Einweihung Günter-Sauer-Weg

Rede des Heimatpflegers Bernd Aumann am 4.7.2014

Günter Sauer 1940-2012© Quelle: Heimatpfleger B. Aumann

Liebe Honoratioren, liebe Familie Sauer (liebe Renate, lieber Kai), liebe Bürgerinnen und Bürger von Timmerlah,

Günter war wie alle Heimatpfleger ein "Jäger und Sammler", der versucht hat, die einzelnen Mosaiksteine unserer timmerlah`schen Geschichte für die Nachwelt, für uns alle, im übertragenen Sinne zu erjagen, d.h. zu sichten, zu bewerten und zu bewahren.

Dabei konnte Günter, genau wie ich jetzt, an die Arbeit unserer Vorgänger anknüpfen. Hier seien insbesondere die vielzahligen früheren Pastoren als Geschichtsschreiber und der für unser Dorf wichtige Friedrich Wilhelm Cramm (1874-1942) zu nennen.

Herr Cramm war wie Günter und viele andere von uns ein Zugereister, der sich ebenfalls u.a. im Kirchenvorstand und als Kommunalpolitiker im Braunschweigischen Landtag betätigte und später sogar bis zur Auflösung im Jahre 1930 im damaligen Reichstag war und uns durch die danach frei gewordene Zeit 1933 umfangreiche Unterlagen über die timmerlah`sche Geschichte hinterlassen hat.

Als Heimatpfleger ist Günter auf seine Mitbürger zugegangen, hat sich mit Ihnen über die tim. Geschichte unterhalten und uns einige Interviews in Cassettenform hinterlassen. (Jüngere wissen vielleicht nicht mehr, was das ist, deshalb habe ich mal eine mitgebracht....)

Viele Ältere von Ihnen werden sich sicher noch an den früheren Arzt Dr. Wedemeyer erinnern, der mit einem der letzten Verwundetentransportzüge in unsere Region kam und dann in Timmerlah, wie viele andere auch, "strandete", blieb und lange Jahre hier als Arzt arbeitete.

Ich denke dabei auch an Frau Lütt, mit der er viele Stunden kurz nach ihrem 90.Geburtstag zusammensaß und sie interviewte. Es ist eine Freude, hier zuzuhören und versetzt mich immer wieder in Staunen, mit welcher Lebendigkeit, Klarheit und mit welchem Faktenreichtum sie aus vergangenen Tagen berichtete. Und dann befragte Günter Frau Lütt nochmals im Alter von fast 94. Phantastisch. - Renate weiß sicher noch, wovon ich spreche, denn sie war damals dabei.

D.h. Günter ist mir immer noch sehr nahe bei meiner heimatpflegerischen Arbeit, wenn ich seine Stimme höre oder seine Ausführungen lese.

Das Ergebnis seiner Arbeit sind gefüllte, kleine Schatztruhen mit Geschichtlichem über Timmerlah, die sich nunmehr in meinem Arbeitszimmer in Form von Ordnern und Schachteln befinden bzw. zum Teil bereits von mir unter www.timmerlah.de online gestellt wurden, so dass grundsätzlich jeder von Ihnen hierauf Zugriff hat.

So war es auch Günters Bestreben, diese Schätze nicht allein im Archiv des Heimatpflegers zu belassen, sondern Sie zum Leben für seine Mitbürger zu erwecken.

Er hat Vorträge erarbeitet, Artikel im "Rund um den Kirchturm" oder im "Timgeist" geschrieben, am Tag des Denkmals Einblicke in die lebendige Geschichte unseres Ortes gewährt, z.B. in die Geschichte der Dorfschmiede oder unserer einmaligen Zwiebelturmkirche.

Oder er ist mit Bürgern u.a. an die Grenzen unseres ehemaligen Dorfes gegangen und hat in der Natur auf die geschichtsträchtigen Punkte wie die Landwehr der alten Stadt Braunschweig oder die Bombentrichter im Timmerlaher Busch aufmerksam gemacht, die dadurch entstanden sind, das dieser nachts hell erleuchtet wurde und so den alliierten Bombern suggerierte, dass dies der braunschweiger Flughafen sei und hier die Bomben abzuwerfen sind. An solche Ausflüge können sich sicher noch viele gut erinnern.

Diese erfolgreiche heimatpflegerische Arbeit war nur möglich durch ein geeignetes Umfeld engagierter Mitbürger und natürlich seiner Familie, die ihm mit Rat und Tat zur Seite stand.

Lieber Kai, war diese Liebe Deines Vaters zur Geschichte möglicherweise auch ein Aspekt, warum Du Geschichte studiert hast und Deinen Vater während deines Studiums tatkrätig mit vielen Analysen und Informationen über Timmerlah unterstützt hast? - Denkbar wärs...

Eine der angenehmen Aufgaben eines Heimatpflegers kann es sein, an der Namensgebung von Strassen, Plätzen oder des hier zu enthüllenden Schildes mitzuwirken.

Für das vor mehr als 10 Jahren neu geschaffene Baugebiet Hopfengarten, an dessen Grenze wir stehen, hat Günter diverse Straßen und Wegenamen vorgeschlagen, die dann auch umgesetzt wurden, wie z.B. der der Georg-Althaus-Strasse. Sie erinnert an den sogenannten "Zigeunerpastor" erinnert, der 1935 mit seinen timmerlaher und broitzemer Konfirmanden "Für die Juden betete" und sich damit den "Zorn" des Naziregimes zuzog.

Pastor Althaus hat sich mit seiner Zivilcourage u.a. für die Menschenrechte und gegen die Ausgrenzung von Minderheiten eingesetzt und bleibt uns so stets mahnend im Gedächtnis, uns gegen jede Form von Ausgrenzung oder neudeutsch "mobbing" mit all unseren Mitteln zur Wehr zu setzen.

Und jetzt stehen wir vor dem Strassenschild des "Günter-Sauer-Weges", dass uns stets an sein Wirken als Kommunalpolitiker und Heimatpfleger in unserem schönen Ort erinnern wird. Eigentlich wollte Günter nur dazu beitragen, die Geschichte von Timmerlah zu bewahren und jetzt ist Günter selbst ein Teil unserer Geschichte geworden. Günter hat seinen Fussabdruck in der Geschichte unseres Ortes hinterlassen.

Ich bin stolz darauf, seine Arbeit fortsetzen zu dürfen und danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

Timmerlah mit Günter-Sauer-Weg© Quelle Stadt Braunschweig, Textergänzung v. Heimatpfleger B.Aumann

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