Am 29. Februar ist Equal Care Day, der Tag, der nur alle vier Jahre sichtbar ist und der auf die ungleiche Verteilung von Sorgeverantwortung und auf die geringe Wertschätzung der Sorgearbeit hinweisen soll. In diesem Jahr rufen Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, Frauenberatungsstelle, ver.di und DGB zu einer großen Kundgebung auf. Am 29.2.24 werden wir ab 16 Uhr mit zahlreichen Gruppen, Institutionen und betroffenen Menschen auf dem Schlossplatz auf einen Notstand aufmerksam machen:
Auf die Sorge-Krise.
Der Begriff „Sorge-Krise“ oder „Care-Krise“ umfasst eine wachsende Problemlage im gesamten Sorge-Bereich (Pflege, Betreuung, Bildung, Versorgung, Unterstützung). Hier drei Beispiele, stellvertretend für viele andere Sektoren, die bereits ebenfalls – zu Lasten der Betreuten wie auch der Beschäftigten - am Limit sind:
- 200 000 Vollzeitkräfte fehlen bundesweit in der Pflege, Tendenz steigend, bei gleichzeitig steigendem Pflegebedarf (Berufsverband für Pflegeberufe, 2022)
- 23 800 Lehrkräfte werden bis 2035 fehlen, prognostiziert die Kultusministerkonferenz. Gleichzeitig soll der Unterricht an Grundschulen ausgeweitet werden.
- 384 000 Kita-Plätze fehlten 2023 laut Bertelsmann-Stiftung bei einem ebenfalls steigenden Betreuungsbedarf.
Der Frauenanteil liegt in diesen Berufsgruppen bei ca. 80% (z. B. Pflege 2022 82%, Kinderbetreuung (Kita) 2022 92%).
Wer muss die wachsenden Versorgungslücken schließen? Die Arbeit wird im privaten und familiären Rahmen zusätzlich geleistet werden müssen. Dabei gehen Familien und Angehörige schon heute über die Grenzen ihrer Belastbarkeit. 80% der Pflege finden aktuell im privaten Rahmen statt, der größte Teil der Kinderbetreuung wird von zumeist erwerbstätigen Eltern/Müttern geleistet.
Für viele bedeutet private Sorgeverantwortung ein 24-Stunden-Bereitschaftsdienst ohne Wochenende oder Urlaubsanspruch und zudem nicht selten mit der Perspektive: Altersarmut.
Menschen wollen und brauchen eine eigenständige Existenzsicherung. Zugleich wollen sie sich (zum Glück!) kümmern und füreinander sorgen. Beides zu ermöglichen, ist eine politische und gesamtgesellschaftliche Aufgabe und liegt nicht nur in der privaten Verantwortung.
Wir alle brauchen Sorgearbeit in jedem Alter. Dies beginnt schon vor der Geburt und bleibt so bis zu einem möglichst würdevollen Lebensende.
Höchste Zeit, Sorgearbeit als das anzuerkennen, was sie ist: Eine immense gesellschaftlich notwendige Wertschöpfung durch arbeitende Menschen und die Basis und Voraussetzung für jede Form von Produktivität. (Weitere Infos: https://equalcareday.de)