Stadtchronik Braunschweig
Die Chronik bietet Ihnen Einträge zu politisch, kulturell und wirtschaftlich bedeutsamen Ereignissen und Personen, die einen Überblick zur Stadtgeschichte geben.
Stadtchronik
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Einträge für das Jahr 1945 (Anzahl: 73)
07. bis 08. April 1945
Wilder Barrikadenbau in der Stadt auf Anordnung der NSDAP.
10. April 1945
Nachmittags. Abbruch der errichteten Barrikaden. Entlassung der kasernierten Ausbildungspolizei. Ab 18 Uhr Beschießung durch Tiefflieger. 19 Uhr Verhandlung des Generals Karl Veith mit den Amerikanern in Wedtlenstedt. Er verspricht, die Stadt von Truppen zu entblößen, will aber mit seinen Truppen nicht kapitulieren, sondern sich zurückziehen. Daher ab 19.45 Beginn der Beschießung der Stadt durch Artillerie bis morgens 8.00 Uhr. Der Artilleriebeschuss ist von Tieffliegerbeschuss begleitet.
11. April 1945
4.00 Uhr Abrücken der uniformierten Polizei aus ihren Stellungen. Ab etwa 11.00 Uhr bis 20.00 Uhr erneute Beschießung der Stadt durch Artillerie und Tiefflieger. Nachmittags Selbstmord des Bürgermeisters Dr. Hans-Joachim Mertens. Abends Ernennung des Rechtsanwalts Dr. Erich Bockler zum Oberbürgermeister und des Polizeihauptmanns Stahl zum Polizeipräsidenten durch Ministerpräsident Klagges. Flucht des NSDAP-Kreisleiters Heilig. Vordringen der amerikanischen Panzer bis an den Rand der Innenstadt zwischen 19.00 und 23.00 Uhr.
12. April 1945
Besetzung der Stadt durch die Amerikaner in den frühen Morgenstunden. Bestätigung des Rechtsanwalts Dr. Erich Bockler als Oberbürgermeister durch die Amerikaner.
13. April 1945
Verhaftung des Ministerpräsidenten Klagges. Es übernimmt zunächst Ministerialrat Gerhard Marquordt, dann Ministerialrat Lehmann die Führung der Geschäfte des Staatsministeriums. Beide jedoch werden verhaftet.
15. April 1945
Beschlagnahme des Veltheimschen Hauses auf dem Burgplatz für die Alliierten.
24. April 1945
Nach Lehmanns Verhaftung wird Hubert Schlebusch durch die Militärregierung mit der Führung der Geschäfte des Staatsministeriums beauftragt (Katholisches Mitglied der SPD. Zunächst Volksschullehrer, dann Oberinspektor und Hauptvertreter mit dem Sitz in Braunschweig der Schweizerischen Lebensversicherungs- und Rentenanstalt in Zürich). Sein Dienstantritt erfolgt bereits am 22. April. Die vakante Stelle eines zweiten Ministers für Justiz und Volksbildung übernimmt am 01. Mai nebenamtlich und am 01. Juni hauptamtlich der Oberbürgermeister Dr. Bockler. Nach dessen Ausscheiden am 31. Juli bleibt der zweite Ministerposten unbesetzt. Als wichtigste Mitarbeiter des Staatsministers Schlebusch werden ernannt die "Abteilungspräsidenten" bzw. "-Leiter" Dr. Gerhard Weißer, Vertreter des Staatsministers Gustav Arendts, Prof. Dr. Edmund Frohne, Otto Keunecke und Karl Wolf.
01. Mai 1945
Das Polizeipräsidium wird vorübergehend dem Oberbürgermeister unterstellt. Polizeipräsident wird der ehemalige Polizeipräsident Wilhelm Buchterkirchen, der wegen zu hohen Alters am 30. September ausscheiden muss. Neben dem Oberbürgermeister treten als zweiter Bürgermeister der Rechtsanwalt und Notar Hugo Macke bis 31. Dezember und die Stadträte Karl Kellner, Stadtbaurat a. D. für das Bauwesen - bereits seit 27. April im Dienst - und Studienrat Dr. Adolf Wolters bis 31. Juli an.
07. Mai 1945
Wiedereröffnung eines beschränkten Eisenbahnverkehrs für Personen. Erhebliche Erweiterung bis Peine, Holzminden, Öbisfelde, Oschersleben, Helmstedt und Harzburg um den 01. Juni. Die Leitung für das Gebiet Braunschweig übernimmt Prof. Dr. Frohne.
11. Mai 1945
Aufhebung der Verdunkelung.
01. Juni 1945
Der frühere Oberbürgermeister der Stadt Braunschweig Ernst Böhme (SPD) übernimmt erneut die Führung der Stadt. Zu Stadträten werden ernannt: Johannes Göderitz für das Bauwesen (neben Kellner am 26. Juli)., Wilhelm Staats für das Schulwesen usw. an Stelle des ausscheidenden Wolters am 18. Juni, Medizinalrat Dr. Friedrich Lube für das Medizinwesen zugleich auch als Stadtarzt am 01. Juli und Dr. Frank am 09. Juli. Zu Oberbauräten werden ernannt Dr. Ing. Kraemer am 09. Mai und Dr. Ing. Böhlke am 01. Juni.
05. Juni 1945
Ablösung des amerikanischen Townmajors durch den englischen Townmajor. Ablösung der amerikanischen Truppen durch englische im Laufe des Junis.
08. Juni 1945
Bildung eines Präsidiums des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes für den Freistaat Braunschweig.
14. Juni 1945
Wiederaufnahme des Straßenbahnverkehrs, zunächst nur auf den Linien Braunschweig-Wolfenbüttel und Braunschweig-Ölper. Wesentliche Erweiterung des Straßenbahnnetzes Ende August.
20. Juni 1945
Wiedereinrichtung eines beschränkten Postverkehrs, zunächst nur in den Direktionen Braunschweig und Hannover, seit 01. Juli für die ganze britisch besetzte Zone. Oberpostpräsident wird Ferdinand Zaubitzer.
25. Juni 1945
Erweiterung der bis dahin auf den Stadtkreis beschränkten Passierfreiheit der Stadtbevölkerung auf einen Umkreis von 100 km.
16. Juli 1945
Bestellung eines neuen Präsidenten der Wirtschaftskammer. Präsident Generaldirektor Rudolf Eggers in der Firma Büssing, Hauptgeschäftsführer Dr. Hans Ballhausen. In der Folgezeit wird die Wirtschaftskammer wieder in eine Industrie- und Handelskammer alten Stils umgewandelt.
17. Juli 1945
Straßenumbenennungen aus politischen Gründen.
20. Juli 1945
Wiedereröffnung von 33 Gaststätten, hauptsächlich zur Verabfolgung von Mittagessen.
22. Juli 1945
Wiedereröffnung der Kammermusikabende in der in "Kanthochschule" umbenannten Rusthochschule. Nach Schluss, späterhin zu Beginn der Veranstaltungen, wird die englische Nationalhymne gespielt.
Informationen
Die Chronik der Stadt Braunschweig wurde in den 1930er Jahren von Mitarbeitern des Stadtarchivs angelegt. Für die bis zum Jahr 1933 aufgeführten Ereignisse wurden schriftliche Belege aus den Beständen des Archivs, insbesondere von alten handschriftlichen Chroniken, herangezogen.
Seit 1934 werden die Einträge fortlaufend geführt und basieren in erster Linie auf Meldungen der regionalen Presse, wie der Braunschweigischen Landeszeitung (erschienen bis 1936), der Braunschweiger Tageszeitung (erschienen bis 1945) und der Braunschweiger Zeitung (erscheint seit Januar 1946). Die zunächst handschriftlichen Aufzeichnungen sind in eine Datenbank übertragen worden. Die Chronik ist somit ein Zeitdokument und spiegelt die jeweils zeitgenössische Sichtweise wider.
Für die vorliegende Internetversion wurde auf redaktionelle Anpassungen und Kürzungen weitestgehend verzichtet, um den Charakter als historisches Dokument zu bewahren. Alle Einträge, insbesondere diejenigen aus der Zeit des Dritten Reiches müssen in ihrem damaligen Kontext gesehen werden. Bei der Übertragung von Daten können Fehler auftreten, deshalb wird für die Vollständigkeit und Richtigkeit aller Einträge keine Gewähr übernommen. Für ausführliche Informationen zu den Chronikeinträgen steht Ihnen das Stadtarchiv gern zur Verfügung.
Kennen Sie ein bedeutendes historisches Ereignis, das nicht in der Stadtchronik aufgeführt ist? Dann schicken Sie eine E-Mail mit entsprechender Quellenangabe an das Stadtarchiv. Auch für Hinweise, Kritiken oder Korrekturen sind wir dankbar.
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