Hygienestandards für Tätowierer und Piercer vorgeben wird.

Fachempfehlungen und Gesetzestext zum erforderlichen Hygienestandard

Machen Sie sich fachkundig. Im Internet finden sich Fachtexte zu Hygiene in Piercing- und Tattoo-Studios zum Downloaden:

Die Niedersächsische Hygieneverordnung regelt den erforderlichen hygienischen Mindeststandard für Tätowierer und Piercer. Die dort formulierten Anforderungen müssen von Tätowierern und Piercern eingehalten werden.

Vorab ärztliches Gespräch

Vorab sollten Sie mit einem Arzt besprechen, ob medizinische Gründe beim Piercen bzw. Tätowieren zu berücksichtigen sind: Allergien, insbesondere Nickelallergie, Krankheiten wie z. B. Diabetes mellitus, Immunschwächekrankheiten, Einnahme von Medikamenten usw.

Gesundheitliche Voraussetzungen für das Piercen und Tätowieren

Sie sollten körperlich fit und gesund sein. Sie sollten gegen Hepatitis B und Tetanus geimpft sein.

Mögliche Komplikationen beim Piercen und Tätowieren

  • Infektionen: insbesondere bakterielle Wundinfektionen, aber auch virale Infektionen wie Hepatitis B, Hepatitis C, HIV-Infektion
  • Blutungen
  • Nervenschädigungen
  • allergische Reaktionen, z. B. auf Nickel
  • Gefahr der Harnröhreninfektion bzw. der narbigen Harnröhrenverengung bei Genitalpiercing
  • Gefahr der Störung des Milchflusses bzw. Infektionsgefahr der Brustdrüsen bei Piercing der Brustwarze
  • Gefahr des Anschwellens der Zunge mit Gefahr einer Verlegung der Atemwege bei Zungenpiercing
  • Gefahr der Zahnbeschädigung bei Zungenpiercing

Heilungszeiten

Heilungszeiten sind unterschiedlich:

  • Beim Tätowieren beträgt die Heilungszeit einige Tage.
  • Beim Piercing treten Heilungszeiten von wenigen Wochen bis zu einem Jahr auf:
    • Augenbraue: 6 – 8 Wochen
    • Bauchnabel: 4 Monate bis 1 Jahr
    • Brustwarze: 3 – 6 Monate
    • Geschlechtsbereich Frau: 4 – 10 Wochen
    • Geschlechtsbereich Mann: 4 Wochen – 6 Monate
    • Lippen: 2 – 3 Monate
    • Nasenflügel: 2 – 4 Monate
    • Nasenrücken: 8 – 10 Wochen
    • Nasenscheidewand: 6 – 8 Monate
    • Ohrknorpel: 4 Monate – 1 Jahr
    • Ohrläppchen: 6 – 8 Wochen
    • Zunge: 4 Wochen >

Nachbehandlung

Die Nachbehandlung nach dem Tätowieren und Piercen ist sehr wichtig, um eine reibungslose Wundheilung zu gewährleisten und Infektionen zu verhindern. Wenn Komplikationen auftreten, ist unbedingt ein Arzt aufzusuchen. Bei Entzündungen sollte der Schmuck ggf. von einem Arzt entfernt werden.
Die Nachbehandlung sollte entsprechend den Anweisungen des Tätowierers und Piercers erfolgen. Wichtig sind eine Wundabdeckung in den ersten Tagen und eine konsequente Behandlung der Wunde mit einem desinfizierenden Präparat.

Die Wahl des Piercing-Studios

Die folgenden Kriterien deuten darauf hin, dass in dem ausgewählten Piercing- und Tattoo-Studio hygienisch gewissenhaft gearbeitet wird:

  • Der Piercer muss den Kunden umfassend – am besten schriftlich – über den Eingriff und über Risiken aufklären.
  • Bei Minderjährigen muss der Piercer die Einverständniserklärung der Eltern einholen.
  • Der Behandlungsraum, in dem der Eingriff durchgeführt wird, sollte möglichst gefliest und durch Türen von den übrigen Räumen abgetrennt sein.
  • Ein Waschbecken sollte sich außerhalb des Behandlungsraumes befinden. Wenn ein Waschbecken im Behandlungsraum vorhanden ist, muss es von der Behandlungsliege deutlich entfernt sein, um eine mögliche Infektion durch Spritzwasser zu vermeiden.
  • Am Waschbecken sollten sich Desinfektionsmittelspender, Seifenspender sowie Einmal-Handtücher befinden.
  • Die Arbeitsfläche mit den vorbereiteten Materialien und Instrumenten muss aufgeräumt und sauber sein. Getränke, Aschenbecher, Zeitungen etc. haben auf der Arbeitsfläche nichts zu suchen.
  • Vor Beginn der Arbeit am Kunden ist die Haut an der zu tätowierenden bzw. zu piercenden Stelle großflächig zu desinfizieren. Zur Entfernung von Haaren sollten Einmal-Rasierer verwendet werden.
  • Der Piercer bzw. der Tätowierer muss sich die Hände desinfizieren und Schutzhandschuhe tragen.
  • Die benötigten Instrumente und Schmuckstücke müssen steril verpackt sein.
  • Achten Sie darauf, dass die Instrumente erst unmittelbar vor ihrer Verwendung aus einem Sterilisationsbeutel oder –behälter entnommen werden. Die benötigten Farben für das Tätowieren werden am besten direkt vor Beginn des Tätowiervorganges in kleine Einmalgefäße gegeben.
  • Nadeln und etwaige sonstige Gegenstände, die mit Blut oder Serum in Verbindung kommen, müssen mit einem geeigneten Sterilisationsgerät sterilisiert werden.
  • Zum Reinigen der Nadeln während des Tätowiervorganges ist im Ultraschallreiniger ein einmal zu verwendender Plastikbecher mit einem farblösenden Reinigungsmittel zu benutzen. Achtung: Ein Ultraschallreiniger desinfiziert nicht!
  • Tätowiernadeln sind Einweg-Instrumente. Sie dürfen nur für einen Kunden verwendet werden. Werden die Nadeln vom Tätowierer selbst an die Nadelstangen gelötet, so müssen diese vor Benutzung gereinigt, in Sterilisationsbeutel verpackt und sterilisiert werden. Die Eröffnung der Beutel ist erst unmittelbar vor Nutzung durchzuführen. Die mehrmalige Verwendung einer Nadel bzw. eines Nadelpaketes durch Sterilisation ist hygienisch bedenklich. Nach Benutzung am Kunden sind die Nadelpakete unmittelbar von der Nadelstange zu entfernen und in einen durchstichsicheren Behälter abzuwerfen. Benutzte Nadeln und Kanülen beim Piercen sind ebenfalls in durchstichsichere Behälter abzuwerfen.

Studiocheckliste

Die nachfolgende Studiocheckliste soll Ihnen zur Beurteilung des Studios eine Hilfestellung sein. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. In der Checkliste sind umfassende Kriterien genannt, die der einzelne Kunde allerdings oft nicht in vollem Umfange beurteilen können wird.

Die einzelnen Punkte der Checkliste sollten mit „ja" beantwortet werden können.

  • Das Studio sieht sauber und gepflegt aus.
  • Arbeits- und Beratungsraum sind getrennte Räumlichkeiten.
  • Die Oberflächen im Arbeitsbereich sind glatt und gut abwischbar.
  • Der Arbeitsbereich ist übersichtlich und ordentlich.
  • Es finden sich hier nur Dinge, die zum Piercen/Tätowieren notwendig sind.
  • Es finden sich hier weder Zeitungen noch Zigaretten, Aschenbecher oder private Gegenstände.
  • Die verwendeten Chemikalien zur Desinfektion sind in der Liste der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie gelistet.
  • Es werden ausschließlich sterilisierte Einwegnadeln verwendet.
  • Es werden sterile Handschuhe, in jedem Falle aber Schutzhandschuhe benutzt.
  • Wiederverwendbare Instrumente werden nach jedem Gebrauch desinfiziert, gereinigt und dann sterilisiert.
  • Das Studio verfügt über einen Heißdampfsterilisator.
  • Das Sterilisiergerät wird in regelmäßigen Abständen von einem Hygieneinstitut untersucht (Sporenprobe).
  • Der Piercer/Tätowierer klärt ausführlich über mögliche Komplikationen, Risiken und die notwendige Nachsorge schriftlich auf. Sie werden nach Ihrem allgemeinen Gesundheitszustand, nach Allergien oder sonstigen Krankheiten befragt.
  • Erstschmuck besteht aus Titan, medizinischem Kunststoff, Gold etc.
  • Chirurgiestahl und Implantatstahl wird als Erstschmuck nicht verwendet.
  • Das Studio verfügt über eine Haftpflichtversicherung.
  • Personen unter 18 Jahren dürfen nur mit schriftlicher Genehmigung der Erziehungsberechtigten gepierct oder tätowiert werden.

Sollten Sie weitere Fragen haben, steht Ihnen das Team des Gesundheitsamtes zur Verfügung. Sie erreichen uns zu den üblichen Bürozeiten unter folgenden Telefonnummern in Braunschweig:

Özcan Akpinar

Kontakt

Daniel Krausewitz

Kontakt

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