Hamburger Straße 298 - Mühlenpfordtstraße 12
Auf dem Trümmerplan von 1945 kann man noch gut erkennen, wo sich das abgerissene Wohnhaus einmal befunden hat. Zum Vergleich die Lage auf dem aktuellen Stadtplan:
Der Maurer August Staats läßt 1876 das Wohnhaus an der Hamburger Straße 52 errichten und zieht nach Fertigstellung selbst in eine der Wohnungen, die anderen vermietet er.
Von ihm erwirbt 1892 der jüdische Kaufmann Leib Schidlowsky das Wohnhaus mit Grundstück und Nebengebäuden. Er unterhält dort laut Adreßbüchern eine "Destillation, Liqueur=, Essenzen= u. Essigfabrik, Wein= u. Cigarrenhdlg".
1927 wird die Haus-Nr. in 298 geändert.
Leib Schidlowsky stirbt 1929 und sein Schwiegersohn Siegmund Hoffmann übernimmt das Unternehmen, bis er 1942 zusammen mit seiner Frau deportiert und in Auschwitz ermordet wird.
1946 wird dieser Abschnitt der Hamburger Straße in Mühlenpfordtstraße umbenannt und das Haus erhält die Nummer 12.
Nach dem Krieg findet sich im ersten Adreßbuch 1952 als Eigentümer: "Deutsches Reich - Reichsfiskus". 1956/56 wird die "Stadt Braunschweig" und 1961/62 - 1965/66 das "Land Niedersachsen" genannt.
Nach Erteilung der Abrißgenehmigung im August 1966 wurde das Haus abgerissen und 1971 folgten die Gebäude auf dem Hinterhof (jetzt Parkplatz der Mensa).
Heute verläuft die stadtauswärts führende Straßenspur und ein Teil des Rad-/Fußweges mitten durch das ehemalige Wohnhaus.
1963: Die Häuser Mühlenpfordtstraße 11 bis 14 (bis 1946 Hamburger Straße 297 bis 300), im Hintergrund der Rebenring mit dem ehemaligen Kino APOLLO.
Die Mühlenpfordtstraße 2014.
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© Manuela Wenderoth
Verwendete Quellen:
Adreßbücher der Stadt Braunschweig
Stadtarchiv Braunschweig E 63 II M 157b
Stadtarchiv Braunschweig H XVI A VIII Mühlenpfordtstraße
Grabstein von Leo Schidlowsky auf dem Jüdischen Friedhof
www.stolpersteine-fuer-braunschweig.de/familie-hoffmann
Stand: 24.07.2019