LIFE-Atlantische Sandlandschaften
Die Stadt Braunschweig ist Teil des LIFE-Projekts „Atlantische Sandlandschaften“ des Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN).
Mit Hilfe dieses europäischen Projekts sollen seltene Arten und Lebensräume auf Sandböden gefördert und erhalten werden.
Die in Braunschweig vorkommende seltene und streng geschützte Knoblauchkröte ist an solche, von Sandböden geprägte Lebensbereiche, gebunden. Ihr Kernlebensraum liegt im Naturschutzgebiet Riddagshausen. Hier findet sie in einem größeren Bereich geeignete Lebensbedingungen. Aber auch an vereinzelten anderen Standorten, wie in der Nähe des Naturdenkmals Schwedenkanzel, zwischen Dowesee und Schunter oder nördlich von Hondelage ist sie zu finden. Um sie besser zu schützen und die einzelnen Vorkommen miteinander zu verbinden sind daher verschiedene Maßnahmen im Rahmen des Projekts „Atlantische Sandlandschaften“ geplant, bzw. bereits umgesetzt.
Auf der Piepenwiese im Naturschutzgebiet Riddagshausen wurden vier Gewässer zum Schutz der Knoblauchkröte renaturiert. Dabei wurden Schlamm und Bewuchs entfernt und das Ufer neu modelliert. Diese Maßnahmen sorgen für flache, gut besonnte Ufer, die sich schnell erwärmen und den Kaulquappen optimale Wachstumsbedingungen bieten. Zudem verhindert das Entfernen der Ufervegetation ein Zuwachsen, sogenanntes Verlanden und somit das Verschwinden der Kleingewässer. Auch der hier vorkommende Schlammpeitzger, eine stark bedrohte Fischart, profitierte von diesen Maßnahmen. Dies konnte bei späteren Untersuchungen festgestellt werden.
Auch auf der Langen Wiese zwischen Wabe und Mittelriede wurde ein Gewässer auf diese Weise renaturiert, ein zweites neu angelegt. Auch zwei bereits vorhandene Gewässer ergänzen diesen Gewässerkomplex. Zur Erfolgskontrolle der Arbeiten wurde ein Jahr später ein Monitoring durchgeführt. Das heißt, es wurde mittels mehrmaliger vor Ort Kontrollen nach Laich, Kaulquappen und rufenden Tieren der Knoblauchkröte gesucht.
Bisher konnten bei den Begehungen nur in einem neuen Gewässer Knoblauchkröten nachgewiesen werden. Jedoch leben in jedem der vier untersuchten Gewässer bereits Amphibien, unter ihnen auch der streng geschützte Kammmolch. Die Untersuchung zeigte außerdem, dass die Gewässer potentiell für die Knoblauchkröte geeignet sind. Es ist daher anzunehmen, dass die Tiere die hergerichteten Gewässer schnell besiedeln und zu ihrem neuen Lebensraum machen.
An der Hordorfer Straße zwischen Volkmarode und Schapen soll eine neue Leiteinrichtung mit Amphibientunneln unter der Straße entstehen. In diesem Bereich befindet sich ein Schwerpunktvorkommen dieser Amphibienart in Braunschweig. Die verschiedenen Teilbereiche ihres Lebensraums sollen besser verknüpft werden. Die Tunnel sollen ermöglichen, dass die Tiere gefahrlos zwischen ihren Winterlebensräumen und den Laichgewässern wandern können. Auch die verschiedenen Teilpopulationen können so besser miteinander verbunden werden. Untersuchungen am Messeweg in Braunschweig zeigen, dass auch viele andere Amphibien- und Reptilienarten bis hin zu Säugetieren wie Fischotter von diesen Maßnahmen profitieren und die Tunnel zum gefahrlosen queren von Straßen nutzen.
Eine weitere Maßnahme ist die Entwicklung von Borstgrasrasen in den Kleiwiesen bei Braunschweig durch Beweidung mit Wasserbüffeln. Der Borstgrasrasen ist ein europaweit geschützter Lebensraumtyp der sich in Braunschweig im Landschaftsschutzgebiet „Querumer Holz“ befindet. Hier sollen feste und mobile Zäune errichtet werden um die Beweidung gezielt steuern zu können. Außerdem soll durch eine so genannten „Mahdgutübetragung“ mithilfe des Heus Saatgut eines anderen Bortgrasrasens auf der Fläche ausgebracht werden.