Alt-Lehndorf

© Foto: Dieter Heitefuß

Vom Klosterdorf zum Reiterdorf

Seit im Jahre 1384 die Landwehr als Schutzwall gegen Überfälle und Viehraub die reiche Handelsstadt Braunschweig in einem weiten Halbkreis umgab, ist Lehndorf zur Stadt Braunschweig "eingemeindet". Es wurde als "Pfahldorf", wie auch Ölper, Rühme und Rüningen bezeichnet und stand unter besonderen Stadtrechten. Den sicher nicht unerheblichen Schutz durch den breiten Befestigungswall mit seiner undurchdringlichen Dornenhecke musste jedes Pfahldorf durch entsprechende Dienste gegenüber der Stadt entgelten.

Schon vor dieser Zeit aber waren die meisten Äcker in der Lehndorfer Feldmark im Besitz des Kreuzklosters auf dem Rennelberg, dem Gebiet der heutigen Strafvollzugsanstalt nahe der Celler Straße. Somit war Lehndorf in Abhängigkeit vom Kreuzkloster ein armes Dorf. Vielleicht ist dies eine Begründung dafür, dass große Höfe und stattliche Bauernhäuser in den vergangenen Jahrhunderten in Lehndorf nicht vorhanden waren.

Zum ersten Mal urkundlich erwähnt wird Lehndorf in der Abschrift einer Schenkungsurkunde aus dem Jahre 1067, die in einer kostbaren Handschrift des Welfenschatzes eingebunden ist. Aber wie alle Dörfer der Umgebung ist auch Lehndorf wesentlich älter und hat möglicherweise schon zur Zeit der Sachsenkriege bestanden.

Kreuzkirche Alt-Lehndorf© Foto: G: Ruben

Bereits 1249 wird eine Kirche in Lehndorf erwähnt, von der mit Sicherheit anzunehmen ist, dass diese Kirche - ablesbar aus architekturtypischen Details des Mauerwerks - die noch heute bestehende Kirche ist.

Ältestes Haus in Lehndorf; Abriss ca. 1970

Wie alle Dörfer in der Umgebung von Braunschweig hatte auch Lehndorf unter den ständigen Feldzügen der Stadt gegen ihren Herzog und den häufigen Belagerungen sehr zu leiden und wurde des öfteren gebranntschatzt und verwüstet. So brannte Lehndorf 1492, als nur die Kirche unversehrt blieb, die dann aber 1605 dennoch mit dem Dorf zerstört wurde. Und bei den langen Belagerungen des 16. Jahrhunderts lagen die jeweilig vordringenden Truppen in den Dörfern der Umgebung und beschlagnahmten ohne Rücksicht die Verpflegung für die Soldaten.

althergebracht - angepasst - abgerissen - neu aufgebaut

Erst nach der endgültigen Unterwerfung Braunschweigs unter die herzogliche Herrschaft im Jahre 1671 begannen ruhigere Zeiten. Im Dorf siedelten sich Anbauern, Häuslinge und Handwerker an. Neue Wohngebiete am Stadtrand und die Gärten von reichen Braunschweiger Bürgern verdrängten die ehemaligen Hopfenplantagen der alten Bierbrauerfamilien, die seit dem 14. Jh.  wesentlich zum Reichtum Braunschweigs beigetragen hatten. Im 19. Jh. dehnte sich die Stadt Braunschweig rasch über die mittelalterlichen Grenzen aus. Entlang der Verkehrswege wuchs die Stadt mit dem Dorf zusammen und Lehndorf wurde Standort für viele kleine Handwerks-, Industriebetriebe und Konservenfabriken.

Nach diesen schwerwiegenden Eingriffen in die bäuerliche Struktur des Dorfes hatte die Gebietsreform aus dem Jahr 1974 für Lehndorf keine Bedeutung mehr. In den letzen Jahrzehnten aber fand eine Rückkehr zum dörflichen Leben statt: Lehndorf ist Reiterdorf geworden und so sieht man täglich Kinder, Jugendliche und Feierabendbürger von Lehndorf aus in die weiten Felder des Westparkes und die nahen Wälder der Umgebung reiten.

Kriegerdenkmal Lehndorf

Noch immer hat das alte Dorf sein Zentrum mit Kirche, Pfarrhaus und ehemals ältester Schule als bauliches Ensemble in der Großen Straße. Dort steht auch das Kriegerdenkmal der Gemeinde. Die Dorfkirche mit ihrem stillen Friedhof ist der geistige Mittelpunkt des Dorfes, in dem in besonderer Art modernes Gemeindeleben einer aktiven Kirchen- gemeinde stattfindet. Seit den 70er Jahren des 20. Jh. entstand in Lehndorf unter der Evangelischen Kirche und der Initiative des Pastors Rudolf Mercker eine lebendige Gemeinde mit einem beliebten Kindergarten und sehr engagierten Jugendgruppen. Als erstes wurde die verwahrloste Pfarrscheune in Eigenarbeit der Konfirmanden und jungen Gemeindemitgliedern zum Gemeindezentrum ausgebaut. Seitdem organisieren unter dem Gedanken der Selbstständigkeit und Selbstbestimmung, besonders die Jugendlichen und die Konfirmanden vorbildliche Sozialarbeit vor Ort, besonders als Fürsorge für Erwerbslose und alte Gemeindemitglieder.

Hausschmuck am ehem. Konsumgebäude© Foto: G. Ruben

In der Mitte von Alt-Lehndorf steht der rote Backsteinbau der ehemaligen Volksschule und auch ihre Erweiterung zur ehemaligen Orientierungsstufe. Nur ist die Schule Zweigstelle des Hoffman-von-Fallersleben-Gymnasiums.

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