Werdegang Pastor Althaus
Als im Jahr 1932 der Timmerlaher Pastor, Superintendent Hans Radkau, in Pension ging, wurde im darauffolgenden Jahr Georg Althaus sein Nachfolger. Althaus war 1898 in Mamba in Deutsch-Ost-Afrika als Sohn des Missionars Gerhard Althaus aus Fallersleben geboren worden. Er hatte in Leipzig, Rostock, Tübingen und Göttingen evangelische Theologie studiert und war seit 1927 Seelsorger in Grünenplan bei Alfeld gewesen. Im selben Jahr hatte er auch geheiratet. Zu seiner Familie gehörten acht Töchter (Adelheid, Gudrun, Elisabeth, Friederike, Rotraut, Dorothea, Maria, Hanna) und zwei Söhne (Gerhard, Ludwig). Einer seiner Brüder, Adolf Althaus, war ebenfalls Pastor in der Braunschweiger Landeskirche, er fiel 1944 im 2. Weltkrieg1; ein weiterer Bruder, Ludwig, starb bereits 1918 im 1. Weltkrieg. Darüber hinaus war der bekannte und umstrittene Theologieprofessor Paul Althaus sein Vetter.
Georg Althaus war konservativ-bürgerlich eingestellt, galt aber als unpolitisch. Seit 1927 arbeitete er als Pastor in Grünenplan bei Alfeld, einer Arbeitergemeinde, in der er für die kirchliche Arbeit besonders ungünstige Bedingungen vorfand. Schon hier bekam er Schwierigkeiten, weil er mit der verwaltungstechnischen Seite seines Berufes überfordert war. Dies sollte sich durch sein gesamtes Berufsleben hindurch als großes Problem für ihn und die Gemeinden sowie als Ursache für dienstliche Auseinandersetzungen auswirken. So charakterisierte Bischof Bernewitz ihn schon 1931 als „guten Willens, leicht erregbar, er nimmt sich alles schwer zu Herzen, arbeitet als Pastor treu und gewissenhaft“ und empfahl, Althaus „sollte am besten von der Kassenführung entlastet werden“2. In Grünenplan fiel der Pastor 1933 zudem erstmals den Nazis auf, als es nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten auch hier zu einer Verhaftungswelle unter den zahlreichen Sozialdemokraten und Kommunisten kam. Althaus mißbilligte diese Willkürmaßnahmen öffentlich. Er schrieb 1953, er habe in Grünenplan weggemußt, weil er „den mißhandelten Dissidenten und Arbeitern meiner Gemeinde mein Mißfallen über die an ihnen von den Nazis vollführten Übergriffe zum Ausdruck gebracht und mich für eine gerechte Behandlung der Juden eingesetzt habe“3. Auf diese öffentliche Äußerungen hin betrieb Bischof Beye seine Versetzung4.
Im folgenden wird zunächst der Weg beschrieben, den Braunschweig, die Braunschweigische Landeskirche und auch Timmerlah einschlugen, der ins Dritte Reich und vor 50 Jahren auch zum äußeren Zusammenbruch Deutschlands führte und der den Hintergrund der Vorgänge um Althaus bildete, die anschließend im Mittelpunkt stehen werden.
1 Seebass, G. und Freist, F.-W.: Die Pastoren der Braunschweigischen evangelisch-lutherischen Landeskirche seit Einführung der Reformation, Band 2. Wolfenbüttel 1974, S. 6.
2 Landeskirchenarchiv Braunschweig (LABS) Personalakte Althaus Bd. 1 Bl. 51.
3 Brief an den Antikommunist. Volksbund für Frieden und Freiheit vom 28.11.1953 (LABS acc. 8/74 16).
4 LABS Personalakte Althaus Bd. 1 Bl. 410 ff.