Stadtplan 1962
Stadtplan 1962
Kartentechnik und Gestaltung der Karte
Mit dem Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg stieg der Bedarf an Stadtkarten, da die vorhandenen Karten aufgrund der unzureichenden Aktualisierung veraltet waren und bezüglich des Karteninhalts und der Genauigkeit nicht mehr die Ansprüche erfüllten. Das auf dem Stadtplan abgebildete Areal sollte – um die verkehrliche Anbindung Braunschweigs zu dokumentieren – auch die Autobahn und den Mittellandkanal umfassen, obwohl diese zur damaligen Zeit noch zum Großteil außerhalb des Stadtgebiets lagen.
Die Neuzeichnung des Stadtplans im Maßstab 1:20.000 erfolgte auf der Basis des mehrteiligen Kartenwerks 1:10.000. Die kartographischen Arbeiten wurden mit Tusche auf Folie ausgeführt. Dieses Verfahren bot zu dieser Zeit die größtmögliche Maßhaltigkeit und war auch für spätere Aktualisierungen der Zeichnung gewappnet. Erkennen lässt sich die mittels Ziehfeder ausgeführte Zeichnung an leicht variierenden Strichstärken und kleinen Unregelmäßigkeiten in den Kurvenradien. Waldränder und mit Bäumen bestandene Flächen in den Grünanlagen sind mit einer charakteristischen Kombination aus wolkenförmiger Kontur und einer sich verjüngenden Reihe unregelmäßiger Punkte dargestellt. So erhält die Kartengraphik zusätzlich eine manuell geprägte Anmutung.
Die Kartenschrift wurde bereits im sogenannten Fotosatz maschinell gesetzt und auf dünnem Filmmaterial ausgegeben, das anschließend in die Kartensituation einmontiert wurde. Zur Beschriftung entlang kurviger Straßenverläufe wurde jeder Buchstabe einzeln platziert.
Weil ein Rastern von Flächen zur Darstellung von Farbtönen mit dem zur Verfügung stehenden reprotechnischen Verfahren – und auch aufgrund der Kartengröße – noch nicht möglich war, wurde die Karte in einer Zwölffarbenversion gedruckt. Die Farbenvielfalt sollte dem Nutzer den reichhaltigen Karteninhalt anschaulicher präsentieren.
Die Karte als Spiegel der Stadtgeschichte
Mit dem Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg war auch die Anpassung des Stadtgrundrisses an die gewachsenen verkehrlichen Ansprüche verbunden. In der Innenstadt wurde beispielsweise zwischen 1950 und 1952 als einer der ersten in den Stadtgrundriss einschneidenden Eingriffe die Friedrich-Wilhelm-Straße durch den Waisenhausdamm mit dem damaligen Karrenführerplatz verbunden.
Im östlichen Ringebiet wurde 1955 der Straßendurchbruch zwischen Rebenring und Hagenring fertiggestellt. Im weiteren Verlauf nach Süden über den Altewiekring verlief die Hauptverkehrsachse noch über die Campestraße zur Wolfenbütteler Straße. Die Hans-Sommer-Straße als Verbindung zwischen dem Wilhelminischen Ring und der Berliner Straße war bereits im Bau. Im Stadtplan ist die Trasse schon eingezeichnet.
Auf dem Gelände des ehemaligen Ostbahnhofs wurde 1960 der Hauptbahnhof eröffnet. Um ihn an die Innenstadt anzubinden, wurde durch Viewegs Garten die Kurt-Schumacher-Straße angelegt. Ihr Anschluss an den Augustplatz (heute: John-F.-Kennedy-Platz) unterbrach die Verbindung zwischen Löwenwall und Windmühlenberg.