15.Jhd. - Das Amt Eich
Timmerlah im 15.Jahrhundert innerhalb vom Amt Eich
Im 15. Jahrhundert, ca. 1440, wurde Timmerlah mit 10 weiteren Dörfern, alle westlich der Oker gelegen, innerhalb des ehemaligen Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel zum Verwaltungs- und Gerichtsbezirk des "Amt Eich" zusammengefasst.
Die obige Karte stammt aus dem Atlas von Gottfried Mascop aus dem Jahre 1574, erst 2009 (!) wiederentdeckt, und stellt die älteste Kartendarstellung unserer Region dar.(Originalveröffentlichung: Uwe Ohainski und Arnd Reitemeier (Hg.)Das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel im Jahr 1574 – Der Atlas des Gottfried Mascop. Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen 57, Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2012. ISBN 978-3-89534-987-4)
"Das Amt Eich, an der Westseite der Oker, grenzt gegen Osten mit dem Stadtgericht Braunschweig, gegen Süden mit der Vogtei Leiferde, gegen Westen mit der Grafschaft Sauingen, der Landvogtei Betmar und dem Gericht Vechelde und gegen Norden mit der Landvogtei Betmar, dem Aussenhof des Kreuzklosters dem Steinhofe und dem Gericht Wendezelle. Die Grenze mit der Stadt Braunschweig wird durch die Landwehr bezeichnet."(Cramm, Bd.3, S.55)
Auf der unten zu sehenden Vergrößerung ist der Geltungsbereich des Amt Eich sehr gut erkennbar.
In der Cramm`schen Chronik erfahren wir weiteres über diese 11 Dörfer:
"1.) Broitzem 399 Einwohner. Die Holtzung heisst das Kröppelholz.
2.) Timmerlah 278 Einwohner. Hopfenanbau wird als Nahrungszweig genannt.
3.) Gr. Gleidingen 154 Einwohner. Tochter von Denstorf. Auf der Feldmark wird vortrefflicher Flachs gezogen.
4.) Sonnenberg 329 Einwohner. Die schönen Wiesen verstatten eine starke Hornvieh - und Schafzucht.
5.) Kl.Gleidingen 110 Einwohner. Ohne Kirche und Schule, welche es mit Denstorf gemeinsam hat. Vor dem Dorfe steht eine Windmühle.
6.) Denstorf 371 Einwohner. 3 ½ Stunden von Wolfenbüttel gelegen, (eine Bemerkung die deshalb wohl gemacht ist, weil die Wolfenbüttler Heerstrasse nach Peine über Denstorf ging). Auf der Pfarre ruht eine Superintendentur, worunter die Pfarren von Bortfeld, Denstorf, Watenbüttel, Oelper, Timmerlah, Völkenrode und Wedtlenstedt stehen. In älteren Zeiten hat das Dorf einen katholischen Archidiakonus gehabt und noch jetzt wird der Zehnten der Feldmark von Hildesheim aus durch den Archidiakonus von Denstorf eingezogen. Dort ist eine grosse Grandgrube und im Dummbruche auf der Voigtswiese wird ein guter Torf gegraben, der an Brennwert besser ist, als der Bienröder.
7.) Wedtlenstedt (Weddelstedt) 198 Einwohner. Die Opferei vergibt das Creuzkloster. Es gab vormals edle Herren von Wedtlenstedt.
8.) Lamme 232 Einwohner. Auf seiner Feldmark werden gute Rüben gezogen.
9.) Bortfeld 614 Einwohner. Es besteht aus 50 Kothhöfen und 37 Brinksitzerstellen und hat 95 Feuer- stellen. Patron ist die Familie von Cramme. Im Dorfe befinden sich die Amtsgefängnisse und die Wohnung des Schliessvogtes. Brache kennt man dort nicht. Auf derselben werden und nirgends so gut die bekannten Bortfelder Rüben und auch seit einigen Jahren die Märkische Rübe mit Vorteil gebaut. Das Dorf hat einen ansehnlichen Vieh- stand. Die Anwohner zeichnen sich durch Beibehaltung der altwendischen Kleidung aus und besitzen unter dem Namen des Spielhauses ein eigenes Hochzeitshaus, worin alle Hochzeiten gehalten werden. Ein Teil von ihnen heisst Glindbürger, weil sie die Aecker kultivieren, wo im 30-jährigen Kriege das zerstörte Dorf Glinde gelegen (nahe Lamme). Dieses Dorf hatte 11 Höfe. Bortfeld ist der Stammort der in hiesigen Landen ehemals reich begüterten, jetzt ausgestorbenen Familie von Bortfeld. In der Nähe von Bortfeld traf man früher einen Gesundbrunnen an (1705).
10.) Völkenrode 280 Einwohner, liegt in einer weiten getreidereichen Ebene. Die Feldmark ist nicht in Felder eingeteilt. Ehemals lag in seiner Nähe, das vor vielen Jahren zerstörte Dorf Rischau, dessen Einwohner sich in Völkenrode und Watenbüttel niederliessen. Diese Länderei macht noch eine eigene Feldmark.
11.) Watenbüttel 205 Einwohner. Tochter von Oelper, an der Oker, woran es gute Wiesen und Weiden hat. Der Erfinder des Spinnrades ist aus diesem Ort gebürtig." (Cramm, Bd.3, S.56-57)
Ende des Amts Eich 1807
Mit der Eroberung des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel durch die napoleonische Armee wurde Braunschweig als Regierungsbereich und somit auch das Amt Eich 1807 aufgelöst und in das neu geschaffene Königreich Westfalen eingegliedert.
"Dessen König wurde Napoleons Bruder Jerome (...) Eingeteilt in Departements bildete Braunschweig das V.Dep. Oker. Das Departement zerfiel in Distrikte, diese wieder in Cantons.
Von letzteren war Bettmar der 4. An der Spitze stand ein Cantons-Maire, dem dann die Orts-Maires unterstellt waren. Ihnen war sogar ein Dienstanzug vorgeschrieben.
Diese Herrlichkeit war für das Land eine äussere und innere Last. Spitzelei und Verräterei feierten Triumphe, ein Nachbar war gegen den anderen. Kriecherei an allen Ecken und Enden.
Nach der Schlacht bei Leipzig brach dieses Königtum elendiglich zusammen. Jerome floh aus Cassel (26.Oktober) und am 5.November konnten die braunschweigischen Wappenschilder wieder angebracht werden. Friedrich Wilhelm, der schwarze Herzog, kehrte am 23. Dezember unter dem Jubel der Bevölkerung zurück.
Durch Verordnung vom Januar 1814 wurden Kreisgerichte eingesetzt, die Rechtssprechung und Verwaltung handhabten. 1825 wurden daraus Kreisämter, 1825 wurde das Kreisamt von Bettmar nach Vechelde in das alte Schloss verlegt. 1832 wurden die Kreisdirektionen errichtet. 1849 wurde Rechtssprechung und Verwaltung getrennt.
Timmerlah gehört fortan zur Kreisdirektion Braunschweig und zum Amtsgericht Vechelde. (...) Die Orte nahe Braunschweig (wurden zusammengelegt, Anm.d.Verf.) zum Amtsgericht Braunschweig - Riddagshausen (...), darunter auch Timmerlah.
Mit Einführung der Kreisverordnung im Jahre 1871 wurden die in jedem Kreis durch die Vertreter der Gemeinden gewählten Amtsräte aufgehoben und an ihre Stelle der Kreis Kommunal Verband gesetzt (Kreisausschuss und Kreisversammlung).
Vor der westfälischen Zeit hiess das Oberhaupt der Gemeinde Bauermeister und ging das Amt unter den Bauern Reih um. Nach Wiedererlangung der Selbstständigkeit kam der Titel Ortsvorsteher auf – die Ernennung erfolgte durch die Aemter.
Nach Einführung der Landgemeinde Ordnung heissen sie Gemeinde Vorsteher und werden von der Gemeinde gewählt." (Cramm 1930, Band 1, Vorspann E ff.)
Die Eichenblätter im Wappen von Timmerlah zeugen noch heute von der damaligen Zugehörigkeit zum Amt Eich, übrigens ebenso in den Wappen von Denstorf und Lamme