Stadtplan 1932

Stadtplan 1932

Kartentechnik und Gestaltung der Karte

Auf Anregung der städtischen Vermessungsabteilung entschloss sich 1929 der Georg Westermann Verlag, einen neuen Stadtplan herzustellen. Eine  derartige Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung und einem privaten Verlag galt als vorbildlich für andere Großstädte.

Als Grundlage für den Plan dienten die städtischen Rahmenkarten im Maßstab 1:3.000. Der neue Stadtplan sollte den Inhalten der Rahmenkarten entsprechen und somit außer allen Verkehrswegen auch sämtliche Gebäude und Grundstücksgrenzen enthalten. Die gesamte Bodenbedeckung mit Gärten, Wiesen, Feldern und Wäldern sollte ebenfalls abgebildet werden. Aufgrund der dichten Bebauung in der Innenstadt wählte man hier eine andere Darstellung und hob nur öffentliche Gebäude und Sehenswürdigkeiten hervor.

Für die Situationszeichnung wählte man das Verfahren der Steingravur. Im Gegensatz zur Lithographie – bei der das Druckbild mittels fetthaltiger Tusche auf die Oberfläche eines Kalkschiefersteins gezeichnet wird – wird bei der Steingravur mit Steinnadeln oder geschliffenen Diamantsplittern direkt in die Oberfläche des polierten Steins geritzt. Auf diese Weise sind Striche geringerer Breite zu erzielen, womit ein detaillierteres Kartenbild erzeugt werden kann.

Die Böschungsschraffuren der Wallanlagen, die Grundrisse der Gebäude und auch die Kartenschrift zeigen eindrucksvoll, wie fein die kartographische Zeichnung ausgeführt wurde. Ein anschließendes Handkolorit diente als Vorbild zur Anfertigung verschiedener Farbplatten.

Die Karte als Spiegel der Stadtgeschichte

Ausstellungstafel Zeitpläne© © Stadt Braunschweig, Abteilung Geoinformation, 2013

Die Erweiterungen des Stadtgebiets in den 1920er Jahren dokumentiert dieser Stadtplan unter anderem mit der Eintragung des Bebelhofes, des Stahlhelmhäuserblocks am Wendenring und dem Siegfriedviertel. Letzteres kam erst 1933 zum Abschluss, wird jedoch bereits mit rot gezeichneten Straßenzügen im Planungszustand markiert. Nördlich von Lehndorf war darüber hinaus die Siedlung Freiland entstanden. Weitere große Neubauprojekte waren das Eintracht-Stadion und das Stadtbad zwischen Bahnhofspark und Hollands Garten.

MIt roter Farbe sind im Stadtplan von 1932 zahlreiche weitere Straßen als geplant eingetragen – nicht alle sind realisiert worden. Ebenfalls im Planungszustand sind der Mittellandkanal und der Hafen bei Veltenhof dargestellt.

Darüber hinaus ist in der Karte ablesbar, dass einige Straßen im Laufe der Jahre mehrfach umbenannt wurden. Ein Beispiel, das dies eindrucksvoll zeigt, ist die heutige Jasperallee. 1899 wurde die Straße als »Kaiser-Wilhelm-Straße« benannt. 1928 erfolgte eine Umbenennung in »Friedensallee«. 1933 erhielt sie den Namen »Kaiser-Wilhelm-Straße« zurück. Ab 1945 hieß die Straße dann wieder »Friedensallee«, bevor sie 1946 als »Jasperallee« benannt wurde.

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